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Nibali düpiert die Sprintelite - Greipel verletzt

Nibali gewann den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo
Nibali gewann den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo
Foto: © Fotoreporter Sirotti Stefano
17. März 2018, 17:45

Kurz blickte sich Vincenzo Nibali auf der berühmten Via Roma um, dann hob der "Hai von Messina" trotz der heranjagenden Verfolger jubelnd die Arme in die Höhe. Der Italiener hat mit einer unwiderstehlichen Attacke am Poggio die 109. Ausgabe des Frühjahrsklassikers Mailand-Sanremo gewonnen und der versammelten Sprinterelite ein Schnippchen geschlagen. Nach 294 km und deutlich über sieben Fahrstunden rettete Nibali einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel.

Sieben Kilometer zuvor hatte der frühere Tour-de-France-Sieger an der letzten Schlüsselstelle des Tages alles auf eine Karte gesetzt. Nibali trat an und hatte am Scheitelpunkt des Poggios etwa zehn Sekunden. Mit seinen herausragenden Abfahrtsfähigkeiten hielt der 33-Jährige die Verfolger mit Weltmeister Peter Sagan auf Distanz und hatte auch auf den letzten flachen Kilometern das nötige Stehvermögen.

Hinter Nibali (Bahrain-Merida) gewann der Australier Caleb Ewan (Mitchelton-Scott) den Sprint einer größeren Gruppe vor Arnaud Demare (Frankreich/FDJ), der vor zwei Jahren siegreich gewesen war.

Greipel und Cavendish schwer gestürzt

Für Topfavorit und Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) blieb nur Rang sechs. "Vincenzo hat alle überrascht. Ich wollte andere reagieren sehen, aber es gab keine Reaktion. Ich freue mich, dass jemand solche Courage gezeigt hat", sagte Sagan. Der Rostocker Andre Greipel stürzte nach einem bis dahin starken Rennen wenige Kilometer vor Schluss und wurde seiner Chancen beraubt.

Allem Anschein nach zog er sich einen Schlüsselbeinbruch zu. "Zu 100 Prozent", sagte er. "Er kennt das Gefühl", berichtete Marc Sergeant, Greipels Teamchef bei Lotto-Soudal: "In einer Sekunde dreht es sich von sehr gut zu sehr schlecht. Monate, Wochen, alles weg in einer Sekunde." Noch schlimmer erwischte es den Briten Mark Cavendish, der gegen einen Fahrbahnteiler raste, im hohen Bogen darüber katapultiert wurde, und augenscheinlich schwer verletzt auf der Straße liegenblieb.

Nibali macht den Hattrick perfekt

Letzter deutscher Sieger der Primavera bleibt John Degenkolb, der vor drei Jahren triumphierte, diesmal jedoch erkrankt passen musste. Neben Degenkolb gewannen Gerald Ciolek (2013), Erik Zabel (1997, 1998, 2000, 2001) und Rudi Altig (1968).

Nibali siegte als erster Italiener seit 2006 und fügte seiner herausragenden Karrierebilanz einen weiteren Titel hinzu. Nach den Triumphen bei der Lombardei-Rundfahrt (2015 und 2017) war es für Nibali der dritte Erfolg bei einem der sogenannten Radsport-Monumente. Außerdem zählt er zum erlesenen Kreis derer, die alle drei großen Landesrundfahrten (Giro, Tour, Vuelta) mindestens einmal für sich entschieden haben.

Kittel abgemeldet

Das Rennen nahm den aus den letzten Jahren gewohnten Verlauf. Eine Gruppe mit beinahe ausnahmslos Fahrern aus kleineren Teams machte sich nach dem Start davon. Die Chance, ganz vorne anzukommen, bestand nie. Die Spannung kulminierte auf den letzten gut 30 Kilometern.

Der Wahl-Hesse Degenkolb verfolgte das alles daheim in Oberursel, eine Nasennebenhöhlenentzündung machte einen Start des Sanremo-Siegers von 2015 unmöglich. In Belgien bei der Flandern-Rundfahrt (1. April) und vor allem in Nordfrankreich bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix (8. April) will der gebürtige Thüringer dann aber wieder auf der Höhe sein.

So standen aus deutscher Sicht vor allem Kittel (Katusha-Alpecin) und Greipel (Lotto-Soudal) im Fokus. "Mein erstes Mailand-Sanremo und im Regen, das wird herausfordernd", sagte Kittel vor dem Start bei acht Grad und Dauerregen in Mailand. Letztlich war die Herausforderung zu groß.

Während der Thüringer nur einen Schnupperkurs absolvierte, um zu erfühlen, ob die Classicissima ihm in Zukunft eine lohnende Perspektive bietet, war Greipel als Kapitän nominiert worden. Er wollte den 24. Platz aus dem Jahr 2014, sein bislang bestes Sanremo-Abschneiden, wesentlich verbessern. Lange sah es auch danach aus, dann aber ereilte ihn das Sturzpech.

 

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