Der Sieg der Russin Mikhalina Lysova wirft gleich einen Schatten auf die Paralympics. Bei den Deutschen gibt es im Biathlon nur Pleiten, Pech und Pannen.
Keine Medaillen für die deutschen Behindertensportler im Biathlon, dafür reichlich Pannen und viel Aufregung um eine russische Läuferin: Nach dem Sieg der umstrittenen Russin Mikhalina Lysova über sechs Kilometer in der Klasse der Sehbehinderten hat Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), das Internationale Paralympische Komitee (IPC) kritisiert.
"Mit diesem Sieg und diesem Start sind die Zweifel nicht weg - im Gegenteil. Diese Diskussionen haben die Spiele zu Beginn belastet", sagte Beucher in aller Deutlichkeit. "Das war zu befürchten, dass sie gewinnt", fügte DBS-Vize Karl Quade an. Das sei "das I-Tüpfelchen auf die ganze Geschichte".
Das IPC hatte Lysowa, die als Neutrale Paralympische Athletin startet, erst kurzfristig zugelassen. Nach Angaben des DBS taucht der Name der dreimaligen Paralympics-Siegerin von Sotschi jedoch im McLaren-Report auf. Sie steht damit unter Manipulationsverdacht. Vier Dopingproben von Lysova sollen Kratzer aufgewiesen haben.
Klug als Sechste beste Deutsche
Man behaupte ja nicht, sagte Beucher, "dass sie nicht clean ist, sondern nur, dass sie gegen das Regelwerk zugelassen wurde, weil sie auf der Liste steht." Das IPC habe "inhaltlich zu den Vorwürfen nichts gesagt, sondern nur zwei Nebelkerzen gezündet", monierte der DBS-Chef. Man habe dem IPC bereits mitgeteilt, "dass wir mit der Antwort nicht zufrieden sind." Der DBS wolle "das aufgeklärt haben", ergänzte Quade.
Im Rennen mit Lysova erreichte Clara Klug Rang sechs, Vivian Hösch war Siebte geworden. Für die 23-Jährige Klug und ihren Begleitläufer Martin Härtl war es allerdings eine äußerst unglückliche Paralympics-Premiere.
"Eigentlich ist alles schiefgegangen, was schiefgehen kann. Das war eine Verkettung unglücklicher Umstände", sagte sie nach zweimaligem Sturz und Stockbruch. Dann konnte sie aber schon wieder lachen. Das Gute sei nun vor dem Rennen über 10 km am Dienstag: "Es kann nur besser werden."
Rombach: "Momentum nicht auf unserer Seite"
Dann geht es auch wieder gegen Lysowa. Das Schlimmste an der Sache sei, betonte Härtl, "dass das IPC keine klare Entscheidung getroffen hat. Diese Inkonsequenz wirkt sich auf alle aus." Aber, ergänzte er, "an unserer Platzierung hätte dies auch nichts geändert."
Überhaupt lief für die DBS-Starter im Biathlon nicht viel zusammen. "Das Momentum hatten wir nicht gerade auf unserer Seite", sagte Bundestrainer Ralf Rombach. Andrea Eskau, Andrea Wicker und Martin Fleig verfehlten im Biathlon die erhofften Spitzenplatzierungen klar. Alexander Ehler erreichte als bester Deutscher Rang fünf.
Immerhin holte Fahnenträgerin Eskau am Sonntag im Skilanglauf die erste nordische Medaille für den DBS. Über 12 km wurde die 46-Jährige Zweite hinter der Amerikanerin Kendall Gretsch.