Die deutschen Hockey-Frauen haben bei der WM in London ihr erstes Etappenziel erreicht. Mit dem direkten Viertelfinaleinzug hat das deutsche Team sich eine kurze Verschnaufpause verschafft, bevor es auf Belgien oder erneut auf Spanien trifft.
Der Marketingslogan #zsmmn wurde nach dem WM-Debakel der deutschen Fußballer hämisch zerrissen. Als Motto für die deutschen Hockeyspielerinnen passt er bei der WM in London allerdings ganz gut. Nach drei Siegen aus drei Spielen sind die "Danas" Gruppenerster und haben damit automatisch das Viertelfinalticket gelöst. Ihr bisheriges Erfolgsrezept: Geschlossenheit.
"Wenn jeder nur sein Ding machen würde, würden wir kläglich versagen", sagte Mittelfeldspielerin Anne Schröder vor der Partie am Mittwoch (ab 19 Uhr im Liveticker). Der Gegner wird am Montag zwischen Belgien und Spanien ermittelt. Doch komme, wer wolle, das ist der Mannschaft ganz egal. Der Fokus liegt auf der eigenen Leistung.
Perfekte Mischung
Und die stimmt bisher. Es herrscht eine Balance im Team, die nicht selbstverständlich ist. Bundestrainer Xavier Reckinger und sein Stab schafften an der Themse das, was Jogi Löw und Co. bei der WM in Russland nicht gelungen ist: Sie haben junge, unerfahrene Spielerinnen in eine Mannschaft mit erfolgreichen Routiniers integriert.
"Es sind die Jungen, die unkonventionell aufspielen, und die Erfahrenen, die die Ruhe geben und auch mal einschreiten, wenn es zu wild wird", sagte Vollblutstürmerin Charlotte Stapenhorst, die trotz ihrer 23 Jahre schon zu den erfahrenen Hasen gehört.
Sieg gegen Argentinien als Mutmacher
Seit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio ist die individuelle Stärke in jeder Ebene gereift. Das Kollektiv hält alles zusammen und ermöglicht es Spielerinnen wie Torjägerin Stapenhorst, den Mittelfeldmotoren Schröder und Franzisca Hauke oder dem Innenverteidiger-Duo Janne Müller-Wieland und Nike Lorenz, punktuelle Ausrufezeichen zu setzen. "Es ist genau diese Konstellation aus Kollektiv und Individualität, die es dem Gegner sehr schwer macht, sich auf uns einzustellen", sagte Kapitänin Müller-Wieland.
Natürlich helfen die drei Erfolge aus der Gruppenphase auch dabei, den Zusammenhalt zu stärken. Ein Sieg zum Auftakt gegen Südafrika (3:1) war Pflicht. Aber mit dem 3:2-Triumph gegen den Topfavoriten Argentinien im zweiten Spiel tankte die Mannschaft großes Selbstvertrauen.
Als Gruppenerster ins Viertelfinale
Trotzdem wurde sie nicht überheblich: Im letzten Spiel gegen Spanien hätte ein Unentschieden für den Gruppensieg genügt, doch Deutschland erkämpfte sich mit Leidenschaft und Geduld das 3:1. Als Erster der Gruppe C zogen die DHB-Frauen automatisch in die Runde der letzten Acht ein und umgingen so das Achtelfinale.
Bei dem Turnier ist der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes nach der starken Vorrunde alles zuzutrauen. Von großen Herausforderungen lässt sich Reckingers Team nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht von einem Radrennen, das die Mannschaft vor dem letzten Gruppenspiel zwang, die U-Bahn zum Stadion zu nehmen. Und so beschallten die tragbaren Boxen der Mannschaft die Londoner Tube, und die "Danas" sangen lauthals mit. Die Stimmung in der Gemeinschaft ist gut. Es läuft schließlich.