Zwei dicke Patzer, viele kleine Fehler - für Turn-Bundestrainer Andreas Hirsch war der vierte Platz seiner Schützlinge im EM-Mannschaftsfinale nicht etwa undankbar, sondern verdient.
"Mit zwei Stürzen kann man auch bei einer Europameisterschaft nicht Dritter werden", sagte der Chefcoach und blickte dabei streng durch seine randlose Brille.
Zwei Jahre nach dem Rücktritt von Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen können es sich die deutschen Gerätartisten nicht mehr leisten, mit kleinen Schludrigkeiten wichtige Zehntelpunkte liegenzulasen. Und so propagiert der 60-jährige Hirsch "standhafte" Athleten - im wahrsten Sinne des Wortes.
Wer füllt das Vakuum nach Hambüchens Abgang ?
Kaum einer seiner Schützlinge kam nach seinem Vortrag in der Hydro-Arena von Glasgow wirklich sauber in den Stand, jedes Mal wurden 0,1 bis 0,2 Punkte abgezogen. Bei insgesamt 18 Übungen läpperte sich da ganz schön was zusammen. Zu viel jedenfalls, um die nahezu fehlerfreien Franzosen noch von Rang drei zu verdrängen.
Dabei spielen die seit 2017 gültigen Wertungsvorschriften des Weltverbandes FIG den Intentionen von Hirsch eigentlich in die Karten. Ausführung geht vor Schwierigkeit lautet der Grundtenor, unbeherrschte Kamikaze-Übungen sollen der Vergangenheit angehören. "Das Szenario 'Hast du Turnen gesehen? Um Gottes willen' wollen wir nicht", so Hirsch.
Aber seine Athleten wissen grundsätzlich auch selbst, dass sie schon bei den Weltmeisterschaften Ende Oktober in Doha/Katar ihre Nachlässigkeiten minimieren müssen. "Man kann viel reden und kommt doch immer wieder an den gleichen Punkt. Wer die wenigsten Fehler macht, wird immer vorne sein", sagte der Hannoveraner Andreas Toba.
Das waren bei den European Championships wie immer in den vergangenen sechs Jahren die Riegen aus Russland und Großbritannien, die seit 2012 regelmäßig den Titel unter sich austurnen. "Diese beiden Mannschaften spielen in einer anderen Liga, aber wir haben immerhin gezeigt, dass wir in Europa um den dritten Platz mitkämpfen können", sagte Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB).