Im letzten Teilder Serie "Sternstunden des deutschen Handballs" erinnern wir an den bis dato letzten Titel der DHB-Auswahl, den EM-Triumph 2016.
Abwehrchef Finn Lemke tanzte schon Minuten vor dem Ende vor der deutschen Bank, mit dem Schlusspfiff verschwand Torwart-Held Andreas Wolff dann in einem Jubel-Knäuel: Als die Sensation perfekt war, brachen bei den deutschen Handballern alle Dämme. Selbst der damalige Bundestrainer Dagur Sigurdsson mutierte am Abend des historischen Titelgewinns bei der EM in Polen zum Feierbiest.
"Ich bin überglücklich, überstolz und fassungslos! Man kann das fast nicht glauben", sagte der sonst so besonnene Isländer und rang in den Katakomben der Tauron-Arena von Krakau nach Fassung. Sigurdsson war fast schockiert vom famosen 24:17 seiner jungen Mannschaft, der selbst ernannten "Bad Boys", im Finale gegen überforderte Spanier.
Märchen, Wunder, Sensation! Egal, mit welchem Ausdruck man die Europameisterschaft der stark ersatzgeschwächten deutschen Handballer am Ende betiteln mochte, nach diesem unwirklich anmutenden Turnier in Polen war jeder dieser Begriffe Recht - und fast noch untertrieben.
Am 31. Januar 2016, dem Tag des Endspiels, erreichte der deutsche Höhenrausch noch einmal eine neue Dimension. Zum Abschluss verschob die "Rasselbande" des Turniers nochmals ihre Grenzen. Einem Vergleich mit den EM-Coups der Fußballer Dänemarks 1992 und Griechenlands 2004 hält der Titelgewinn der DHB-Auswahl locker stand.
"Das ist immer noch ein Gänsehaut-Moment, wenn man an die Bilder zurückdenkt", erinnert sich Spielmacher Martin Strobel. Unvergessen bleibt vor allem der Teamgeist, mit dem die DHB-Auswahl größtes Verletzungspech wegsteckte und mit unbekümmerten Nachrückern wie Julius Kühn und Kai Häfner den europäischen Handball-Thron bestieg.
Bad-Boy-Image soll bestehen bleiben
Keeper Wolff und Co. schrieben mit ihren beherzten Auftritten vor drei Jahren ein Kapitel deutscher Sport-Geschichte. Und Coach Sigurdsson, der innerhalb kürzester Zeit aus einem Team der Nobodys einen Titelträger formte und eine darbende Sportart so zurück ins Rampenlicht führte, setzte sich mit EM-Gold selbst ein kleines Denkmal.
Heute, drei Jahre später, sind die von Sigurdsson initiierten Bad Boys allerdings Geschichte. Nachfolger Christian Prokop will bei der bevorstehenden Heim-WM eine eigene Erfolgsstory schreiben, auch wenn er im "SID"-Interview betonte: "Die Werte, die die Bad Boys ausgezeichnet haben, erkennen wir nach wie vor als unsere an. Danach richten wir auch unser Handballspiel aus: Wir sind bereit, uns und dem Gegner weh zu tun, füreinander zu kämpfen."
Trotzdem sei nun "ein neues Zeitalter" angebrochen. "Der Name 'Bad Boys' wird von unserer Seite nicht mehr aktiv befeuert. Wir wollen als deutsche Handball-Nationalmannschaft wahrgenommen werden", sagte Prokop.
Sigurdssons Bad Boys, die im Sommer 2016 auch noch Olympia-Bronze gewannen, bleiben unvergessen.








