Francesco Friedrich steht vor dem großen Wurf: Nach Gold im Zweier hat der Weltmeister auch im Vierer Kurs auf den Olympiasieg genommen.
Francesco Friedrich hatte es eilig. Mit ernster Miene rief er seine Anschieber zusammen, gemeinsam schritten sie zum Abtransport des Schlittens - nichts sollte die Konzentration stören auf dem Weg zum olympischen Doppel-Gold in Pyeongchang. Nach seinem Triumph im Zweier hat Friedrich auch den Auftakt im Vierer klar dominiert, zur Wettkampf-Halbzeit führt er deutlich vor dem Südkoreaner Won Yun Jong.
"Wir hatten zwei gute Starts und zwei gute Fahrten", sagte Friedrich äußerlich ungerührt, "vor allem der zweite Lauf war sehr rund. Das passt schon." Dem Sachsen war dabei nicht wirklich anzusehen, dass er mit 27 Jahren vor der Krönung seiner Karriere steht.
Denn am Sonntag (ab 9:30 Uhr/1:30 Uhr) kann er in die Riege der Allergrößten aufsteigen: Den letzten Doppelsieg bei Olympia hatte 2006 Deutschlands Bob-Ikone Andre Lange gefeiert. Und überhaupt wäre Friedrich erst der sechste Pilot, der seit 1932 bei einer Ausgabe der Winterspiele die Goldmedaillen im Zweier und in der Königsklasse holt.
Friedrich weiß: "Kann noch viel passieren"
Schon rund drei Zehntelsekunden trennen ihn vom Zweitplatzierten, vom überraschend starken Won. Das gebe allerdings "nur ein bisschen Sicherheit", sagte Friedrich: "So ein Vorsprung ist schon oft aufgeholt worden. Die Bahn leidet hier sehr im Vierer, deshalb kann immer noch etwas passieren."
Vier Jahre nach der Olympia-Schmach von Sotschi, als die deutschen Bobs ohne Medaille blieben, dürfte das Vierer-Rennen auch mit Blick auf das Mannschaftsergebnis ein erfreuliches Ende nehmen. Der WM-Dritte Nico Walther (+0,35) überzeugte und belegt den Bronzerang, nur 0,06 Sekunden hinter Won. "Wir liegen richtig gut und werden morgen hoffentlich die Medaille holen, damit wäre ich bei meinen ersten Spielen superglücklich", sagte Walther, der im Zweier-Rennen nach einem guten Start noch von den Podestplätzen gerutscht war.
Lochner mit beiden Läufen unzufrieden
Enttäuschend verlief der erste Tag nur für Weltmeister Johannes Lochner (+0,66). Der 27-Jährige, bei der WM im vergangenen Winter zeitgleich mit Friedrich siegreich, ist gemeinsam mit Oskars Melbardis (Lettland) und Rico Peter (Schweiz) Fünfter.
Lochner verlor am Samstag stets schon in Kurve zwei den nötigen Schwung, das war auch im Training häufig sein Problem gewesen. "Ich habe keinen Plan da oben", sagte er: "Ich habe alles probiert. Das ist wohl die einzige Kurve der Welt, die ich einfach nicht auf die Reihe kriege. Leider ausgerechnet bei Olympia."
Spies mit lobenden Worten
Lochner war in Südkorea deutlich mehr zugetraut worden, Friedrich galt dagegen vor den Spielen eher als dritte Kraft im deutschen Vierer. In der Königsdisziplin hatten die deutschen Schlitten in diesem Winter sieben von acht Rennen gewonnen, die Siege teilten sich allerdings Lochner (4) und Walther (3) untereinander auf. Friedrichs beste Platzierungen im großen Schlitten waren zweite Ränge in Altenberg und St. Moritz.
Dennoch war Bundestrainer Rene Spies am Samstag "nicht überrascht" vom Auftritt seines Olympiasiegers: "Francesco hat das im Training schon gezeigt. Er hat eine Superlinie im oberen Bahnteil gefunden, das sitzt perfekt bei ihm."
Für den 44-Jährigen könnten die ersten Winterspiele als Cheftrainer zum großen Triumph werden. Bei den Frauen hatte Mariama Jamanka sensationell Gold gewonnen, drei Medaillen für eine Nation gab es ebenfalls zuletzt 2006: Neben dem Doppel-Sieg von Lange gewann Sandra Kiriasis in Turin das erste deutsche Frauengold.

