Franziska Hildebrand, Karolin Horchler und Vanessa Hinz belegten im Sprint die Plätze zwei bis vier, Denise Herrmann stürmte im Massenstart auf Rang zwei, Benedikt Doll musste sich im Massenstart der Herren ebenfalls nur einem Gegner geschlagen geben und durch Arnd Peiffer und Philipp Horn regnete es weitere Top-10-Plätze. Die Weltcup-Generalprobe der Biathlon-Elite im norwegischen Sjusjoen sorgte für lachende Gesichert beim DSV. Der Test könnte sich jedoch als Muster ohne sehr großen Wert erweisen.
>> Mehr dazu: Arnd Peiffer im exklusiven Interview mit sport.de
Das Problem: Während in den Medien von einem "erstklassig besetzten Testrennen" die Rede war, enthüllt ein Blick auf die Startlisten, dass es sich vielmehr um einen Vergleich des norwegischen und deutschen Weltcup-Teams handelte. Von der überschaubaren Konkurrenz, die nicht für Norge oder den DSV startete, darf lediglich der Schweizer Benjamin Weger einen Platz in der Weltspitze für sich beanspruchen.
Das Abschneiden im Vergleich mit den Skijägern aus Norwegen - bei den Herren immerhin Sieger der Nationenwertung der vergangenen Saison (die Damen wurden 5.) - darf zwar durchaus als positiver Fingerzeig gewertet werden, ein näherer Blick auf die Ergebnisse offenbart jedoch, dass der DSV noch viel Arbeit vor sich hat.
Der DSV muss sich in der Loipe steigern
Läuferisch bewegte sich die norwegische Überläuferin Tiril Eckhoff in anderen Sphären. Im Sprint nahm die 28-Jährige der zweitplatzierten Hildebrand, die als beste Deutsche die drittbeste Laufzeit in den Schnee brannte, satte 40,3 Sekunden ab. Eine kleine Ewigkeit im Biathlonsport.
Bei den Herren distanzierte Gesamt-Weltcup-Mitfavorit Johannes Thignes Bö die deutsche Konkurrenz zum Teil noch deutlicher. Sprint-Weltmeister Benedikt Doll (+16,5) und Johannes Kühn (+29,1) konnten im Sprint zwar noch mithalten, die ambitionierten Peiffer (+1:02,01 Minuten), Erik Lesser (1:40,6) und Simon Schempp (+1:54,4) bewegten sich aber in anderen, deutlich niedrigeren, Sphären.
Doll wohl das heißeste Eisen des DSV
Beim Saison-Auftakt der Skijäger im slowenischen Pokljuka (ab dem 2. Dezember begleitet sport.de alle Rennen im Live-Ticker) wird daher wohl erneut kein Weg an Bö und Weltcup-Dominator Martin Fourcade (Frankreich) vorbeiführen. Schwächelt das Duo, ist allerdings vor allem Doll zuzutrauen, ein Wörtchen mitzureden. Rechnen muss man zudem mit den Norwegern Tarjei Bö und Lars Helge Birkeland, dem Italiener Lukas Hofer, Jakov Fak aus Slowenien, dem Russen Anton Shipulin sowie dem Österreicher Julian Eberhard und dem Schweden Fredrik Lindström.
Mehr dazu: Zum Kalender mit allen Rennen des Biathlon-Winters
"Fourcade und Bö waren in der vergangenen Saison total dominant. Wenn Martin und Johannes perfekte Rennen abliefern, ist es sehr schwer, sie zu schlagen. Aber: Neue Saison, neues Glück", brachte Doll die Lage gegenüber "t-online" auf den Punkt.
Ohne Laura Dahlmeier schwinden die Siegchancen
In Abwesenheit von Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier, die wohl frühestens im Dezember ins Geschehen eingreifen wird, dürfte es für die deutschen Damen ebenfalls eher um Plätze in den Top 10 gehen. Gelingt ihr ein sehr gutes Schießen, muss man Denise Herrmann zwar auf dem Zettel haben, Kaisa Mäkäräinen (Finnland), Anastasiya Kuzmina (Slowakei), Dorothea Wierer (Italien) Eckhoff und Veronika Vitkova (Tschechien) werden allerdings bessere Aussichten zugesprochen. Gespannt darf man zudem auf die Französinnen Justine Braisaz, Celia Aymonier und Anais Chevalier sowie die Schwedin Hanna Öberg sein.
Neu-Bundestrainer Mark Kirchner schätzt die Lage ähnlich ein: Der 48-Jährige erwartet zwar auch im Winter 2018/19 einige Siege von seinen Schützlingen, im Gesamtweltcup dürfte jedoch nur eine gesunde Dahlmeier Chancen haben. "Wir wollen kontinuierlich bei den Besten dabei sein und möglichst viele Ausreißer nach ganz oben haben", so Kirchner gegenüber dem "SID".

