Am 02. April 2005 gehen die Teamkollegen Lee Bowyer und Kieron Dyer von Newcastle United während des Ligaspiels gegen Aston Villa mit den Fäusten aufeinander los. Der Auslöser der Klopperei war relativ harmlos.
Newcastle United liegt im heimischen St James' Park hoffnungslos mit 0:3 gegen Aston Villa zurück. Urplötzlich brennen den beiden Magpies-Profis Lee Bowyer und Kieron Dyer die Sicherungen durch.
Während der Ball noch rollt, fliegen die Fäuste. Bowyer schlägt Dyer mehrfach ins Gesicht. Dieser lässt sich nicht lumpen und keilt ordentlich zurück.
Die beiden Streithähne müssen von mehreren Mitspielern sowie Villa-Angreifer Gareth Barry getrennt werden. Schiedsrichter Barry Knight hat keine Wahl, zückt die Rote Karte und schickt die beiden Boxer zum Abkühlen frühzeitig unter die Dusche.
Auf dem Weg in die Kabine geht die Auseinandersetzung weiter. Dyer erzählte später, dass nur zwei zupackende Team-Masseure eine Fortsetzung des Schlagabtausches verhindern konnten.
Die Schläger wurden nach der Partie vom englischen Verband gesperrt: Bowyer für vier, Dyer für drei Spiele. Zusätzlich musste Bowyer, als Auslöser der Fehde identifiziert, mehr als 200.000 Pfund Geldstrafe berappen.
Beide kein Kind von Traurigkeit
Die Schlägerei mit Dyer war nicht die einzige Verfehlung des Mittelfeldspielers. Bowyer war für seine harte Spielweise bekannt und hielt lange den Rekord für die meisten Gelben Karten in der Geschichte der Premier League.
Doch auch neben dem Platz sorgte das Raubein für Schlagzeilen. So wurde er beim Drogenkonsum erwischt und fiel durch rassistische Äußerungen negativ auf.
Zudem wurde Bowyer nach einer Massenschlägerei in einem Nachtklub der schweren Körperverletzung beschuldigt. Das Gerichtsverfahren endete zwar mit einem Freispruch und einer Vergleichszahlung des Profis, doch ein fader Beigeschmack blieb.
Dyer war ebenfalls kein Kind von Traurigkeit: 2004 handelte er sich eine Verwarnung von der Vereinsführung ein, nachdem ein Video aufgetaucht war, das ihn beim Urinieren in der Öffentlichkeit zeigte. Außerdem trat er mehrfach zu stark auf das Gaspedal, musste die ein oder andere Geldstrafe zahlen und setzte seinen Ferrari im Zentrum von Newcastle gegen einen Brückenpfeiler.
Bowyer und Dyer begraben das Kriegsbeil
Die Vita der beiden Streithähne ist natürlich noch keine alleinige Erklärung für den Faustkampf unter Mannschaftskameraden. Sie hilft allerdings dabei, die hitzigen Reaktionen der beiden Kontrahenten zu verstehen.
Der Auslöser war nämlich letztendlich vergleichsweise harmlos: Dyer erklärte, Bowyer habe sich mehrfach darüber beschwert, dass er ihm den Ball nicht zugespielt habe. Irgendwann wurde Dyer seinem Mitspieler gegenüber ausfallend, woraufhin Bowyer endgültig der Kragen platzte und er auf seinen Kollegen losging.
Bowyer erklärte gar später gegenüber dem "Evening Chronicle": "Wenn du Fußball spielst, musst du so sein. Du muss gewinnen wollen. Manchmal geht man dabei zu weit."
Nachdem sich die Gemüter der beiden Kämpfer abgekühlt hatten, begruben sie das Kriegsbeil auch schnell wieder. "Ich bin sicher: Hätten wir 3:0 geführt, wäre das alles nicht passiert", so Bowyers Rechtfertigung.
Thomas Eßer