Von Andreas Wellinger bis Kamil Stoch, von Noriaki Kasai bis Richard Freitag: Der "SID" stellt zehn wichtige Gesichter des Skisprung-Weltcups vor.
Kamil Stoch (Polen): Der Perfekte
Wenn es so etwas wie einen kompletten Skispringer gibt, dann ist es der 31-Jährige aus Zakopane. Normalschanze, Großschanze, Flugschanze - Stoch kann sich blitzschnell umstellen. 2014 gewann er zweimal Olympia-Gold, 2018 Gold und Silber. Im vergangenen Winter holte er bei der Vierschanzentournee wie zuvor nur Sven Hannawald den "Grand Slam" und zeigte dabei sein weiteres großes Plus: fast schon unheimliche Nervenstärke.
Andreas Wellinger (Deutschland): Der Gold-Junge
Wellinger ist erst 23 Jahre alt, das vergisst man gerne angesichts seiner Erfolge. In die neue Saison geht der Bayer mit dem Gütesiegel Olympiasieger - eine ganz neue Rolle für den stets lächelnden, aber doch schüchternen Sonnyboy. Für ihn habe sich "nicht viel verändert", sagt Wellinger, Werner Schuster sieht das nicht ganz so. "Man merkt schon, dieses Olympia macht etwas mit einem", sagt der Bundestrainer. Es wird spannend.
Stefan Kraft (Österreich): Austrias Chefadler
Kraft ist Fan der Münchner Bayern, doch ansonsten ist jeder Erfolg über die "Deitschn" für ihn ein besonders schöner. 2017 schnappte er Andreas Wellinger zweimal WM-Gold weg, holte zudem den Skiflug-Weltrekord. Kraft ist der größte Hoffnungsträger der zuletzt verheerend schlechten Österreicher, der Druck riesig.
Richard Freitag (Deutschland): Der Spätstarter
Der Sachse ist seit Jahren für Siege gut, der Durchbruch gelang ihm erst im vergangenen Winter. Freitag fuhr als Weltcupführender zur Tournee, wo nur er dem Dominator Kamil Stoch die Stirn bot - bis zum Sturz in Innsbruck. Und jetzt? "Es wird der Tag kommen, an dem Richard an seine Leistungsgrenze kommen wird. Und dann müssen sich alle warm anziehen", sagt Schuster.
Peter Prevc (Slowenien): Der Suchende
Dass Springer, die deutlich über allen anderen standen, auf einmal tief abrutschen, kommt regelmäßig vor. Beim Finnen Toni Nieminen war, bei Gregor Schlierenzauer ist das so. Von jenem Peter Prevc, der 2015/16 im Grunde unschlagbar war, ist nicht mehr viel übrig. In diesem Sommer musste sich der Slowene gleich zwei Operationen am Knöchel unterziehen, den Auftakt in Wisla verpasst er.
Simon Ammann (Schweiz): Der Dachdecker
Eigentlich könnte der doppelte Doppel-Olympiasieger seine Ski an den berühmten Nagel hängen, mit Bruder Josias hat er ein Geschäft für Dachdecker übernommen. "Ich könnte da durchaus mithelfen, aber dafür müsste ich ein bisschen meine Oberarme trainieren", sagt Ammann. Also springt er lieber weiter, auch mit 37 Jahren. Weil "Simi" Spaß hat, auch wenn die Landung noch immer Probleme bereitet und die Ergebnisse schon länger ausbleiben.
Evgeniy Klimov (Russland): Der Held des Sommers
Zugegeben: Siege im Sommer waren noch nie ein Garant für Erfolge im Winter. Aber Klimovs Serie war beeindruckend. Achtmal ging er an den Start, sechsmal stand er auf dem Podest. Der Lohn: Platz eins der Gesamtwertung, als erster Russe überhaupt. "Dieser Erfolg ist wichtig für mich, für die gesamte Mannschaft und das Skispringen in Russland im Allgemeinen", sagte der 24-Jährige. Als Geheimtipp taugt er allemal.
Gregor Schlierenzauer (Österreich): Der Rekordler
Seine 53 Weltcup-Siege sind noch immer Rekord und werden es wohl auch noch ein paar Jährchen bleiben. Das Problem: Seit 2014 wartet "Schlieri" auf Sieg Nummer 54. Dabei ist er erst 28 Jahre alt und im besten Skisprung-Alter. Die Ziele mögen kleiner geworden sein, der Ehrgeiz ist aber noch immer groß, nicht zuletzt wegen der WM 2019 vor seiner Haustür. "Ich möchte mich selbst überraschen lassen, was in Wisla passiert", sagt Schlierenzauer.
Noriaki Kasai (Japan): Der Ewige
Ja, er ist noch immer dabei. 46 Jahre alt ist der "ewige Nori" inzwischen, und er macht einfach weiter. Obwohl er selbst innerhalb der eigenen Mannschaft nur noch die Nummer drei ist, die Brüder Junshiro und Ryoyu Kobayashi haben ihn längst überholt. Im Sommer suchte er vergeblich seine Form. Wer Kasai aber abschreibt, macht einen Fehler.
Severin Freund (Deutschland): Der Rückkehrer
Zwei Kreuzbandrisse, fast zwei Jahre Pause: Hinter Freund liegt eine lange Leidenszeit, zumindest sportlich. Denn privat hat er die Zeit genutzt: Der 30-Jährige schrieb seine Bachelor-Arbeit, Anfang Oktober kam seine Tochter Johanna zu Welt. Nun will Freund wieder angreifen, spätestens bei der WM. Bis dahin geht er es "gelassen" an.