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"Galeeren-Beauftragter" Sauer greift nach WM-Gold

Martin Sauer ist im Deutschland-Achter an Bord
Martin Sauer ist im Deutschland-Achter an Bord
Foto: © getty, Jack Thomas
14. September 2018, 13:08

Steuermann Martin Sauer wird am Sonntag ins Wasser geschmissen, sollte der Deutschland-Achter WM-Gold holen. Dabei mag der "Drillmeister" die Tradition gar nicht.

Martin Sauer ist kein großer Freund von Traditionen. "Wer wird schon gerne ins Wasser geworfen? Ich jedenfalls nicht", sagt der Steuermann des Deutschland-Achters, der nach großen Erfolgen stets im kühlen Nass landet. Sauer hat den Brauch inzwischen aber akzeptiert. "Das ist wie mit den Bierduschen bei der Bundeswehr: Die waren auch nicht angenehm, trotzdem gibt es sie", sagt der 35-Jährige im "SID"-Gespräch.

Am Sonntag (12:15 Uhr MESZ) könnte Sauer wieder ins Wasser fliegen. Im bulgarischen Plowdiw kämpft der "neunte Mann", der als einziger im Boot vorwärts fährt, mit seinen acht Kollegen um den WM-Titel. Es wäre die erfolgreiche Titelverteidigung und die Krönung für zwei Jahre ohne jede Final-Niederlage. Immer mit dabei, inzwischen sogar schon seit zehn Jahren: Martin Sauer, von seinen Kollegen gerne auch "Galeeren-Beauftragter" genannt.

Das liegt vor allem an Sauers Job. Auf dem Wasser sitzt er Auge in Auge mit Schlagmann Hannes Ocik und gibt die Kommandos, auch an Land hat er das Sagen. "Drillmeister" wird Sauer deswegen manchmal mit einem Augenzwinkern genannt, doch immer schwingt viel Respekt mit. Für Ocik ist Sauer sogar der beste Steuermann der Welt. "Man braucht nur auf seine Vita zu schauen. Es ist unglaublich, was er alles gewonnen hat", sagte er vor der WM der Welt.

"Das wird ein enges Finale"

Sauers Erfolgsliste ist in der Tat lang. Der Taktgeber wurde mit dem Achter Olympiasieger 2012 und Zweiter 2016, zudem Weltmeister 2009, 2010, 2011 und 2017. In Plowdiw soll nun der nächste Titel folgen. "Martin ist einer der ehrgeizigsten Menschen, die ich kenne. Manchmal auch etwas überehrgeizig. Aber gerade das macht ihn aus und auch so gut", sagt Ruder-Kollege Johannes Weißenfeld.

Seit zehn Jahren hat Sauer kein einziges Rennen verpasst. Ein Rekord? Mitnichten. "Es gibt Steuermänner, die deutlich länger die Seile bewegen. Mein Vorgänger Peter Thiele war 16 Jahre dabei, und davor saß er im DDR-Achter", sagt Sauer.

Die wichtigste Voraussetzung für seinen Job erfüllt er jedenfalls perfekt: Mit seinen 55 kg ist er äußerst leicht. Seit einem Jahr sind auf seinem Posten auch Frauen erlaubt, Australien und Kanada setzen bei der WM bereits auf weibliche Begleitung. An Sauers Sitz rüttelt aber noch niemand. Zu lang ist seine Erfolgsgeschichte, die am Sonntag um ein Kapitel reicher werden soll.

"Das wird ein enges Finale", sagt der Brandenburger vor dem Showdown mit den USA und Australien. Und sollte am Ende wieder das deutsche Boot ganz vorne langen, würde Sauer sogar den Abflug ins Wasser in Kauf nehmen. "Wenn die Jungs mich reinwerfen wollen, hätte ich damit kein Problem", sagt Sauer: "Aber nur, wenn die Grundlage dafür ein entsprechender Erfolg ist."

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