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Rückkehrerin Johaug: Eisprinzessin mit Schönheitsfehlern

Therese Johaug spaltet die Langlauf-Welt
Therese Johaug spaltet die Langlauf-Welt
Foto: © getty, Laurent Salino/Agence Zoom
22. Februar 2019, 11:17

Therese Johaug kehrt nach ihrer Dopingsperre auf die WM-Bühne zurück. Zu schlagen ist sie wohl kaum. Dennoch bleibt die Norwegerin umstritten.

Weltgeschichtlich war es stets ein Großereignis, wenn königliche Hoheiten aus der Verbannung zurückkehrten. Warum sollte dies also bei Therese Johaug anders sein? Heerscharen von Journalisten drängten sich im Tagungsraum des Alpenbad-Hotels in Leutasch, als Norwegens Skilanglauf-Herrscherin am frühen Freitagmorgen zum Volke sprach. Und wenn Johaug vor der Rückkehr auf die WM-Bühne nach 1457 Tagen gewissermaßen im Doping-Exil wirklich so nervös war, wie sie sagte, blieb dies unbemerkt.

"Ich will und muss mich nur auf das konzentrieren, was ich mache", sagte Therese, die Eisprinzessin. Mit eingefrorenem Lächeln handelte sie am Tag vor dem Skiathlon in Seefeld, der eigentlich gar nicht anders enden kann als mit einem klaren Johaug-Sieg, auch die heikleren Themen kühl-bestimmt ab. Ihre Dopingsperre? Vergangenheit. Ihr Verhältnis zu Weltverbands-Präsident Gian Franco Kasper, der sie gerne deutlich länger gesperrt hätte? Kein Kommentar. Die großen Erwartungen der norwegischen Fans? Sind deren Erwartungen, nicht ihre.

Norwegen erwartet vier Johaug-Titel

"Meisterschaften sind Meisterschaften, und wir Langläufer sind eben auch nur Menschen. Ich weiß, dass ich eine gute Form habe, dass die Vorbereitung gut war. Es gibt aber keine Sicherheiten", sagte die 30-Jährige. Dies klang nach gnadenlosem Understatement angesichts dessen, dass Johaug in ihrer Comeback-Saison nach 18-monatiger Dopingsperre, die ihr die leichtfertige Verwendung eines Lippenbalsams mit unerlaubten Wirkstoffen eingebracht hatte, kein einziges Distanzrennen verloren hat.

Dass Johaug im Jahr nach dem Rücktritt ihrer großen Landsfrau Marit Björgen diese Lücke ausfüllen wird, ist ausgemachte Sache, das Langlauf-Volk Norwegen erwartet vier Titel in Seefeld von ihr. "Ich bin deshalb natürlich nervös, das ist doch normal", sagte sie: "Ich war schließlich lange nicht mehr auf einer solchen Bühne, so viel kann passieren."

Streitfall Johaug

Dass Johaug dort auftreten darf, war nicht selbstverständlich. Norwegens Verband sah ihren positiven Test im Herbst 2016 als mittelschweren Fall an, befand, 13 Monate Sperre seien ausreichend. FIS-Präsident Kasper sah das anders, stellte vier Jahre Sperre in den Raum, brachte den Fall vor den internationalen Sportgerichtshof CAS. Man traf sich irgendwo in der Mitte, Johaug verpasste die WM 2017 und Olympia 2018.

Unter den Langlauf-Großmächten bleibt das Thema Johaug ein Zankapfel. Die Norweger mosern, dass ihr Aushängeschild unverhältnismäßig lange gesperrt worden sei, während die FIS die notorisch manipulierenden Russen weitestgehend straffrei davonkommen lasse.

Den Russen missfällt, dass Johaug als doch zweifelsfrei überführte Sportkriminelle wieder bei einer WM antreten dürfe, während sie selbst ständig und völlig grundlos als Erzschurken behandelt würden. Und den Schweden sind sie alle Dornen in den Augen, Johaug wie Russen.

WM 2019 Seefeld (AUT)

1NorwegenTherese Johaug36:54.50m
2NorwegenIngvild Flugstad Østberg+57.60s
3RusslandNatalia Nepryaeva+58.70s
4NorwegenAstrid Uhrenholdt Jacobsen+1:02.00m
5SchwedenFrida Karlsson+1:07.40m

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