Mit einer beeindruckenden Aufholjagd haben die deutschen Basketballer um NBA-Profi Dennis Schröder das Ticket für die WM 2019 in China vorzeitig perfekt gemacht. In einem wahren Krimi bezwang das Team von Bundestrainer Henrik Rödl Israel trotz lange schwacher Leistung mit 112:98 (92:92, 35:54) nach Verlängerung und feierte den achten Sieg im achten Qualifikationsspiel.
Zeitweise lagen Schröder & Co. am Sonntag in Leipzig schon mit 23 Punkten zurück, kämpften sich aber wieder heran. Am Ende drehte der Aufbauspieler der Oklahoma City Thunder auf und führte sein Team mit 30 Zählern und 13 Assists zum umjubelten Erfolg.
0,4 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit brachte Schröders spektakuläres Alley-oop-Anspiel auf Maximilian Kleber den Ausgleich, in den fünf Minuten Extrazeit dominierten Schröder & Co dann nach Belieben. "Das war der Wahnsinn. Wir haben nicht aufgehört, an uns zu glauben", sagte der NBA-Star: "Das Spiel war nicht so gut von uns, aber wir haben es geschafft, uns zu qualifizieren. So eine Teamchemie habe ich nicht erlebt. Ich freue mich auf die nächsten Jahre, wir wollen zu Olympia."
"Wir müssen ehrlich sein, das Spiel war verloren, wir haben riesengroßes Glück gehabt", sagte ein völlig bedienter Kapitän Robin Benzing nach der Partie: "Wir können damit nicht zufrieden sein, wie wir gespielt haben. Es tut mir leid für die Fans, auch wenn wir gewonnen haben. Es war nicht würdig für eine deutsche Nationalmannschaft. Aus diesem Spiel können wir eigentlich nur lernen, dass wir alles falsch gemacht haben."
Erste WM-Teilnahme seit 2010
Erst zum sechsten Mal nach 1986, 1994, 2002, 2006 und 2010 ist ein deutsches Nationalteam bei einer Weltmeisterschaft dabei. Der bislang größte Erfolg war der dritte Platz 2002 in Indianapolis/USA, wo Dirk Nowitzki als wertvollster Spieler (MVP) des Turniers ausgezeichnet wurde.
"Man darf träumen, man darf sich Ziele setzen", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss über die WM im kommenden Jahr (31. August bis 15. September), bei der auch die Olympia-Qualifikation angepeilt wird. "Diese Mannschaft, die wir jetzt haben, da passt vieles zusammen, das macht Spaß."
Benzing überzeugt bei Rückkehr
Neben Schröder fügte sich Robin Benzing nach seiner Rückkehr wieder stark ins Team ein, erzielte 24 Punkte. Beim 86:43 bei völlig überforderten Esten am Donnerstag hatte der Kapitän wegen eines Aufenthalts bei seinem neuen Club Besiktas Istanbul noch gefehlt.
Vor dem sportlichen Kraftakt hatte das deutsche Team noch ein bemerkenswertes gesellschaftliches Zeichen gesetzt. Gemeinsam sprachen sich Schröder & Co. in einem Video und einem Statement deutlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus. Beim ersten Warmmachen trugen sie zudem T-Shirts mit dem Slogan #Wirsindmehr. "Wir stehen auf für Menschlichkeit und plädieren für Dialog statt Hetze und Gewalt", erklärte die Mannschaft.
DBB-Team in der ersten Halbzeit von der Rolle
Den Start ins Spiel verschlief das deutsche Team, zeigte sich zu Beginn vor allem in der Defensive zu unaufmerksam, gestattete den Gästen einfache Körbe. Schnell lag die DBB-Auswahl hinten, leistete sich immer wieder auch offensiv Nachlässigkeiten. Schröder setzte seine Teamkollegen mehrfach schön in Szene, ging mit einigen Pässen aber auch zu viel Risiko.
Mit unwiderstehlichem Zug sorgte er per Korbleger beim 16:14 nach sieben Minuten für die erste deutsche Führung. Doch auch diese brachte keine Sicherheit ins deutsche Spiel. Anfang des zweiten Abschnitts gelangen fast fünf Minuten keine Punkte, der Rückstand wurde immer größer.
Schröder setzt Ausrufezeichen
"Wir rotieren zu langsam, deshalb haben sie offene Würfe. Sie machen die Würfe. So können wir nicht mithalten", sagte NBA-Profi Maximilian Kleber bei "Telekom Sport" in der Pause. "Wir müssen in der Verteidigung zulegen."
Und das deutsche Team hielt Wort: Mit einem Dunking setzte Schröder ein Ausrufezeichen, dank des gestiegenen Selbstbewusstseins fielen auch die Distanzwürfe. Danilo Barthel sorgte sechs Minuten vor Ende mit dem 77:76 wieder für die erste Führung - in der packenden Schlussphase hielten dann die Nerven.
Deutschland - Israel 112:98 (92:92, 35:54) n.V.
Beste Werfer: Schröder (30), Benzing (24), Kleber (13), Akpinar (13), Barthel (11) für Deutschland - Cohen (23), Blatt (16), Segev (14), Levi (14), Zoosman (13) für Israel.
Zuschauer: 5197







