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Schwimmer feiern Staffel-Gold: "Alle hatten Gänsehaut"

Die deutschen Staffel-Helden ganz oben auf dem Podium
Die deutschen Staffel-Helden ganz oben auf dem Podium
Foto: © getty, Clive Rose
05. August 2018, 20:14

Deutsche Schwimmer hatten zuletzt wenig Grund zur Freude, umso ausgelassener feierten sie das sensationelle Staffel-Gold im Mixed-Wettbewerb. Die Heldin zahlte dafür aber einen Preis.

Als die Gold-Staffel eine Stunde nach dem sensationellen Triumph letzte Interviews geben wollte, schlug ihr eine Welle der Begeisterung entgegen: Fast das komplette deutsche Schwimm-Team hatte sich unter die wartenden Journalisten gemischt und die frisch gekürten Europameister mit La Ola und großem Beifall empfangen. Wann hat es das zuletzt im deutschen Schwimmsport gegeben?

"Von der Mannschaft so empfangen zu werden, ist ein tolles Gefühl", sagte Annika Bruhn, die mit ihrem unwiderstehlichen Schlussspurt die gemischte Freistil-Staffel bei der internationalen Premiere über 4x200 m am Samstagabend zum nicht für möglich gehaltenen EM-Titel geführt hatte. Doch der hatte seinen Preis: 14 Stunden später schied die 25-Jährige im Einzel-Vorlauf als 18. aus.

"Irgendwie war keine Power mehr da", sagte Bruhn, "das Einschlafen ist mir schwergefallen". Beim nichtolympischen Staffelrennen war sie noch fast vier Sekunden schneller gewesen und hatte mit Reva Foos, Jacob Heidtmann und Henning Mühlleitner, der zum Auftakt schon Bronze über 400 m Freistil gewonnen hatte, die deutlich höher eingeschätzten Staffeln aus Russland und Großbritannien hinter sich gelassen.

"Auf den letzten Metern hatten alle Gänsehaut", sagte Heidtmann, der gemeinsam mit Mühlleitner einen Tag später mit der Männer-Staffel über 4x200 m auf Platz vier das Podest verpasste. Die Freude über den Sieg am Samstag trübte das aber kaum: "Wir haben als Team eine geile Leistung abgeliefert", sagte Heidtmann: "Annika war hintenraus bärenstark."

Bruhn hatte sich so sehr auf ihr direktes Duell mit der lange führenden Russin Viktoria Andrejewa konzentriert, dass sie den Goldmoment verpasste: "Dass wir Erste waren, habe ich erst gemerkt, als die anderen draußen gejubelt haben."

"Es kribbelt natürlich überall im Körper"

Bundestrainer Henning Lambertz schrie mit am lautesten auf der Tribüne, während des Rennens sprang er immer wieder auf und ab. "Es kribbelt natürlich überall im Körper", sagte er, "man hat von der ersten Sekunde an gemerkt, dass die als Team rausgegangen sind, dass die wollten, dass die heiß waren."

Der Sieg war aber auch für Lambertz ein persönlicher Triumph. Vor der EM hatte er unter dem Motto "Staffel-Attacke" die Normzeiten für die Quartette abgeschwächt, damit der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) in möglichst allen EM-Endläufen am Start ist. Wegen der großflächigen TV-Berichterstattung durch die Einbettung in die European Championships in Glasgow und Berlin wollte er diese Flanke nicht offen lassen.

Und so sahen bis zu 1,38 Millionen Zuschauer in der ARD, wie Bruhn und Co. über sich hinauswuchsen und den enttäuschenden vierten Platz der Medaillenhoffnung Sarah Köhler über 800 m Freistil kurz zuvor fast vergessen machten.

"So eine Goldmedaille", glaubt Bruhn, "gibt allen anderen nochmal einen kleinen Schub und Hoffnung." Auch Medaillenhoffnung Philip Heintz meinte: "Die Staffelleute haben einen überragenden Job gemacht, so etwas überträgt sich natürlich."

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