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Kofler saugt nach langer Leidenszeit "jeden Moment auf"

Andreas Kofler will sich für die WM qualifizieren
Andreas Kofler will sich für die WM qualifizieren
Foto: © getty, Dennis Grombkowski
04. Januar 2019, 11:37

Eine schwere Erkrankung legte Österreichs Topspringer Andreas Kofler mehr als ein Jahr lang flach, jetzt kämpft sich der Vierschanzentournee-Sieger von 2009/10 mühsam zurück.

Die Haare waren ausgefallen, der Körper lieferte keinen Funken Energie - nur der Kopf blieb in der ganzen Zeit intakt: Andreas Kofler hat auch in der schwersten Phase seines Lebens nie aufgesteckt.

Österreichs Skisprung-Held einer schmerzlich vermissten Epoche wollte nur eines: Gesund auf die Schanze, gesund in den Weltcup zurück. Und deshalb war Qualifikations-Platz 61 bei der Vierschanzentournee in seiner Heimat Innsbruck einer seiner größten Erfolge.

"Ich habe versucht, jeden Moment aufzusaugen. Das ist eine besondere Geschichte für mich, weil das letzte Jahr für mich sehr schwierig war", sagte der 34-Jährige, der das Ticket für den eigentlichen Wettkampf der dritten Tourneestation klar verpasste, bei "skispringen.com".

Vor neun Jahren hatte Kofler die Tournee noch gewonnen, war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Von der Tiroler Unbekümmertheit früherer Tage ist nicht mehr viel geblieben. Jahre der Krise haben ihre Spuren hinterlassen, vor allem die schwere Autoimmunerkrankung, die ihn die gesamte Saison 2017/18 zur Untätigkeit verurteilt hatte.

Kofler zog sich privat und sportlich zurück

"Ich hatte sehr viele Probleme mit meinem Energiehaushalt und gemerkt, dass ich mich nicht mehr erhole", sagte Kofler: "Es hat äußere Zeichen gegeben, mir sind die Haare ausgefallen, ich hatte daran zu knabbern. Jetzt habe ich fast ein Jahr gebraucht, um das in den Griff zu kriegen."

Privat und sportlich, so erzählte er es der "Tiroler Tageszeitung", hatte er sich zurückgezogen. Das für ihn Schlimmste: Er habe keine mentalen Probleme gehabt, sei im Gegenteil voll motiviert gewesen, wollte im Springen weiterkommen. Der Kopf funktionierte, der Körper hob kapitulierend den Zeigefinger.

Sportlich hatte Koflers Karriere schon viel früher einen Knick bekommen. Zur Generation der Super-Adler hatte er gehört, die zwischen 2009 und 2015 siebenmal in Folge die Tournee gewannen und mit denen Kofler im Team zweimal Olympiagold sowie fünf Titel bei Sprung- und Flug-WM feierte.

Seit 2012 gelang Kofler aber kein Weltcup-Sieg mehr, zuletzt im Dezember 2016 in Engelberg immerhin noch ein Podestplatz - kurz bevor er sich bis zur laufenden Tournee aus der Weltserie verabschiedete.

"Die Haare und die Freunde sind wieder da"

Dass Kofler in seinem Alter und mit seiner Krankenakte nur schwerlich noch einmal zu früherer Stärke zurückfinden wird, ist ihm bewusst. Schmerzlich ist das für ihn, schmerzlich für die taumelnden Österreicher, die ihren "Kofi" von einst nur zu gut gebrauchen könnten.

Kofler selbst baut sich an dem Ziel auf, das er auch in schweren Zeiten stets vor Augen hatte: Die Teilnahme an den WM in Innsbruck und Seefeld, seiner Tiroler Heimat, im Februar.

"Seefeld hat mir sehr viel geholfen. Natürlich sind die Fragen aufgetaucht, ob ich weitermache oder aufhöre, ob es gescheit ist, überhaupt weiterzumachen. Das hat mir schon geholfen, für Seefeld lohnt es sich zu kämpfen", sagte Kofler.

Weil die Zeit aber knapp wird, hat er für sich entschieden, dass sein Comeback auch so ein Erfolg ist: "Es geht mir wieder gut, die Haare und die Freude sind wieder da." Und das war lange keine Selbstverständlichkeit.

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