Henk Groener soll die deutschen Handball-Frauen zurück in die Weltspitze führen. Die Mission des hoch dekorierten Niederländers beginnt am Samstag bei der EM in Frankreich.
Henk? Groener? Die Überraschung war groß, als die Nachricht vom neuen Bundestrainer der deutschen Handballerinnen durchsickerte. Nicht etwa einer der renommierten Kandidaten aus dem Männerbereich sollte das Erbe des scheidenden Michael Biegler antreten, sondern ein Niederländer namens Henk Groener.
Oranje-Anstrich für den deutschen Frauen-Handball? Die Verbandsentscheidung von vor einem Jahr könnte sich als Glücksgriff erweisen. Zwar ist Groener weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit vor dem Start der EM in Frankreich, seinem ersten Turnier in neuer Mission, (noch) kein Begriff, doch in der Szene genießt der 58-Jährige einen ausgezeichneten Ruf. Als Bessermacher. Und Medaillengarant.
"Seit Henk am Ruder ist, geht es stetig bergauf", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer vor dem Turnierstart am Samstag (15:00 Uhr) gegen Titelverteidiger Norwegen. Man wolle sich Schritt für Schritt "in Richtung der Weltspitze entwickeln und mittelfristig ganz oben angreifen".
Eine konkrete Zielsetzung gibt es nach dem Flop mit Biegler bei der Heim-WM (Achtelfinal-Aus) seitens des Verbandes aber nicht, Priorität hat zunächst die Entwicklung des mit sechs Turnier-Debütantinnen gespickten Teams - und das Ziel Olympia-Medaille 2020 in Tokio.
Groener führte die Niederlande in die Weltspitze
Dass Groener ein Spezialist für kleine Handball-Wunder ist, bewies er zuletzt im Nachbarland, als er das niederländische Team von 2009 bis 2016 sukzessive unter den Besten etablierte.
Sowohl bei der WM 2015 als auch bei der EM 2016 schaffte Oranje den Sprung ins Endspiel. Die beiden Silbermedaillen sind die besten Platzierungen in der Geschichte des niederländischen Handballs.
Groener, dessen Vertrag zunächst bis nach den Sommerspielen 2020 gilt, hat mit dem deutschen Team ähnliche Ziele. Für ihn sei dabei nicht die Frage, "ob wir in der Weltspitze ankommen - sondern wann und wie". Die EM stellt einen ersten Gradmesser dar.
Groener auf den Spuren von Fußball-Legende Johan Cruyff
In Frankreich setzt Groener auf ein junges hungriges Team. Die geringe Erfahrung? Für ihn kein Problem. "Ich habe volles Vertrauen in unsere jungen Spielerinnen", sagte Groener der "Handballwoche" und zitierte die niederländische Fußball-Legende Johan Cruyff: "Wenn man einem Talent Vertrauen schenkt, wird man selten enttäuscht."
Bammel vor der kniffeligen Vorrundengruppe mit den Spielen gegen Rekord-Europameister Norwegen, Rumänien (Montag) und Tschechien (Mittwoch) hat der frühere Nationalspieler nicht.
Im Gegenteil. "Die Mannschaft freut sich auf die EM und die großen Herausforderungen, die uns erwarten", sagte Groener. Man werde "von Spiel zu Spiel denken und jedes Mal mit vollem Einsatz den Gegner bekämpfen".
Groeners kommunikative Art und Ansprache kommt bei der Mannschaft an. "Wir können eigene Ideen und Lösungsansätze einbringen", sagte Rückraumspielerin Xenia Smits der "Handballwoche". Der Spaß sei zurückgekehrt: "Wir dürfen Fehler machen, müssen aber auch aus ihnen lernen."









