Isabell Werth ballte die rechte Faust, die Freudentränen liefen über das Gesicht. Angeführt von der Rekordreiterin hat die deutsche Dressur-Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in den USA erneut Gold gewonnen.
Schon bevor der letzte Ritt der US-Konkurrenz beendet war, begannen die Feierlichkeiten. "Das war Gänsehaut pur", jubelte Klaus Roeser, der Equipe-Chef: "Das war Wahnsinn, wie Isabell der Belastung standgehalten hat." Als letzte deutsche Reiterin brillierte die 49-Jährige aus Rheinberg mit ihrer Stute Bella Rose im Viereck. Der Rest des Quartetts hatte auf der Tribüne mitgezittert und lag sich kurz danach in den Armen.
"Der Kreis schließt sich, es ist etwas ganz besonderes, mit diesem Pferd zu gewinnen", sagte Werth nach ihrem achten WM-Sieg. Bundestrainerin Monica Theodrescu kommentierte grinsend: "Ich liebe es, wenn ein Plan aufgeht, gerade mit diesem wunderbaren Team."
"Sensationell", rief Jessica von Bredow-Werndl, die bei ihrem WM-Debüt im deutschen Team gleich Gold gewann. "Das ist einfach Wahnsinn, es ist wirklich ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen. Isabell hat es nicht mehr spannend und den Sack einfach zugemacht."
Bredow-Werndl und Schneider legen vor
Wenige Stunden vor Werth hatte Sönke Rothenberger aus Bad Homburg mit Cosmo eine starke Leistung mit nur zwei kleinen Fehlern gezeigt. Am Tag zuvor hatten von Bredow-Werndl mit Dalera und Dorothee Schneider mit Sammy Davis Jr. für Deutschland geritten. "Jessi hat super vorgelegt", sagte Theodorescu. Schneider lieferte das sogenannte Streichergebnis, da pro Team nur die besten drei Ergebnisse zählen.
Der zweite Dressur-Tag begann mit dem starken Ritt von Rothenberger. "Ich bin mächtig stolz auf mein Pferd, dass es bei diesen nicht einfachen Wetterbedingungen so für mich gekämpft hat", sagte der 23 Jahre alte Student. "Bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit und der knallenden Sonne war das nicht selbstverständlich."
Rekord-Serie ausgebaut
"Diese Schnitzer beim Rückwärtsrichten und bei den Pirouetten, da hätte ich ein bisschen energischer sein können", sagte Rothenberger mit Blick auf seine kleinen Fehler. Insgesamt galt jedoch: "Er hat mir ein tolles Gefühl gegeben."
Nun will er auch im Einzel angreifen. "Das gibt mir schon ein richtig gutes Gefühl, weil der Special bekanntlich seine Parade-Prüfung ist. Deshalb freue ich mich da enorm drauf." Am Donnerstag steht der Special an, am Sonntag die Kür. Neben Rothenberger zählt in beiden Prüfungen Werth zu den großen Favoriten.
Durch den Erfolg des Teams in den USA baute Deutschland seine beeindruckende Rekord-Serie in der Dressur aus. Seit der ersten WM 1966 siegten deutsche Teams bei vierzehn Titelkämpfen zwölfmal. Nur zweimal reichte es nicht zu Gold: 1970 in Aachen gewann die UdSSR, 2010 siegten die Niederländer. Rekordreiterin ist Isabell Werth, die in Tryon bereits ihr achtes WM-Gold gewann.
Vielseitigkeitsreiter ebenfalls auf Gold-Kurs
Aussichtsreich waren auch die Vielseitigkeitsreiter unterwegs. Dafür sorgte vor allem Julia Krajewski. Die deutsche Meisterin glänzte zum Auftakt in der Dressur und kassierte auf Chipmunk nur 19,9 Fehlerpunkte. Damit setzte sich die 29-Jährige am Donnerstag zunächst deutlich an die Spitze der Einzelwertung, auch im Nationenranking übernahm die deutsche Equipe vorerst die Führung.
"Chipmunk hat sich unglaublich gut reiten lassen. Er war sehr entspannt", sagte Krajewski hocherfreut: "Ich bin sehr stolz auf ihn. Ich war ein bisschen den Tränen nahe, als wir fertig waren."
Zuvor hatte Startreiter Kai Rüder dem deutschen Team einen soliden Auftakt beschert. Der 47-Jährige aus Blieschendorf kam mit Colani Sunrise auf 30,20 Punkte. Am Freitag müssen Europameisterin Ingrid Klimke mit Hale Bob und Andreas Dibowski mit Corrida im zweiten Teil der Dressur nachlegen.
Zweiter Wettkampftag ohne Zwischenfälle
Damit verlief der zweite Wettkampftag der WM in North Carolina trotz weiter extremer Wetterbedingungen ohne Zwischenfälle - ganz anders als am Vortag. Am Mittwoch war der Distanzritt aufgrund der großen Hitze und der Feuchtigkeit abgebrochen worden. Schon am Morgen hatte das Rennen neu begonnen werden müssen, da einige Reiter beim ursprünglichen Start am Morgen falsch auf die erste Runde geleitet worden waren.
Der deutsche Distanzreiter Bernhard Dornsiepen fand deutliche Worte. "Das ist ein Schlag in die Fresse für den gesamten Sport", motzte der 50-Jährige über den katastrophal organisierten Wettbewerb. Probleme, von den Dressur- und Vielseitigkeitsreiter verschont blieben.