Die Fans von Schalke 04 besangen "die Nummer eins im Pott" und stimmten sich schon auf das 174. Revierderby in zwei Wochen ein, die Spieler nahmen mit der Champions League vor Augen einen neuen Vereinsrekord ins Visier. Für Christian Streich jedoch war der sechste Sieg der Königsblauen in Folge ein Skandal. "Ich darf nichts sagen, es ist unglaublich", knurrte der Trainer des SC Freiburg nach dem 0:2 (0:0) auf Schalke.
Seiner Meinung nach hatte kein Spieler die Partie entschieden, sondern Schiedsrichter Tobias Stieler. Zunächst entschied der Hamburger auf Elfmeter, als sich Breel Embolo den Ball zu weit vorgelegt und bei Manuel Gulde eingefädelt hatte (62.). "Da pfeift er sofort", stichelte Streich. Doch noch mehr auf die Palme brachte ihn die Gelb-Rote Karte gegen seinen Kapitän Nils Petersen (66.).
Stieler hatte dem Stürmer nach dem von Daniel Caligiuri verwandelten Foulelfmeter (63.) wegen Meckerns Gelb gezeigt - allerdings hinter dessen Rücken. "Er hat es nicht gesehen, er hat ja hinten keine Augen", ereiferte sich Streich. Petersen meckerte drei Minuten später erneut und war völlig perplex, als der Unparteiische Rot zückte.
"Ich dachte, es wäre erledigt. Aber es hat sich heute fortgesetzt"
Seine Assistenten mussten Streich festhalten, sonst wäre er an der Seitenlinie auf Stieler losgegangen. Denn gegen den Hamburger Referee hegt der Freiburger Coach einen besonderen Groll. Beim 0:3 am 29. Oktober in Stuttgart hatte Stieler Abwehrspieler Caglar Söyüncü nach Videobeweis schon in der zwölften Minute wegen eines Handspiels vom Platz gestellt und nachher zugegeben, dass Gelb wohl gereicht hätte.
"Ich dachte, es wäre erledigt. Aber es hat sich heute fortgesetzt", meinte Streich, der nach seinem wilden Protest auf die Tribüne verbannt worden war. Er habe "nicht überreagiert", betonte der 52-Jährige, "ich habe ein Schimpfwort benutzt." Der Platzverweis für Petersen spielte lange erschreckend schwachen Schalkern "in die Karten", wie Torschütze Caligiuri zugab.
Guido Burgstaller legte in Überzahl mit seinem neunten Saisontor nach (73.) - und die Königsblauen feierten die Einstellung des Vereinsrekords aus der Spielzeit 2006/07, den gefestigten zweiten Tabellenplatz und vier Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen Borussia Dortmund.
"Wir machen uns Gedanken um Hamburg, nicht um Dortmund"
Während die Fans schon lautstark dem Derby am 15. April entgegenfieberten, wollten die Schalker Verantwortlichen noch nicht so weit vorausschauen. "Wir machen uns Gedanken um Hamburg, nicht um Dortmund", sagte Sportvorstand Christian Heidel, "das haben wir überhaupt noch nicht auf dem Schirm." Beim Hamburger SV am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) soll der siebte Sieg in Folge herausspringen - und damit noch ein Rekord. "Wir wollen das natürlich immer weiter ausbauen", meinte Caligiuri.
Heidel war die Vereinsbestmarke, die die Beinahe-Meister von 2007 um den jungen Manuel Neuer, Marcelo Bordon und Kevin Kuranyi aufgestellt hatten, aber nicht wichtig. "Für solche Rekorde bekommt man weder Pokal noch Medaillen noch Geld", sagte er, "dafür können wir uns überhaupt nichts kaufen." Sollten die Schalker allerdings ihre Serie fortsetzen, könnte es in der nächsten Saison den großen Zahltag geben - in der Champions League.
































