Die deutschen Slalom-Kanuten um Sideris Tasiadis kehren für die WM nach Rio zurück. Mit dabei ist die Erinnerung an Stefan Henze, der dort 2016 bei einem Autounfall starb.
Die Erinnerung an Stefan Henze fährt immer mit. Zwei Jahre ist der tödliche Unfall des deutschen Kanuslalom-Trainers inzwischen her, nun kehren Sideris Tasiadis, Franz Anton und Lisa Fritsche für die WM nach Rio de Janeiro zurück. An jenen Ort also, an dem Henzes Herz noch immer schlägt - in der Brust der 68 Jahre alten Ivonette Balthazar.
"Ein wenig schwebt immer der Gedanke an Stefan mit, den wir während der Olympischen Spiele verloren haben", sagte Anton vor der Abreise nach Brasilien, wo er ab Mittwoch im Canadier-Einer um eine Medaille kämpft. Auch bei Olympia 2016 war der Leipziger dabei, gemeinsam mit Jan Benzien landete er im Zweier auf Rang vier. Nur wenige Stunden später begann das Drama.
An einem frühen Freitagmorgen saß Henze in einem Taxi, das bei hoher Geschwindigkeit von der Straße abkam und gegen einen Mast prallte. Henze, erst 35 Jahre alt, erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. Drei Tage später starb er an den Folgen der Verletzung, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Das IOC setzte die deutschen Fahnen in den olympischen Stätten auf Halbmast.
"Man hat das Gefühl, dass sie auch für Stefan gewinnen wollen"
Nach seinem Tod stimmte Henzes Familie der Organspende des Olympiazweiten von Athen 2004 zu und gab neben dem Herz auch die Leber und beide Nieren frei, die erfolgreich an vier schwerkranke Patienten transplantiert wurden. Das Herz erhielt Seniorin Balthazar. Die mehrfache Großmutter nahm im September 2017 sogar an einem Drei-Kilometer-Lauf an der Strandpromenade von Rio teil. "In mir schlägt das Herz eines jungen Athleten", sagte sie damals.
Viele deutsche Kanuten sprechen in der Öffentlichkeit dagegen nur selten über den Unfall. Intern ist das Thema aber auch zwei Jahre danach noch präsent. "Immer wenn wir dort sind, wo Stefan auch schon mit seinen Sportlern zum Wettkampf war, kommen die Erinnerungen hoch", sagt Michael Trummer. So wie in Rio. Der Cheftrainer glaubt sogar: "Man hat das Gefühl, dass sie auch für Stefan gewinnen wollen, wenn sie am Start stehen."
Bei der WM könnte dies vor allem Europameisterin Ricarda Funk gelingen, die im Kajak-Einer die Weltcupsaison als Zweite abschloss. Auch Tasiadis, Olympiazweiter von 2012, rechnet sich nach drei Saisonsiegen Chancen aus. Immer mit dabei: die Erinnerung an Stefan Henze. "Es ist für mich etwas ganz besonderes, an diesen Ort zurückzukehren", sagt Tasiadis.