Mit 15 Jahren und 115 Tagen hat Can Öncü als jüngster Motorrad-Pilot der Geschichte einen Grand Prix gewonnen. Dazu triumphierte der Teenager bei seinem WM-Debüt als erster Türke, auch Zwillingsbruder Deniz ist schnell unterwegs.
Als die Korken knallten, durfte Can Öncü nicht mitmachen. Bei der Siegerehrung in Valencia bekam der Türke keine Champagnerflasche in die Hand, der Teenager ist noch zu jung dafür, und so sorgten die Geschlagenen auf dem Podium für die traditionelle Dusche. Das größte Lächeln aber hatte Ausnahmetalent Öncü nach seinem Sensationscoup mit dem Motorrad im Gesicht.
Mit 15 Jahren und 115 Tagen kürte sich Öncü beim Saisonfinale der WM zum jüngsten Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Und das war längst nicht alles. Er fuhr als erster Pilot aus der Türkei auf Platz eins - gleich bei seinem Debüt. Ein Sieg im ersten Einsatz war zuletzt dem Japaner Noboru Ueda 1991 gelungen (125 ccm).
Motorrad-Pilot Öncü erfüllt sich einen "Traum"
"Ich weiß gar nicht, was hier passiert", sagte Öncü im Parc Ferme. Er war ungläubig, überwältigt und vor allem eines: dankbar: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das Rennen gewinnen kann. Am Ende habe ich es geschafft, mir meinen Traum zu erfüllen."
Dass Can Öncü überhaupt mitmischen konnte, hatte er einer Sonderregel zu verdanken. Neuerdings darf der Gewinner des Red-Bull-Rookies-Cups, einer Nachwuchsserie, die im Rahmen der WM ausgetragen wird, in der Moto3 antreten, auch wenn er noch keine 16 ist. Öncü profitierte als erster von der Ausnahme, bekam eine Wildcard und ergriff seine Chance auf beeindruckende Weise.
Öncü: "Ganzes Leben an mir vorbeigezogen"
Es schüttete wie aus Eimern, als Öncu die ersten Runden in der Weltmeisterschaft drehte. Durch Stürze seiner Konkurrenten wurde der Neuling quasi an die Spitze gespült und machte sich dann auf und davon. Seine langen Haare wehten hinter dem Helm im Wind, trotz schwierigster Bedingungen verteidigte Öncü seine Führung souverän, abgesehen von einem kleinen Wackler kurz vor Schluss. "Ich habe die Pfütze nicht gesehen. Da ist mein ganzes Leben an mir vorbeigezogen", so Öncü.
An der Boxenmauer verfolgte einer das Geschehen besonders genau. Deniz Öncü, der Zwillingsbruder des Überraschungssiegers, einen halben Kopf kleiner und ebenfalls Rennfahrer, fieberte im Regen mit. Auch wenn Cans Erfolg ihm in diesem Jahr den Weg verstellte.
Deniz Öncü wurde bei den Red-Bull-Rookies hinter seinem Bruder Zweiter. Es hätte auch andersrum laufen können. Aber so ist im kommenden Jahr Can auf der KTM des Ajo-Teams als Fixstarter in der WM dabei, Deniz muss sich noch etwas gedulden.
Can und Deniz Öncü gehen Karriereweg gemeinsam
Beide haben früh begonnen. "Als wir vier waren, hat uns unser Vater Pocket-Bikes gekauft", sagt Can Öncü. Zunächst fuhren die Brüder aus Alanya an der türkischen Riviera Motocross, dann Supermoto. Sie gehen ihren Weg konsequent gemeinsam. "Wir sind immer zusammen", betont Deniz Öncü, der 2017 den Asia Talent Cup 2017 gewonnen hatte - eine weitere Nachwuchsserie.
"Mein größtes Ziel ist es, MotoGP-Weltmeister zu werden", sagt Can Öncü. Dass es bislang noch kein Fahrer aus der Türkei in die Königsklasse geschafft hat, ist ihm egal. Ein weiter Weg, doch mit Can Öncü ist zu rechnen. So viel steht seit Valencia fest.
