Am Freitag starten die 12. Winter-Paralympics in Pyeongchang. Über den Spielen liegt wie bei Olympia auch ein Russland-Schatten.
Das "Team D" hat bei Olympia mit dem Goldrekord die perfekte Vorlage geliefert - nun wollen die deutschen Behindertensportler um "Golden Girl" Anna Schaffelhuber bei den Paralympics in Pyeongchang den Medaillen-Rausch fortsetzen. "Die Latte liegt sehr hoch. Aber das tolle Abschneiden bei Olympia ist auch Ansporn für uns. Wir stellen uns dieser Herausforderung", sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes DBS, dem "SID".
Eine Medaillenvorgabe will Beucher nicht machen. "Wir fahren da hin, um zu gewinnen. Wir haben sehr viele Olympiasieger, Weltmeister und Weltcupsieger dabei. Da ist man automatisch in der Favoritenrolle", sagte er. In Sotschi 2014 hatte das deutsche paralympische Team 15 Medaillen gewonnen, davon neun goldene - fünf davon räumte Schaffelhuber ab, die durch ihre Erfolgsgeschichte von Russland auch in Pyeongchang im Mittelpunkt der DBS-Mannschaft steht.
"Der Druck ist extrem", sagte die alpine Skirennläuferin vom TSV Bayerbach dem "SID". "Da muss man sich nichts vormachen: Ich habe die Favoritenrolle inne, und es werden viele Blicke auf mich gerichtet sein." Und das bereits am Samstag, wenn in Jeongseon in der Abfahrt die ersten alpinen Medaillen vergeben werden.
"Bei jedem Stockschlag läuft das Misstrauen mit"
Neben Schaffelhuber sind im alpinen Bereich auch Andrea Rothfuss und Anna-Lena Forster aussichtsreiche Kandidatinnen. Im Langlauf und Biathlon werden der sechsmaligen Olympiasiegerin Andrea Eskau aus Magdeburg bei ihren sechsten Paralympics, Anja Wicker und Martin Fleig die besten Chancen eingeräumt.
Insgesamt hat der DBS 20 Athletinnen und Athleten am Start. Dazu kommen vier Begleitläufer. Geplant sind in Pyeongchang 80 Wettbewerbe in sechs Sportarten: im Para-Eishockey, Snowboard (beide Disziplinen ohne deutsche Beteiligung), Rollstuhl-Curling, Ski alpin, Biathlon und Langlauf. Insgesamt werden 670 Sportler aus 45 Nationen erwartet.
30 davon kommen aus Russland und starten als "Neutrale Paralympische Athleten" (NPA). Und dies wirft wie bei Olympia einen Schatten auf die Spiele. Beucher hat für die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) "überhaupt kein Verständnis. Wenn die so genannten Neutralen Paralympischen Athleten an Ihnen vorbeisausen, läuft bei jedem Stockschlag das Misstrauen mit, davon können Sie sich nicht freimachen."
Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea geplant
Das IPC spricht von "nachweislich sauberen" Russen. Präsident Andrew Parsons sieht die Entscheidung als "nötige Maßnahme". Zumal er bei den Russen "große Fortschritte" ausgemacht haben will, "und das erkennen wir an." Vor zwei Jahren in Rio war Russland bei den Paralympics noch komplett ausgeschlossen. Er hätte sich, so Beucher, auch diesmal gewünscht, dass das IPC "den konsequenten und dem Behindertensport gut tuenden Beschluss von Rio erneuern würde".
Es gibt jedoch vor den Spielen, die am Freitag im Olympiastadion feierlich eröffnet werden, auch positive Signale aus dem Bereich der Politik. So ist auch bei den Paralympics eine Fortsetzung der Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea geplant. Nordkorea will eine 20-köpfige Delegation über die Grenze schicken, darunter sechs nordkoreanische Behindertensportler. Es wäre eine Premiere bei Paralympics.
Schon bei Olympia hatte es einen gemeinsamen Auftritt der offiziell verfeindeten Länder gegeben. Südkoreas Staatspräsident Moon Jae In hatte dies als "sehr bewegend" bezeichnet. Dies gelte "nicht nur für die Koreaner, sondern für die Welt".

