Am 23. November 1996 endete die Karriere einer der populärsten deutschen Sportler aller Zeiten auf niederschmetternde Art und Weise: Ausgerechnet im (vorerst) letzten Kampf seiner Laufbahn kassiert Henry Maske seine erste und einzige Niederlage - eine tiefe Scharte in der Bilanz des Gentleman-Boxers.
Vor dem schicksalhaften Novemberabend im Jahr 1996 hatte Henry Maske eine blütenweiße Weste: 30 Siege in 30 Profi-Kämpfen erfasste die Statistik für den gebürtigen Brandenburger. Maske galt in- und außerhalb des Boxrings als großer Sportsmann und hatte sich seit Beginn der 1990er-Jahre in die Herzen von Millionen Fans in ganz Deutschland gekämpft
Nachdem der elfmalige Champion nach Version der IBF schon im Sommer angekündigt hatte, sich nach 25 Jahren vom aktiven Boxsport zurückzuziehen, wurde dem damals 32-Jährigen noch ein letztes Mal die ganz große Bühne bereitet.
Unter dem Motto "Aufhören, wenn es am schönsten ist" war mit dem WM-Vereinigungskampf in der Münchner Olympiahalle gegen WBA-Champion Virgil Hill der ganz große Abgang geplant.
Über 17 Millionen Menschen schalten RTL ein
Die Arena war bis auf den letzten Platz gefüllt, 17 Millionen Menschen schalteten an den heimischen TV-Bildschirmen die RTL-Übertragung des Mega-Spektakels ein.
Doch obwohl Maske topfit in den Fight ging, schaffte er es nicht, sich seinen Kontrahenten wie in seinen vielen Kämpfen zuvor vom Leib zu halten.
Seine sonst starke rechte Führhand kam wenig zur Geltung. Hill war in vielen Szenen zu schnell für Maske. Ungewohnt häufig musste der Olympiasieger von 1988 in den In-Fight mit dem US-Amerikaner.
Es entwickelte sich ein unsauberer Kampf - völlig untypisch für Maske, der sich in den Jahren zuvor stets an seine Strategie gehalten hatte, die Gegner mit extremer Disziplin und Beharrlichkeit im Laufe der zwölf Runden mürbe zu boxen.
Am Ende eines schwierigen Abends waren dem deutschen Superstar auch die Kampfrichter nicht wohlgesonnen. Punktniederlage nach Split Decision lautete das Urteil. Maskes WM-Gürtel war weg, sein Abgang verdorben.
Henry Maske nach der Niederlage geschockt
Dem Verlierer stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Minutenlang rang Maske zunächst um Fassung.
"Es ist leider passiert, es tut mir wirklich leid. In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten werde ich erst richtig begreifen, dass der letzte Kampf eine Niederlage war", sagte er dann mit brüchiger Stimme.
Schließlich verschwand Deutschlands entthronter Box-Champ mit gesenktem Haupt zur Melodie von Andrea Bocellis und Sarah Brightmans Mega-Hit "Time to say Goodbye" in den Katakomben der Olympiahalle.
Daran, dass Maske zehn Jahre später sein Comeback geben, Hill erneut herausfordern und besiegen würde, dachte in dieser bittersten Stunde seiner Karriere noch niemand.
Mats-Yannick Roth
