Stefan Luitz dürfte seinen Weltcup-Sieg von Beaver Creek verlieren. Das Anti-Doping-Panel der FIS jedenfalls empfiehlt eine Disqualifikation.
Wolfgang Maier hatte gerade seine Abfahrer Josef Ferstl und Andreas Sander für einen guten Super-G gelobt, als die leidige Sauerstoff-Affäre seine Stimmung wieder ins Gegenteil kippen ließ. Stefan Luitz soll von der FIS nach seinem Weltcupsieg von Beaver Creek nachträglich disqualifiziert werden. Das jedenfalls empfiehlt das unabhängige Anti-Doping-Panel des Ski-Weltverbandes. DSV-Alpinchef Maier hatte davon am Donnerstagabend erfahren - und war auch am Freitagnachmittag noch auf 180.
"Als Erstes müssten sie mal das Wort 'Doping' rausnehmen, sonst gehe ich bis zum CAS!", schimpfte Maier: "Das möchte ich sehen, ob die einen Athleten wegen Doping verurteilen für ein Mittel, für das es nicht einmal eine Kontrolle gibt. Das ist untragbar!" Einen Regelverstoß gibt der Deutsche Skiverband, gibt Maier zu. Aber Doping? Niemals!
Luitz war am 2. Dezember vor dem Finallauf beim Riesenslalom in Beaver Creek aus einer vom DSV bereitgestellten Sauerstoffflasche versorgt worden. Das belegen Bilder, die der FIS vorliegen. Die Verabreichung von Sauerstoff gilt laut Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) seit 1. Januar 2018 nicht als Doping. "Und danach haben wir uns gerichtet", sagte Maier. Die FIS jedoch verbietet in ihren Anti-Doping-Regeln Sauerstoffflaschen bei Rennen - übrigens nicht im Training.
DSV hat Mail in der Causa Luitz erhalten
Entsprechend rät das Anti-Doping-Panel unter Vorsitz des Kanadiers Patrick Smith zu einer Disqualifikation, Luitz würde seinen bislang einzigen Weltcupsieg damit verlieren. Der DSV hat am Donnerstagabend eine entsprechende Mail vom Weltverband erhalten - auf Englisch.
Weil der Teufel im Detail liegen könnte, will Maier eine deutsche Übersetzung abwarten, ehe er in Abstimmung mit Luitz über das weitere Vorgehen entscheiden wird. 15 Tage hat der DSV Zeit, sich zur Sache zu äußern. "Es gibt zwei Möglichkeiten", sagte Maier: "Entweder wir akzeptieren oder wir erheben Einspruch."
Die FIS mache es sich zu einfach, sagte Maier in Gröden, wo Ferstl und Sander sich nach schwachem Saisonstart mit den Plätzen sechs und zehn zurückmeldeten. "Ich möchte eine Präzisierung haben: Was sagt die FIS genau? Und ich will von dem Dopingfall weg. Vorher bin ich zu keiner Diskussion bereit und gehe jede gerichtliche Instanz durch", sagte Maier, "das heißt aber nicht, dass wir keinen Fehler gemacht haben. Dazu stehe ich immer noch."
Der DSV hatte übersehen, dass die FIS ihre Regularien nicht dem WADA-Code angepasst hat. Unter Punkt 2.12 der FIS-Anti-Dopingbestimmungen heißt es: Sauerstoffflaschen dürfen nicht zu einem Veranstaltungsort der FIS mitgebracht werden. Allerdings: Unter Punkt 4.1 wird ausgeführt, dass eine Liste verbotener Substanzen auf der Website der WADA zu finden sei - Sauerstoff wird da nicht als verboten genannt.
Es wäre "Wahnsinn", sagte der in Beaver Creek zweitplatzierte Marcel Hirscher (Österreich), würde Luitz der Sieg nachträglich aberkannt. Renndirektor Markus Waldner hatte auf eine Verwarnung gehofft. "Doping ist was anderes", sagte er, es gehe nicht "um Hormone oder etwas anderes Leistungssteigerndes. Aber das entscheiden nicht wir."
