In Abwesenheit des verletzten Kitzbühel-Siegers Thomas Dreßen gehören die deutschen Männer bei der WM-Abfahrt zu den Geschlagenen, auch die Frauen enttäuschen. Alpinchef Wolfgang Maier will nicht nach Ausreden suchen.
Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl und Co. verneigten sich in Ehrfurcht vor den norwegischen Alpinkönigen, Viktoria Rebensburg kniete vor der langjährigen Speed Queen Lindsey Vonn im schwedischen Schnee: Beim märchenhaften Abfahrtswochenende bei der WM in Are konnten die deutschen Athleten und Athletinnen der Konkurrenz nur staunend gratulieren. Während sich Aksel Lund Svindal hinter Kumpel Kjetil Jansrud den Abschied versilberte und Vonn vor den Augen des großen Ingemar Stenmark in ihrem letzten Rennen zu Bronze raste, kam kein DSV-Starter auch nur in die Top 10.
"Ich bin sehr ernüchtert", sagte Alpinchef Wolfgang Maier, "dass das kein Traumergebnis ist, steht außer Diskussion." Besonders bei den Frauen mit Medaillenanwärterin Kira Weidle war er "ein bisschen überrascht, dass wir gar nicht zulegen konnten. Aber ich werde nicht das Messer rausholen, es ist keine schlecht Ski gefahren." Dennoch: Die Ränge elf, zwölf und 13 durch Rebensburg, WM-Debütantin Michaela Wenig und Weidle beim Sieg von Titelverteidigerin Ilka Stuhec (Slowenien) waren eine "Watschn".
Dreßen-Ausfall wiegt in der Abfahrt besonders schwer
Die Männer standen ohne die verletzten Thomas Dreßen und Andreas Sander auf verlorenem Posten. "Man hat ja gesehen", sagte Maier, "wie der Dreßen im vergangenen Jahr hier gefahren ist." Dritter im Super-G, Fünfter in der Abfahrt - elf Monate vor der WM war Dreßen beim Weltcup-Finale an gleicher Stelle mittendrin gewesen in der Weltspitze. Aber der Kitzbühel-Sieger fehlte diesmal wie Sander wegen eines Kreuzbandrisses, "und dann", ergänzte Maier, "stehst du da wie der Depp und denkst dir: Kruzefix."
Mit "hätte, wäre, wenn" wollte sich Maier aber nicht allzu lang aufhalten nach der Männer-Abfahrt, die für die deutschen Starter eher einem Schlag in die Magengrube gleichkam. Rang 25 für Dominik Schwaiger, Rang 28 für Ferstl, Rang 32 für Manuel Schmid. Auch ohne Dreßen hatten Maier und die Trainer damit gerechnet, "dass wir einen unter die Zehn bringen und einen unter die 20. Das hätten wir uns schon zugetraut."
DSV fährt auch in der Materialschlacht weit hinterher
Doch als es am unberechenbaren Berg Areskutan nach zweimaliger halbstündiger Verschiebung zur Überraschung vieler Rennläufer dann plötzlich losging, waren die Deutschen offensichtlich nicht im Wettkampfmodus. Und hatte Maier zu Beginn der Woche nach der chaotischen Anreise noch behauptet, "wir sind keine Heulsusen", jammerte zumindest Ferstl, im Super-G noch respektabler Sechster, ein bisschen rum: "Ich habe mich ziemlich an die Ideallinie gehalten, aber egal, wo man gefahren ist, ist man immer im Tiefschnee gefahren."
Maier sah seine Mannschaft materialtechnisch im Nachteil. Er sei überrascht davon gewesen, dass die Konkurrenz bei über die Woche steigenden Temperaturen noch einmal "schnelle Geräte rausholen konnte", sagte er, "da waren wir nicht dabei". Mit den Investitionen der Topnationen in diesem Bereich könne der DSV schlicht nicht mithalten.