Die Freunde Nikko Landeros und Tyler Carron verlieren bei einem gemeinsamen Unfall ihre Beine. Jetzt kämpfen die beiden Amerikaner bei den Paralympics im Eishockey erneut zusammen um Gold.
Für die beiden Kumpels Nikko Landeros und Tyler Carron ist es ein ganz normaler Abend im Januar 2007. Sie fahren gut gelaunt von einer Schulparty in Berthoud/Colorado nach Hause, werden aber von einer Panne gestoppt.
Beim Reifenwechsel kommt es zu einem verhängnisvollen Unfall, der ihr Leben komplett verändert: Ein Mitschüler kracht mit seinem Auto auf schneeglatter Fahrbahn frontal in den Wagen von Landeros und Carron - beide verlieren ihre Beine. Da sind sie 17.
Ihr Schicksal verbindet die beiden "Blutsbrüder", wie sie sich selbst bezeichnen, bis heute. Schon 2014 gewannen sie bei den Paralympics in Sochi mit dem Team der USA Gold im Eishockey, vier Jahre später streben Landeros und Carron in Pyeongchang am Sonntag im Finale gegen Erzrivale Kanada den erneuten Triumph an.
Spezielle Bindung durch schweres Trauma
"Wir haben zusammen einige traumatische Dinge durchgemacht, die uns eine Bindung geben, die es wohl bei nicht vielen Menschen auf dieser Welt gibt", sagte Landeros zuletzt im "BBC Sport"-Interview.
"Wir haben", ergänzte der 28-Jährige, "einige Liter des gleichen Blutes in uns - wer weiß, von wem es ist? Wir waren in einem Raum zusammen, die Körper halb geöffnet. Einige der Dinge, die wir gesehen haben, sind ziemlich verrückt."
Erinnerungen an jenen schicksalhaften Moment auf einer Landstraße in Colorado hat Landeros nicht mehr. Er wisse nur noch, dass ihn seine Mutter vor der Party gefragt habe, was er für Schuhe zum Tanzen anziehen wolle. Der Unfall? Aus dem Gedächtnis gelöscht.
Ganz anders bei Carron. "Ich hätte nie gedacht", sagte er - und es klingt reichlich makaber -, "dass ich einmal vier Beine in der Mitte einer Straße sehe und mein Freund am Straßenrand nichts sagt."
Er habe sich gefühlt, als sei er von einem 18-Tonner gerammt worden, so der 28-Jährige weiter: "Ich konnte fast nicht atmen, ich stand völlig unter Schock und habe in diesem Moment auch nicht gemerkt, dass ich meine Beine verloren habe - es ist verrückt, aber dein Körper arbeitet so, dass du keine Schmerzen spürst." Carron fror lediglich fürchterlich und bat um eine Jacke.
Jammern "bringt nichts"
Im Krankenhaus war er zunächst wütend, "dass ich keine Beine mehr hatte", erzählt er. Aber er kämpft und ist schließlich dankbar, überhaupt überlebt zu haben. Zusammen mit Landeros absolviert er die Reha, sie lernen, auf Prothesen zu laufen, vor allem aber mit ihrem Schicksal umzugehen.
Viele Leute würden immer nur jammern, "aber das bringt doch nichts", betont Landeros heute. Die schicksalhaften Stunden prägen ihn und seinen Kumpel Carron, mit dem er auch schon im gleichen Ringer-Team kämpfte, zusammen American Football und Eishockey spielte, bis heute.
In der kleinen Gemeinde Berthoud werden beide durch den tragischen Unfall sogar zu lokalen Berühmtheiten und erhalten auch große finanzielle Unterstützung. "Wenn zwei Leute in einen Raum kamen und hatten keine Beine, wusste jeder, wer da gerade kommt", erzählt Landeros - und lacht.







