Es waren ein paar glückliche Männer, die sich am späten Sonntagnachmittag auf den Weg zurück nach Berlin machten. Glücklich, weil sie dort am Dienstagabend noch einmal Eishockey spielen werden. Glücklich, weil sie noch immer die Chance haben, auch das letzte Spiel der Saison gewinnen zu können.
"Wir freuen uns, dass wir noch einmal ein Spiel mehr machen können", betonte Uwe Krupp, Trainer der Eisbären, "und wenn es dann irgendwann ein Spiel sieben gibt, werden wir uns darum kümmern".
Noch immer hat im Kampf um die Meisterschaft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) Titelverteidiger Red Bull München Matchball - er führt in der Finalserie 3:2. Doch das dramatische 6:5 (3:1, 1:1, 1:3, 1:0) nach Verlängerung in München gibt den Eisbären Berlin zusätzlich Hoffnung, das schier Unmögliche doch möglich zu machen. Ob das sogenannte Momentum jetzt wieder bei den Berlinern sei? "Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, dass es bei München war", sagte Thomas Oppenheimer lächelnd.
Die Geschichte spricht gegen die Berliner. Seit der DEL-Gründung 1994 ist es in den Play-offs lediglich den Frankfurt Lions gelungen, nach einem 1:3-Rückstand die Serie noch zu gewinnen (Viertelfinale 2008/Iserlohn Roosters). Und: In einer Finalserie haben die Münchner noch keines ihrer bisherigen sechs Auswärtsspiele verloren - und nur eines der vergangenen 15 auf gegnerischem Eis in den Playoffs. "Jetzt holen wir das Ding halt am Dienstag", sagte München Kapitän Michael Wolf.
"Zum Glück hat es gezählt"
Zunächst aber ist den Eisbären gelungen, was seit bald drei Jahren keiner geschafft hat: Dem Meister der beiden vergangenen Jahre ein Spiel sechs in einer Playoff-Runde abzuringen. Nach 1:16 Sekunden in der Verlängerung traf Jamie MacQueen. Der Treffer zählte, obwohl das Tor verschoben war, denn: MacQueen hatte den Schuss bereits abgegeben, als das Tor aus der Verankerung kam - zudem hatte es ein Münchner verschoben, und der Puck wäre auch dann im Netz gelandet, wenn das Tor stehen geblieben wäre.
"Zum Glück hat es gezählt", sagte MacQueen über das Tor, über den spektakulären Abschluss eines wilden Spiels, über das der frühere Bundestrainer Krupp sagte: "Gut für die Fans, gut für das Eishockey." Und gut für die Eisbären. 2:0, 3:1, 4:2 und 5:4 hatten sie geführt, und viel fehlte danach nicht, und München hätte vorzeitig den Meister-Hattrick feiern können: Denn nur 16 Sekunden vor MacQueens Treffer vergab Nationalspieler Brooks Macek das Siegtor für die Roten Bullen.
Spiel sechs statt vorzeitige Meisterfeier - die Berliner glauben, dass die Münchner nun ins Grübeln kommen. "Es sind immer irgendwo Fragezeichen im Kopf", sagte Frank Hördler, "wir werden sehen, wie sie damit umgehen." Für die Eisbären, ergänzte er, "ändert sich nichts." Nach wie vor, sagte MacQueen, ist für die Berliner jedes Spiel "ein Do-or-die-Spiel".



















