Das kleine Schmuckstück wirkt Wunder, Nico Ihle ist sich da ganz sicher. Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang hat der deutsche Eissprinter die gebastelte Perlenkette seiner kleinen Tochter Emma als Glücksbringer immer dabei. "Da stehen die Namen meiner drei Damen drauf!", sagte Ihle.
Wenn der 32-Jährige am Freitag (19.00 Uhr Ortszeit/11.00 Uhr MEZ) über 1000 m sein zweites und letztes Rennen bestreitet, drücken nicht nur die Töchter Emma, Maxi und Ehefrau Anni fest die Daumen. Auch die Verantwortlichen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft blicken nervös auf die Leistung des Chemnitzers. Nur der Vize-Weltmeister über 500 m kann erneute Spiele ohne Medaille wie vor vier Jahren in Sotschi noch abwenden - da ist sich die Führungsspitze einig. Zu unwahrscheinlich ist ein Überraschungserfolg von Claudia Pechstein im abschließenden Massenstart.
Zweieinhalb Runden Vollgas stehen vor Ihle, bei dem wegen seines achten Platzes über die halbe Distanz am Montag partout keine schlechte Laune aufkommen wollte. "Ich habe immer gesagt, dass ich zwei Chancen habe", sagte Ihle am Mittwoch und sprach vom "Feuer", das noch in ihm brenne.
Hoffen auf die 1000 m
Die 1000 m liegen Ihle mehr als die Kurzdistanz. Die Strecke verzeiht mehr Fehler. Technische Patzer, die Ihle mitunter in seinen Läufen hat, können besser ausgeglichen werden. "Du hast über 500 m nicht viel Zeit, etwas rauszuholen. Es muss auf der einen Runde passen. Über 1000 m hast du mehr Möglichkeiten", sagte Ihle.
Eine Zeit um die 1:08,50 Minuten müsse für die Medaillen gelaufen werden, rechnete Ihle vor. Keine leichte Aufgabe, für den Olympia-Vierten von Sotschi liegt die Zeit dennoch im Bereich des Machbaren. "Ich habe gespürt, dass ich auf der letzten Gerade noch weiterlaufen konnte", sagte Ihle rückblickend über das 500-m-Rennen, das er im Video genau analysierte: "Über 1000 m ist entscheidend, wer in der zweiten Runde noch stehen kann. Es ist noch mehr möglich."
Konkurrenten "eine Breitseite verpassen"
Ihle wird am Freitag wohl kurz nach der Eispause starten, die schärften Rivalen werden nach ihm laufen. Vorlegen und hoffen - Ihles Weg zur Medaille dürfte zur Zitterpartie geraten. Dennoch kann sich Ihle mit der Ausgangslage anfreunden. "Ich habe nichts dagegen, wenn ich einen Gegner habe, dem ich erst einmal eine schöne Breitseite verpasse", sagte er.
Den Druck, die DESG vor einem erneuten Debakel zu bewahren, will er ausblenden. "Ich will die Medaille ja selber haben", sagte Ihle. Mit dem Glücksbringer von Töchterchen Emma kann eigentlich nichts schiefgehen.

