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Höhepunkt einer Dopingkarriere

Damals: Als Lance Armstrong am Gipfel des Betrugs ankam

Lance Armstrong gewann 2005 seine siebte Tour de France
Lance Armstrong gewann 2005 seine siebte Tour de France
Foto: © getty, Robert Laberge
24. Juli 2025, 15:47
sport.de
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Der 24. Juli 2005 war sieben Jahre lang der rekordträchtigste Tag des Radsports. An diesem Tag gewann die Licht- und spätere Schattengestalt Lance Armstrong die Tour de France zum siebten Mal in Folge - der Höhepunkt einer Betrügerkarriere.

Gelb. Um Lance Armstrong herum war alles gelb. Freudestrahlend schlüpfte der beste Radsportler der Welt in das legendäre Gelbe Trikot. Zum siebten Mal in Folge hatte er die härteste Rundfahrt der Welt, die Tour de France, gewonnen. Neben Armstrong standen seine Töchter in gelben Kleidern, hielten gelbe Blumen in der Hand und schauten auf zu ihrem Vater - der Legende. 

Lance Armstrong hatte das erreicht, was vor ihm noch keiner geschafft hatte: Mit der Zieleinfahrt in Paris sicherte sich der US-Amerikaner seinen siebten Tour-Titel. Als Dominator des Radsports beendete er nach seiner letzten großen Schleife seine Karriere. Die Menschen am Straßenrand spendeten Armstrong stehende Ovationen und verabschiedeten ihn in den Ruhestand.

Doch wortlos wollte Armstrong nicht von der Weltbühne abtreten. Zum Abschied wendete er sich an all die Zweifler, die ihn seine Karriere über mit Dopingverdächtigungen konfrontiert hatten. "Es tut mir leid für euch", sagte Armstrong ins Mikrophon auf dem Podium der Champs-Élysées. "Es tut mir leid, dass ihr keine großen Träume habt. Es tut mir leid, dass ihr nicht an Wunder glaubt." 

Jan Ullrich und Ivan Basso neben Armstrong grinsten. Bis er sterbe, werde er ein Fan der Tour sein. "Vive Le Tour!" Der 24. Juli 2005 ging als Rekordtag in die Geschichte ein: Lance Armstrong war die Lichtgestalt des Radsports. 

Von der Licht- zur Schattengestalt

Nun, viele Jahre nach den Dopingenthüllungen um Armstrong, ist alles anders: Der 24. Juli 2005 ist vielmehr der Tag, an dem Armstrongs Betrügerkarriere ihren Zenit erreichte. Lance Armstrong wurde zur Schattengestalt des Radsports.

Den Anstoß dazu lieferten ehemalige Teamkollegen wie Floyd Landis und Tyler Hamilton, die selbst des Dopings überführt wurden. Sie belasteten Armstrong - der von 2009 bis 2011 ein Comeback gegeben hatte - schwer. Die US-amerikanische Anti-Dopingagentur leitete Ermittlungen gegen den Texaner ein.

Testosteron, Wachstumshormone, EPO und Kortison - das war der Dopingcocktail, der Armstrongs Motor seit den 90er Jahren antrieb, so die abschließenden Erkenntnisse der Ermittler. "Die Erfolge des Teams US Postal und von Lance Armstrong wurden unter massivem Einsatz von Dopingmitteln erreicht, der in dieser Größenordnung in der Sportgeschichte noch nie aufgedeckt wurde", hieß es im Bericht der USADA. "Mehr als ein Dutzend ehemaliger Weggefährten bestätigen, dass Herr Armstrong von Beginn bis zum Ende seiner Karriere zu Doping griff."

Armstrong fällt auf die Füße

Der internationale Radsportverband UCI, selbst Helfer bei der Verschleierung von Armstrongs Dopingpraktiken, reagierte am 22. Oktober 2012. Die UCI erkannte Armstrong alle Titel seit August 1998 ab.

Der Amerikaner verlor auf einen Schlag alle sieben Gelben Trikots. Sponsoren kündigten Verträge, Armstrong sah sich Schadensersatzforderungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar gegenüber, der Bankrott drohte. Armstrong selbst beichtete seinen Dopingmissbrauch erst 2013 in der Show von Oprah Winfrey.

Im April 2018 wand sich Armstrong schließlich aus dem größten Schadensersatzprozess heraus. Das US-Justizministerium hatte 100 Millionen Dollar von Armstrong gefordert, da dieser dem staatlichen Sponsor US Postal großen Schaden zugefügt habe. Durch eine Zahlung von fünf Millionen Dollar an die Regierung verhinderte Armstrong den Prozess und wendete den drohenden Bankrott ab. Armstrong ist finanziell auf den Füßen gelandet. 

Deswegen muss er seine Dopingpraktiken offenbar auch nicht bereuen. Wäre er erneut in der Situation von 1995, als Doping im Peloton normal gewesen sei, würde er wahrscheinlich wieder dopen, sagte Armstrong 2015 in einem Interview mit der "BBC". 

Das erinnert auch an seinen Abschied nach dem siebten Tour-Titel am 24. Juli 2005. Damals rief Armstrong seinen Kritikern zum Abschied entgegen: "Ich bereue absolut nichts."

Florian Pütz

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