Ferrari hat zum Formel-1-Auftakt in Melbourne einen furiosen Saisonstart hingelegt. Vom Patzer der Mercedes-Strategen profitierend, nutzte Sebastian Vettel seine Chance souverän und fuhr den ersten Sieg des Jahres nach Hause. Im vorderen Mittelfeld gab es weitere Dramen und Highlights. sport.de kürt die Gewinner und Verlierer des Wochenendes.
Die Gewinner des Wochenendes:
Scuderia Ferrari. Bis zum Rennsonntag lagen die Roten das gesamte Wochenende hinter Konstrukteursweltmeister Mercedes zurück. Der Abstand in den Trainings war fast schon besorgniserregend. Doch ähnlich wie in der letzten Saison stellte Ferrari unter Beweis: Die Rennpace stimmt.
Bis zur vorentscheidenden Szene in der 26. Runde lag zwar Lewis Hamilton vorne, doch die Performance von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen passte bereits in der ersten Hälfte des Australien-Grand-Prix.
Rang zwei und drei wurden zunächst sicher gegen die Haas- und Red-Bull-Konkurrenz gehalten. Als sich die Chance bot, sogar an Titelverteidiger Hamilton vorbeizuziehen, nutzte Vettel die Möglichkeit perfekt aus und behielt im Anschluss 30 Runden lang die Nerven. Im ersten Duell zweier Vierfach-Weltmeister überhaupt sprach das nötige Glück und die stabile Leistungsfähigkeit am Ende für den Deutschen.
Fernando Alonso. Im ersten Rennen mit Renault-Antrieb fuhr McLaren-Star Fernando Alonso gleich mal auf Platz 5. Das hatte es im verkorksten Jahr 2017 mit Honda-Motoren nicht ein einziges Mal gegeben. Von Rang zehn startend, kam der Spanier im Duell gegen Landsmann Carlos Sainz zunächst nicht vorbei. Als dieser dann nach einem Fahrfehler aus den Top Ten flog, nutzte Alonso die Gunst der Stunde.
Innerhalb weniger Runden wurde der Altmeister bis auf den fünften Rang nach vorne gespült. Im heißen Zweikampf mit Max Verstappen behielt Alonso einmal mehr die Oberhand und sorgte für einen Saisonstart nach Maß. Das große Ziel der McLaren-Crew, sich in diesem Jahr endlich spürbar nach vorne zu verbessern, scheint nach der Top-Leistung von Melbourne absolut greifbar.
Daniel Ricciardo. Die Bilanz des Strahlemanns bei seinem Heim-Grand-Prix fiel in den letzten Jahren eher dürftig aus. In diesem Jahr passte die Performance des Red-Bull-Stars aber vollkommen. Mit Platz vier holte Ricciardo das absolute Maximum an diesem Sonntag heraus. Nach dem Qualifying mit Platz acht nach einer viel diskutierten Grid-Strafe deutete zunächst nicht allzu viel auf einen derart positiven Rennverlauf hin.
Eine sehr abgeklärte Fahrweise kombiniert mit dem Glück des Haas-Doppelausfalls bescherte Ricciardo dann aber doch noch das beste Australien-Resultat seiner Karriere. Noch nie war er besser als Platz vier in Melbourne. In Erinnerung bleibt vor allem das starke Manöver zu Rennbeginn gegen Nico Hülkenberg.
Die Verlierer des Wochenendes:
Mercedes-Kalkulationssoftware. "Was ist passiert Leute? Was ist passiert? War das mein Fehler?", konnte es Lewis Hamilton gar nicht glauben, als er nach dem Boxenstopp des Konkurrenten Sebastian Vettel auf einmal knapp hinter dem Heppenheimer auftauchte. Letztlich lag es an einem ebenso einfachen wie peinlichen Fehler in der Rennkalkulation der Mercedes-Software. Diese hatte schlichtweg falsch vorhergesagt, dass Hamilton die Führung nach dem Vettel-Stopp zurückerobern würde.
Vier Sekunden sollte das Zeitfenster Hamiltons eigentlich betragen. Eigentlich. Daraus wurde nach dem Boxenstopp eine knappe Sekunde Rückstand.
Lewis zeigte sich im Anschluss zumindest als fairer Verlierer und gratulierte artig: "Ferrari hat den besseren Job gemacht, Glückwunsch. Wir müssen uns nochmal anschauen, was da gelaufen ist." Bitter, wenn das eigene Team dir so einen Strich durch die Siegerrechnung macht.
Haas-Mechaniker. In der ersten Rennhälfte lag das beste Grand-Prix-Resultat in der Haas-Geschichte in der Luft. Auf den Plätzen vier und fünf liegend endete der erste WM-Lauf der Saison dann aber innerhalb weniger Minuten in einem absoluten Fiasko. Binnen drei Runden fiel zunächst der super gestartete Kevin Magnussen aus, ehe es nur wenige Rennkilometer später auch Romain Grosjean traf.
Der Grund für die Ausfälle klang fast schon unglaublich: Bei beiden Haas-Stopps patzte die Boxencrew. Sowohl bei Magnussen als auch bei Grosjean wurde bei der Montage der Reifen geschlampt. Verkantete Radmuttern die Ausfälle, die aus Sicht der US-Amerikaner einfach nur bitter sind.
Wer weiß, wann sich die Chance auf 22 (!) WM-Zähler für das Mittelfeld-Team noch einmal bietet... Immerhin: Haas-Mann Grosjean zeigte sich als echter Teamplayer und spendete seiner Crew nach dem Doppelausfall Trost, anstatt Frust zu schieben.
Toro Rosso. Die Testfahrten gaben eigentlich allen Grund zur Hoffnung. Der Speed stimmte, die Haltbarkeit auch. Pierre Gasly und Brendon Hartley nährten die Erwartungshaltung im und um das Team, direkt zum Auftakt für ein achtbares Resultat in den Punkterängen sorgen zu können. Doch es kam alles ganz anders.
Schon das Qualifying verlief mit den Plätzen 16 und 20 absolut ernüchternd. Auch das Rennen startete mit einem herben Rückschlag, als Brendon Hartley mit einem Bremsplatten nach nur einem Umlauf an die Box musste und fortan der Musik deutlich hinterher fuhr.
Spätestens, als Pierre Gasly nach 15 Runden mit einem Schaden an der Antriebseinheit sein Fahrzeug abstellen musste, war das Katastrophenwochenende für Toro Rosso perfekt. Ein Ausfall und der letzte Platz im Rennen bedeuteten nach dem Haas-Debakel die zweitschlechteste Bilanz aller Konstrukteure. Ein Auftakt zum Vergessen!
Mats-Yannick Roth


