Mit dem Gewinn ihrer dritten olympischen Goldmedaille stehen die kanadischen Eistänzer Tessa Virtue und Scott Moir nun in einer Reihe mit Kufenlegenden wie Sonja Henie und Jirina Rodnina. Doch für das nordamerikanische Paar zählt nur die Gegenwart.
Was sie dem Eiskunstlauf gegeben hätten, diese Frage war Tessa Virtue und Scott Moir gerade mal eine Stunde nach dem dritten Olympiasieg binnen acht Jahren viel zu tiefgründig. "Vielleicht denken wir mal darüber nach, wenn wir später im Schaukelstuhl sitzen und uns alte Videos anschauen", sagte Moir, der auch mit 30 Jahren noch wie ein Collegeschüler grinsen kann.
Dabei schoben sich die kanadischen Eistänzer dank ihrer zweiten Goldmedaille in Pyeongchang tatsächlich in eine Reihe mit Kufenlegenden wie der Norwegerin Sonja Henie und Irina Rodnina, die für die Sowjetunion drei Olympiasiege als Paarläuferin feierte. Auch fünf olympische Eiskunstlauf-Medaillen insgesamt sind ein Rekord.
Aber auch Moirs Partnerin wollte sich auf eine solche Einstufung nicht einlassen. Virtue: "Wir sind dankbar für die Legenden, die vor uns da waren. Vergleichen möchten wir uns mit ihnen nicht." Schließlich war der echte sportliche Vergleich mit den Europameistern Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron real und vor allem viel spannender.
Busen-Blitzer sorgt für Aufregung
Denn trotz eines neuen inoffiziellen Kür-Weltrekordes gelang es den Franzosen nicht mehr, die nach dem Kurzprogramm führenden Nordamerikaner noch einzuholen. Am Ende fehlten den Herausforderern 0,79 Punkte, und speziell bei Papadakis flossen die Tränen.
"Ich bin so bewegt. Ich würde jetzt aber auch weinen, wenn mir jemand erzählen würde, dass der Hund seiner Großmutter gestorben sei", sagte die 22-Jährige schluchzend. Da half es auch nicht, dass die elegische Mondscheinsonaten-Kür den Preisrichtern einen Tick besser gefiel als das laute und exzessive Moulin-Rouge-Programm der Weltmeister.
Die Verzweiflung der Französin hing aber wohl auch noch mit ihrem montäglichen Missgeschick zusammen. Wegen einer Kostümpanne geriet das Kleid der Eistänzerin immer wieder ins Rutschen, Fotos mit ihrer entblößten linken Brust rauschten in Minutenschnelle durch das Netz.
Virtue und Moir vor Rücktritt?
Es ehrte die Silbermedaillengewinner, dass sie das enge Schlussresultat dennoch nicht mit diesem Malheur in Verbindung brachten. Papadakis: "Wir mussten diese Sache hinter uns lassen. Hätten wir es nicht getan, hätten wir nicht so laufen können."
Trösten mag die Europameister, dass vieles für eine Karriereende von Virtue/Moir spricht. Es wäre dann auch das Ende der gemeinsamen Trainingsgruppe, denn die beiden Paare wurden in Montreal vom gleichen Trainerteam betreut.
"Bei den Weltmeisterschaften im März in Mailand werden wir nicht starten. Was danach kommt, werden wir in ein paar Tagen bekannt geben", kündigte Moir an. Papadakis/Cizeron aber haben auf jeden Fall noch mindestens vier, eher acht, gute Eistanzjahre vor sich.
Deutsches Team peilt künftig Medaille an
Ähnlich kalkuliert die Deutsche Eislauf-Union mit Kavita Lorenz und Joti Polizoakis. Die überwiegend in Detroit trainierenden Oberstdorfer feierten mit Rang 16 ein solides Olympiadebüt und forderten damit Bundestrainer Martin Skotnicky zu einer mutigen Prognose heraus.
"Bis Olympia 2022 werden Kavita und Joti in den Top-Ten sein. Auf jeden Fall in Europa, vielleicht sogar in der Welt", sagte der Slowake. Polizoakis selbst ging in der "ARD" sogar noch einen Schritt weiter: "Eine internationale Medaille ist auf jeden Fall ein Ziel."

