Alexandr Loginov feiert in Oberhof seinen ersten Weltcup-Sieg - und erhitzt die Gemüter. Stein des Anstoßes ist die Dopingvergangenheit des Russen.
Den Makel des Dopingsünders wird Alexandr Loginov nicht mehr los. Er selbst weiß das am besten, auch wenn er seine unrühmliche Vergangenheit mit der zweijährigen Sperre wegen EPO-Missbrauchs gerne hinter sich lassen würde.
"Ich denke nicht mehr daran, ich will nur laufen", sagte der russische Biathlet in Oberhof. Dort feierte der 26-Jährige im Sprint seinen ersten Weltcup-Sieg - und erhitzte wieder die Gemüter.
Denn anders als Loginov wollen und können seine Konkurrenten nicht vergessen. Allen voran Martin Fourcade. Angesprochen auf Loginovs Sieg verfinsterte sich die Miene des Dominators der vergangenen Jahre schlagartig. "Für mich ist es eine Schande", klagte der fünfmalige Olympiasieger: "Er hat gewonnen, aber meinen Respekt bekommt er nicht."
Fourcade gilt als lautester und entschiedenster Kämpfer gegen Doping in der Biathlon-Szene. Und vor allem Loginov ist dem 30-Jährigen seit dessen Dopingsperre ein Dorn im Auge.
Als dieser nur rund zwei Monate nach der abgesessenen Strafe für die WM 2017 in Hochfilzen nominiert wurde, twitterte Fourcade: "Wir dachten nicht, dass es möglich ist. Aber sie haben es getan."
Nach dem zweiten Rang mit der französischen Mixed-Staffel verließ Fourcade die Siegerehrung aus Protest vorzeitig. Auf dem Podium standen auch die drittplatzierten Russen - mit Loginov.
Fourcade erneuert Kritik in Oberhof
"Er hat sich nie entschuldigt oder später darüber gesprochen", sagte Fourcade in Oberhof und erneuerte seine Kritik. Loginov schweigt sich über seine Vergangenheit lieber aus.
Anfang 2013 dominierte er neben einer gewissen Laura Dahlmeier die Junioren-WM in Obertilliach, holte zweimal Gold und zweimal Bronze. Doch während Dahlmeier zur Königin ihres Sports aufstieg, folgte bei Loginov der tiefe Fall zum schwarzen Schaf des Biathlons.
In einer nur zehn Monate nach den Triumphen in Tirol entnommenen Probe war dem Russen EPO nachgewiesen geworden. Durch neue Testmethoden wurde die verbotene Substanz erst ein Jahr später entdeckt. Loginov verzichtete auf die Öffnung der B-Probe und wurde vom Weltverband IBU für zwei Jahre bis November 2016 gesperrt.
Seither begleiten ihn die misstrauischen Blicke seiner Konkurrenten. "Auch wenn es schwerfällt, wir müssen damit leben. Ich finde es auch nicht schön", sagte Ex-Weltmeister Erik Lesser, einer von vier Athletensprechern, stellte aber auch klar: "Es ist die Maximalstrafe von zwei Jahren ausgesprochen worden. Die hat er abgesessen, jetzt ist er wieder dabei. Wenn keine positive Doping-Probe in der nächsten Zeit kommt, dann müssen wir das einfach so hinnehmen."
Loginov beantwortet Fragen "von Angesicht zu Angesicht"
Doch genau dies könnte sich noch ändern. Erst Mitte Dezember war Loginov mit vier Teamkollegen und fünf Betreuern ins Visier österreichischer Ermittler geraten. Der Grund: mögliche Dopingverstöße während der WM 2017 - dort, wo Loginov kurz nach seiner abgesessenen Sperre Bronze mit der Mixed-Staffel holte.
Der Geschmähte selbst weicht dem leidigen Doping-Thema lieber aus. Auf die Frage, ob er denn um den Respekt seiner Kontrahenten kämpfen müsse, entgegnete Loginov: "Ich beantworte gerne alle Fragen anderer Biathleten von Angesicht zu Angesicht."
Ob Fourcade, Lesser und Co. dieser Einladung nachkommen, darf bezweifelt werden.
