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Olympische Winterspiele 2026
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Mi, 04.02. - So, 22.02.

Statt Party: Bob-Held Friedrich will Doppel-Gold

Francesco Friedrich will nach seinem Triumph mehr
Francesco Friedrich will nach seinem Triumph mehr
Foto: © getty, Andreas Rentz
20. Februar 2018, 11:29

Francesco Friedrich hat die Schmach von Sotschi getilgt. Der Sachse galt seit Jahren als eines der größten Versprechen für den deutschen Bobsport, nun hat er geliefert.

Nur wenige Stunden nach seiner rasanten Fahrt zum erlösenden Olympia-Gold legte Francesco Friedrich eine Vollbremsung hin. Im Deutschen Haus wurde noch wild gefeiert, da verabschiedete sich der Bob-Star ins Bett. Schlafen, Kraft tanken, schließlich hat er noch Pläne in Pyeongchang.

"Wir können uns doch nicht erlauben, den Vierer zu versauen, nur weil wir hier durchfeiern", sagte Friedrich, nachdem er pflichtschuldig den Inhalt einer Riesenflasche Sekt über die Köpfe der Anwesenden verspritzt hatte.

Die Rennen im großen Schlitten am Samstag und Sonntag sind nun das Wichtigste. Dieses schnelle Umschalten mag etwas überraschen angesichts des Dramas und der Bedeutung des Olympiasieges im Zweier. Die erste Goldmedaille, vier Jahre nach dem Debakel von Sotschi, und dann auch noch zeitgleich mit dem Kanadier Justin Kripps.

"Haben uns zusammengerauft"

Doch diese Party mit Handbremse sagte viel aus über Friedrich. Der 27-Jährige ist ein Stoiker, der selten die Kontrolle verliert, weder im Sieg, noch in der Niederlage. In einem sehr durchwachsenen Olympia-Winter hatten ihn zahlreiche Rückschläge nicht aus der Ruhe gebracht, es musste eben eine Lösung her, und die fand er bis zu den Winterspielen.

Und auch der Halbzeit-Rückstand in Pyeongchang war nur kurz Grund zu größerer Sorge. Mit seinem Anschieber Thorsten Margis habe er sich "eine halbe Stunde lang gezankt, dann haben wir uns zusammengerauft und gesagt: Das geht noch gut aus hier", erzählt Friedrich.

Und das ging es. Friedrich ist der erste deutsche Bob-Olympiasieger seit acht Jahren. Sein Vorgänger stand am Montagabend im Zielraum und hielt eine Lobrede auf den Sachsen. "Dieses Comeback sagt alles über 'Franz' aus", sagte Andre Lange, die deutsche Ikone des Sports: "Der Tag gestern war einfach schlecht, total zum Vergessen. Aber er hat sich geschüttelt und gezeigt, dass er da vorne hingehört. In der Form hat es das selten gegeben."

Jahrhunderttalent enttäuscht in Sotschi

Dass Friedrich nach Lange der nächste Star des Bobsports werden würde, das hatte sich schon vor fünf Jahren abgezeichnet. 2013 wurde er erstmals Weltmeister im kleinen Schlitten, und seither holte er jeden WM-Titel. Der ehemalige Zehnkämpfer setzte mit seiner Kombination aus Athletik und Feingefühl an den Lenkseilen Maßstäbe, galt als Jahrhunderttalent.

Doch 2014 in Sotschi ging er gemeinsam mit dem kompletten deutschen Team unter, wurde nur Achter. "Ich habe mir damals geschworen, dass ich so ein Ergebnis bei einem Top-Event nie wieder abliefere", sagt Friedrich. Ihm war klar, dass seine Karriere ohne Olympia-Gold nicht mal halb so viel Wert sein würde.

Peking 2022 schon im Hinterkopf

Nun könnte er sich zurücklehnen und schauen, was der Vierer bringt, der große Schlitten ist ohnehin nicht seine Spezialdisziplin. Doch das würde nicht passen. Allein schon den anderen beiden Anschiebern Martin Grothkopp und Candy Bauer sei er das schuldig, "sie verdienen eine Medaille".

Und wenn die sicher ist, dann darf vielleicht auch gefeiert werden. Ein bisschen zumindest. "Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen", sagt Friedrich, "es geht dann doch weiter in Richtung Peking 2022."

Viererbob 2018

1DeutschlandFrancesco Friedrich3:15.850m
2DeutschlandNico Walther 4er+0.530s
2SüdkoreaYunjong Won 4er+0.530s
4SchweizRico Peter 4er+0.740s
5LettlandOskars Melbardis 4er+0.800s

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