Deutschlands Langlauf-Ass Nicole Fessel muss die Tour de Ski von zu Hause aus verfolgen. Trotz einer anhaltenden Fußsohlen-Verletzung denkt die 35-Jährige aber nicht an Rücktritt.
Geduld war noch nie eine Stärke von Nicole Fessel. Umso schmerzhafter ist es für die 35 Jahre alte Langläuferin, beim Heimspiel der Tour de Ski in Oberstdorf zum Zuschauen verdammt zu sein.
Allzu gerne hätte sich die Athletin des ortsansässigen Skiklubs dem heimischen Publikum präsentiert, doch Fessel laboriert seit August an einer komplizierten Fußsohlen-Verletzung.
Seit den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang hat Fessel keinen offiziellen Wettkampf mehr bestritten. Damals war sie trotz körperlicher Probleme angetreten und erlebte in Südkorea ihre bittersten Karrieremomente. Drei Starts musste sie absagen, hinzu kam ein magerer zehnter Platz mit Sandra Ringwald im Teamsprint.
Fessel hat aus der Vergangenheit gelernt. "Ich werde nicht noch einmal den Fehler machen und nicht auf meinen Körper hören", sagte die Distanz-Spezialistin dem "Allgäuer Anzeigeblatt". Bevor es wieder in die Loipe geht, werde sie sich daher zunächst vollständig auskurieren.
Zurzeit absolviert Fessel ein umfangreiches Reha-Programm, seit Monaten tauscht sie dafür die Langlauf-Loipe gegen das Sonthofer Hallenbad. Dort strampelt sie sich im Wasser beim Aquajogging ab. "Bezüglich Atmung und Koordination konnte ich immerhin neue Reize setzen", sagte Fessel und versuchte der schwierigen Situation etwas Positives abzugewinnen.
WM 2021 als "großartiger Abschluss"
Jahrelang war sie das Aushängeschild der deutschen Langläuferinnen auf den Distanzstrecken. Ob sie in die Rolle zurückfindet, ist derzeit völlig offen. Aufgeben will Fessel aber nicht. "So will ich nicht aufhören", sagte sie, obwohl sie sich in letzter Zeit des Öfteren Gedanken über einen möglichen Rücktritt gemacht habe.
Doch auch mit 35 ist die Zeit noch nicht abgelaufen. Stattdessen blickt sie nach vorne: "Die Ski-WM 2021 in Oberstdorf wäre für mich ein großartiger Abschluss", sagte sie. Es wäre ihr persönlicher Höhepunkt nach dann 18 Jahren in der Loipe.
Um sich den Traum vom Abschied vor heimischen Publikum zu erfüllen, hat Fessel mit ihren Trainern ein alternatives Trainingsprogramm ausgearbeitet. Radfahren und Krafttraining für den Oberkörper, Schwimmen und Aquajogging für die Beine. Zur Seite steht ihr unter anderem Physiotherapeut Fredi Binder, der viele Jahre für die Fußballer von Bayern München tätig gewesen war.
So vergehen täglich kräftezehrende Stunden, in denen Fessel für ihr Comeback ackert, während ihre Nationalmannschaftskollegen derweil bei der Tour de Ski um Normen für die nordische WM in Seefeld (19. Februar bis 3. März) kämpfen.
Der Start beim Saisonhöhepunkt ist für Fessel indes längst ausgeschlossen. Gut möglich, dass sie gar den gesamten Weltcup-Winter verpassen wird. Doch auch das wäre für die Olympia-Dritte von Sotschi kein Grund zum Aufgeben.