Die Bundesliga verliert mit der Entlassung von Andrea Trinchieri einen Fachmann und echten Typen. Der Schritt war für Brose Bamberg wohl unvermeidlich.
Als Brose Bamberg die Trennung vom Erfolgstrainer bekannt gab, hatte Andrea Trinchieri seinen Abschied schon längst verkündet. "Es war ein guter Lauf. Vielen Dank allen, die dies alles wahr werden ließen, viel Glück!!! Tchuss...", schrieb der Italiener Montagnachmittag bei Twitter. Stunden später war das Aus offiziell, der Meistercoach muss die Basketball-Hochburg verlassen.
Selbst bei der Trennung von Trinchieri liefen die Bamberger hinterher - wie so oft in dieser Saison schon ihren Gegnern. In der Liga ist der stolze deutsche Meister auf den zehnten Tabellenplatz abgestürzt, der erfolgsverwöhnte Klub zittert zum ersten Mal seit Ewigkeiten um die Teilnahme an den Play-offs. Zuletzt fand die Entscheidungsrunde 2001 ohne die Bamberger statt. Nun also das Aus für Trinchieri.
Nach einer ohnehin schwierigen Saison hatte die peinliche 68:85-Niederlage bei Sciene City Jena am Freitag das Ende der fast vierjährigen Zusammenarbeit besiegelt. Den Verantwortlichen um Geschäftsführer Rolf Beyer und Aufsichtsratschef Michael Stoschek blieb nach dem seelenlosen Auftritt des Teams eigentlich auch keine andere Möglichkeit. Am Wochenende wurde getagt, dann der Daumen gesenkt. Zu groß ist die Gefahr.
Nachfolger gesucht
Nun soll es erst einmal Assistenztrainer Ilias Kantzouris richten. Eine andere Alternative gab es zunächst nicht. Eine Dauerlösung dürfte Kantzouris kaum sein. Als Vertretung von Trinchieri, der aufgrund einer Schulter-OP zwischenzeitlich ausfiel, musste der Grieche in der Bundesliga und im Pokal insgesamt sechs Niederlagen einstecken, darunter ein 69:106 in Bonn - die höchste BBL-Niederlage seit mehr als 17 Jahren. Nur in der EuroLeague gab es unter Kantzouris zwei Siege.
Die Trennung ist auch eine unmissverständliche Botschaft an die Mannschaft. Da der Einzug in die Play-offs der EuroLeague nur noch theoretisch möglich ist, muss sich Bamberg nun vor allem auf die Liga konzentrieren. 13 Hauptrundenspiele stehen noch aus - genügend, um sich wieder unter die besten Acht vorzuarbeiten. Weitere Aussetzer dürfen aber nicht passieren.
Trinchieri hat sich abgenutzt
Bamberg und Trinchieri ist es nicht gelungen, die Abgänge von Leistungsträgern wie Nationalspieler Daniel Theis, Darius Miller oder Fabien Causeur zu kompensieren. Doch auch wenn nicht alle Transfers passten, ist das Team stark genug, um ganz oben mitzuspielen. Das zeigte unter anderem der starke Auftritt in der Pokal-Qualifikation bei Bayern München (97:101 n.V.).
Trinchieri, für seine bildhafte Sprache bekannt, beschrieb sich einst als "fordernd, geraderaus, leidenschaftlich, kreativ", aber auch als "wählerisch, etwas cholerisch und viel zu sensibel". Der Italiener hat eine klare Ansprache und klare Vorstellungen. Der 49-Jährige ist ein Perfektionist, verlangt immer 100 Prozent und spart nicht an Kritik - auch öffentlich. Doch das kam wohl nicht mehr an.
Die Bamberger, die seit 2010 sieben von acht Meisterschaften gewannen, hatten Trinchieri zur Saison 2014/2015 als Nachfolger von Chris Fleming verpflichtet. Neben den drei Meistertiteln führte der Headcoach den Klub im vergangenen Jahr auch zum Pokalsieg und verlängerte seinen Vertrag im Sommer bis 2019. Dass er noch vor dem Ende der laufenden Spielzeit gehen würde, hätte noch vor einiger Zeit kaum jemand erwartet.























