Schon nach wenigen hundert Metern war der Große Preis von Frankreich vorentschieden. Nach einem furiosen Start lenkte Ferrari-Star Sebastian Vettel mit zu viel Überschuss in Kurve 1 ein, löste eine Kollision mit Valtteri Bottas aus, der ohne Eigenverschulden am nur Siebter wurde. Weltmeister Lewis Hamilton nutzte den Vettel-Patzer perfekt aus und holte sich die WM-Führung zurück. sport.de kürt die Gewinner und Verlierer des Wochenendes in Le Castellet.
Die Gewinner des Wochenendes:
Lewis Hamilton. Dritten Saisonsieg eingefahren, WM-Führung zurückerobert und neuen Rekord aufgestellt. Für den Weltmeister lief es am Wochenende einfach perfekt.
Nach einem soliden Start, bei dem Hamilton seine Führung sicher gegen die crashenden Valtteri Bottas und Sebastian Vettel verteidigte, führte er das Frankreich-Rennen souverän von vorne an und brachte den Sieg sicher nach Hause.
Bemerkenswert vor allem, mit welcher Konstanz und Stabilität der 33-Jährige seine Runden abspulte, Verfolger Max Verstappen somit überhaupt keine Chance ließ.
Nebenbei stellte der Brite noch einen neuen Bestwert auf. Durch den Triumph auf dem Circuit Paul Ricard hat der Mercedes-Mann mittlerweile auf 26 verschiedenen Strecken gewonnen. Das hat noch nicht einmal Rekordchampion Michael Schumacher hinbekommen.
Kimi Räikkönen. Nach dem Qualifying sah es nicht allzu gut aus. Als Sechster war der Iceman der Langsamste der Topfahrer, es fehlte über eine Sekunde auf Polesetter Lewis Hamilton.
Der Start ging dann auch noch daneben, nach dem ersten Umlauf fand sich Räikkönen sogar hinter Leclerc, Magnussen und Sainz wieder.
Im weiteren Rennverlauf spülte eine stabile Leistung gepaart mit dem nötigen Glück den Oldie zurück nach vorne und sogar noch auf das Podest.
Sieben Runden vor Schluss setzte er zum entscheidenden Überholmanöver gegen Daniel Ricciardo an und sicherte sich gegen den die schwächelnden Red-Bull-Reifen überlegen den dritten Platz.
Räikkönen baute damit einen kuriosen Bestwert weiter aus: Der Finne fuhr Le Castellet zum 39. Mal auf Platz 3, so oft wie kein anderer Fahrer in der Geschichte der Formel 1.
Charles Leclerc. Dass der monegassische Youngster zum vierten Mal in den letzten fünf Rennen in die Punkte gefahren ist, ist eine der großen Geschichten der bisherigen Saison.
Leclerc hat sich im Sauber zum Punkte-Hamster entwickelt und sorgt für die beste Bilanz der Schweizer Teams seit Jahren. Auch Teamkollege Marcus Ericsson profitiert vom verbesserten Sauber-Boliden, weist aber erst einen neunten Rang vor.
Kein Wunder, dass Leclerc längst mit höheren Aufgaben in Verbindung gebracht wird: Schon im nächsten Jahr könnte der 20-Jährige neuer Teamkollege von Vettel bei Ferrari werden.
Die Verlierer des Wochenendes:
Sebastian Vettel. Der Heppenheimer brachte sich mit einer übermotivierten Aktion selbst um einen möglichen Grand-Prix-Sieg und die WM-Führung.
Vettel kam von Platz drei startend hervorragend weg, wäre mit seinem Tempo sogar ein Kandidat für die Führung gewesen. Aber beide Mercedes-Piloten schlugen ihm die Tür zu, Vettel hätte sich nach dem Start mit dem dritten Platz begnügen müssen.
Sein Tempoüberschuss in Kurve eins löste die Kollision mit Bottas aus. Danach fand sich der Deutsche am Ende des Feldes wieder.
Seine Aufholjagd bis auf Platz fünf im Anschluss war zwar aller Ehren wert und wurde mit der Zuschauer-Auszeichnung "Best Driver of the Day" honoriert. Dennoch steht unter dem Strich ein individueller Fahrfehler, der in der Endabrechnung noch ganz, ganz bitter werden könnte.
Fernando Alonso. Was für ein Katastrophen-Wochenende für den Spanier! Hilflos mit ansehen zu müssen, wie der McLaren in Frankreich immer mehr an Konkurrenzfähigkeit einbüßte und lediglich die Williams auf Distanz hielt, frustrierte Alonso deutlich hörbar.
"Ich habe keine Bremsen, ich habe keine Reifen, ich habe keine Punkte - mir ist es egal, wie das Rennen endet", funkte er sauer an die Box, als er sich auf dem letzten Platz wiederfand.
Nachdem er bereits deutlich distanziert am Ende des Feldes auch noch Aufhängungsprobleme bekam, stellte der Ex-Weltmeister seinen Boliden endgültig ab.
Das französische Trio. Für Pierre Gasly und Esteban Ocon sollte es eigentlich ein ganz besonderes Rennen werden. Die 22 und 21 Jahre alten Nachwuchshoffnungen Frankreichs träumten beim ersten Heim-Grand-Prix ihrer Karriere von Top-Ten-Platzierungen. Nach wenigen Metern dieses Thema gegessen.
Nachdem sich Ocon schon Sekunden nach dem Start eine Berührung mit dem dritten Franzosen im Feld, Romain Grosjean, leistete, war in Kurve drei endgültig Schluss.
Gasly konnte mit deutlichem Tempoüberschuss nicht rechtzeitig bremsen und schoss den Force-India-Mann von der Piste und aus dem Rennen, fiel selbst ebenfalls aus.
"Ich habe mir so lange gewünscht, hier einmal zu fahren. Wir waren sehr gut vorbereitet und dann war nach drei Kurven alles vorbei. Einfach nur dumm", ärgerte sich Ocon.
Platz elf (Grosjean) und zwei Ausfälle - die Bilanz der drei Lokalmatadoren hätte nicht schlimmer ausfallen können.
Mats-Yannick Roth


