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Geiger ein Mann fürs Podium

Hannawald: DSV-Skispringer so stark wie "noch nie"

Sven Hannawald ist vom DSV überzeugt
Sven Hannawald ist vom DSV überzeugt
Foto: © getty, Alexander Hassenstein
26. Dezember 2018, 10:38

Sven Hannawald gewann 2001/2002 als bislang letzter Deutscher die Vierschanzentournee. Im "SID"-Interview spricht der 44-Jährige über die deutschen Chancen bei der 67. Auflage - und seinen großen Favoriten.

Sven Hannawald, im deutschen Team geben vor der Tournee plötzlich Karl Geiger und Stephan Leyhe den Ton an. Wie kann das sein?

Sven Hannawald: Ich sehe das total positiv. So stark wie in diesem Jahr war das deutsche Team noch nie aufgestellt. Das Gute ist: Es hängt diesmal nicht alles nur an einem Springer. Ich kann fünf aufzählen, die es alle drauf haben.

Auch Andreas Wellinger oder Markus Eisenbichler, die zuletzt ihre Form suchten?

Absolut. Im Skispringen geht es manchmal sehr schnell, und schon hat man den Schalter umgelegt. Bei Markus ist es oft nur der Kopf, der ihm im Weg steht. Und auch bei Andreas sieht man in einzelnen Springen, dass er sofort wieder mit dabei sein kann. Zumal die Schanzen bei der Tournee etwas entspannter und relativ ähnlich sind.

Und Richard Freitag?

Da muss man abwarten, ob die Hüfte mitmacht. Das in Engelberg war wieder typisch. Ein blöder Sprung, und die alte Verletzung reißt auf. Ich drücke ihm die Daumen.

Kann sogar ein Deutscher die Tournee gewinnen?

Ich würde es mir wünschen, aber an Ryoyu Kobayashi wird kein Weg vorbeiführen. Wie er im Moment drauf ist - das habe ich lange nicht gesehen. Ich glaube sogar, dass er in dieser Saison den Siegrekord aufstellen kann. Auch ein Kamil Stoch muss sich da hinten anstellen.

Was macht den Japaner so stark?

Er hat ein unglaublich stabiles System. In Engelberg hat er gezeigt, wozu er in der Lage ist. Und er hat sogar noch einen Puffer.

Zurück zu Geiger und Leyhe. Warum sind beide plötzlich so konstant?

Beide waren schon im Sommer sehr stabil und sind in guter Form gesprungen. Da haben auch sie selbst gemerkt, dass sie auf einem richtig guten Weg sind. Dieses Selbstvertrauen haben sie behalten.

Können beide dem Tournee-Druck standhalten?

Karl Geiger ist derzeit sicher der stabilste Springer. Aber auch bei Karl wird über Weihnachten das Gedankenkino angegangen sein. Er wird angefangen haben zu träumen, und dann spielt das Mentale eine große Rolle. Gerade sein Heimspringen in Oberstdorf wird nicht einfach. Aber spätestens bei der zweiten Station wird er wieder im Flow sein. Er ist im Gesamtklassement auf jeden Fall ein Mann fürs Podium.

Als Stephan Leyhe elf Jahre alt war, hat er Sie im Tigerenten-Club interviewt. Kennen Sie das Video?

Ja! Überragend, was sich manchmal aus so einem Gespräch entwickelt. Als wir uns das vor eineinhalb Jahren das erste Mal gemeinsam angesehen haben, haben wir uns totgelacht. Wenn wir uns heute sehen, müssen wir immer noch schmunzeln.

Der Name Severin Freund ist noch gar nicht gefallen. Schafft er noch den Anschluss?

Severins Fokus liegt voll auf der WM im Februar. Platz 20 bis 30 ist das, was er im Moment abrufen kann. Das Positive ist, dass mit Engelberg die Schanze, die er überhaupt nicht hinbekommt, schon hinter ihm liegt. Aber ihm wird nichts in den Schoß gelegt, daher kann es dauern. Hoffentlich hält das Knie.

Für Werner Schuster wird es vielleicht die letzte Tournee als Bundestrainer. Wie groß wäre der Verlust?

Ich würde mir wünschen, dass er bleibt. Denn dann weiß ich, dass es erfolgreich weitergeht. Wenn ein neuer Trainer käme, weiß man nie, wie die Sportler reagieren. Die Verhandlungen dauern etwas länger, weil es nicht nur um ein Jahr, sondern um den gesamten Olympiazyklus geht. Werner hat ja gesagt, dass dabei auch die Familie eine Rolle spielt. Wenn er merkt, dass die Familie wichtiger ist, muss er das mit sich ausmachen.

Vor einem Jahr hat Kamil Stoch ihren Grand Slam wiederholt. Gehen Sie jetzt befreit in die Tournee?

Auf jeden Fall. Ich habe Jahr für Jahr gehofft, dass ich der einzige bleibe. Jetzt hat das Zittern ein Ende. Ich habe immer gesagt, dass ich der Erste bin, der gratuliert, wenn es einer schafft. Daher war es bewegend, als ich Kamil im exklusivsten Klub der Skisprung-Welt begrüßen konnte. Ob noch einer kommt, ist jetzt völlig egal. Denn ich werde immer der Erste sein.

Kommt denn noch einer?

Es kann gut sein, dass es Kobayashi schafft. Der hat das drauf. Aber danach dürfte dann lange Zeit keiner mehr kommen.

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