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"Crashgate" war der Skandal der Formel-1-Saison 2008

Alonsos erschummelter Sieg zur Singapur-Premiere

Nelson Piquet jr. crashte in die Mauer - mit Absicht, wie sich später herausstellte
Nelson Piquet jr. crashte in die Mauer - mit Absicht, wie sich später herausstellte
Foto: © via www.imago-images.de
15. September 2025, 13:55
sport.de
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Am 28. September 2008 sollte ein neues Kapitel in der Geschichte der Formel 1 aufgeschlagen werden. Der neu geschaffene Große Preis von Singapur vereinte den spektakulären Stadtkurs des Marina Bay Street Circuits mit den speziellen Herausforderungen eines Nachtrennens.

Was vor allem blieb, war allerdings einer der größten Schummeleien in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse, der als "Crashgate" in die Annalen eingehen und erst ein Jahr später ans Licht kommen sollte. 

Was war passiert? Nach einem vollkommen missratenen Qualifying steht Renaults Erfolgspilot und zweimaliger Weltmeister Fernando Alonso vor einem schwierigen Rennen. Im Leitplanken-Dschungel von Singapur dürfte es mit dem Überholen von Platz 15 startend schwierig werden.

Der Spanier blickt ohnehin auf eine schwierige Saison zurück, noch kein einziges Mal in jener Saison steht er auf dem Podium. Noch schlechter fährt der unerfahrene Teamkollege Nelson Piquet jr., der in 50 Prozent der Rennen gar nicht erst die Zielflagge gesehen hat. 

Um Fernando Alonso irgendwie nach vorne zu bekommen, setzen die Renault-Bosse um Teamchef Flavio Briatore und Renningenieur Pat Symonds alles auf eine Karte.

Sie schicken den Spanier mit deutlich weniger Sprit im Tank ins Rennen und wählen damit eine komplett entgegengesetzte Taktik im Vergleich zu allen anderen Topfahrern um Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes oder Felipe Masse und Kimi Räikkönen im Ferrari. 

Piquet jr. crasht in die Mauer: Wirklich nur ein Rennunfall?

Der Spanier dreht also einen kurzen ersten Stint, lässt sich bereits nach zwölf von 61 Runden an der Box betanken und fährt fortan dem gesamten Fahrerfeld als Letzter hinterher. Die Renault-Taktikbosse gehen damit ein extrem hohes Risiko und hoffen auf einen Zwischenfall, der Alonso während einer Safety-Car-Phase wieder nach vorne spülen könnte. 

Und tatsächlich: Nur zwei Runden später kommt es zum Crash! Ausgerechnet Alonso-Teamkollege Nelson Piquet jr. verliert die Kontrolle über seinen Wagen und kracht in die Mauer. Ausgerechnet in Kurve 17 - dort, wo sich keine Auslaufzone befindet. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt des Rennens, sodass in der folgenden Safety-Car-Phase die versammelte Konkurrenz zum vorgeschobenen Stopp an die Box kommt. 

Die Bergung des Wracks dauert einige Zeit an

Ganz schön viele Zufälle für ein Rennen. Alonso ist es egal: Er übernimmt noch im ersten Renndrittel überraschend die Führung und fährt nach 61 Umläufen seinen ersten Saisonsieg ein. 

Das Glück des Tüchtigen, wie der Asturier selbst euphorisiert meinte: "Ich kann das nicht glauben, ich werde einige Tage brauchen, bis ich realisiere, dass wir dieses Jahr ein Rennen gewonnen haben." 

Die Renault-Crew um Flavio Briatore (M.) bejubelt den Sieg von Fernando Alonso

Nach Rausschmiss 2009: Piquet packt aus

Fast ein Jahr später folgte das böse Erwachen für den Rennstall. Nachdem Nelson Piquet jr. mitten in der Saison vor die Tür gesetzt und wegen Erfolglosigkeit durch Romain Grosjean ersetzt wurde, packte der Brasilianer aus. Er berichtete von einer der größten und dreistesten Schummeleien, die die Königsklasse bisher gesehen hatte und fortan als "Crashgate" betitelt wurde. 

Piquet gab zu, von seinen Renault-Bossen die Instruktion bekommen zu haben, mit Vorsatz zu crashen. In einem offiziellen Dokument der FIA gab er zu Protokoll: "Der Vorschlag, absichtlich einen Unfall herbeizuführen, wurde mir kurz vor Beginn des Rennens unterbreitet, als ich von Herrn Briatore und Herrn Symonds in Herrn Briatores Büro bestellt wurde." 

Prozesse wegen Betrugs, Verleumdungsklagen und langjährige Sperren gegen die beiden vermeintlichen Verschwörer waren die Folge. Nelson Piquet jr. hat seit 2009 kein Formel-1-Rennen mehr bestritten, auch Flavio Briatore hatte in nach seinen riesigen Erfolgen als Teamchef der Weltmeister Michael Schumacher und Fernando Alonso jahrelang nie wieder im F1-Zirkus Fuß gefasst. Seit 2024 ist er wieder als Berater ("Executive Advisor) für das Alpine-Werksteam tätig.

Der ganz großer Verlierer war allerdings kein Funktionär und kein Fahrer - es war die Formel 1 selbst. 

Mats-Yannick Roth

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren324
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren293
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing230
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team194
5MonacoCharles LeclercFerrari163

Singapur GP 2008

1SpanienFernando Alonso1:57:16.304h
2DeutschlandNico Rosberg+2.957s
3GroßbritannienLewis Hamilton+5.917s
4DeutschlandTimo Glock+8.155s
5DeutschlandSebastian Vettel+10.268s

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