Jacqueline Lölling ist der Shootingstar im Skeleton. Weltmeisterin, Weltcup-Gesamtsiegerin - und bald auch Gold bei Olympia? Sie würde ihrer Sportart in Deutschland einen großen Dienst erweisen.
"Drei von zehn", sagt Jacqueline Lölling, viel mehr dürften es nicht sein. Beim Spaziergang durch eine deutsche Stadt falle es schwer, Menschen zu finden, die etwas mit Skeleton anfangen können: "Die meisten kennen uns nicht." Also einmal in Kurzform: Ein Sprint, ein Sprung, und dann mit 120 Sachen durch den Eiskanal, auf dem Bauch, mit dem Kopf voran.
Und am Freitag und Samstag (jeweils 20:20 Uhr Ortszeit/12:20 Uhr MEZ) könnte es sich lohnen, mal hinzuschauen. Dann nämlich hat Lölling bei den Winterspielen in Pyeongchang ziemlich gute Chancen auf den ersten Olympiasieg für die deutschen Skeletonis. "Medaillen wären sehr wichtig", sagt sie im Gespräch mit dem "SID": "Wir sind eine Randsportart, das würde uns ein bisschen Aufschwung geben."
Lölling ist der Shootingstar des Sports, bekommt aber dennoch erst bei Olympia eine große Bühne. Sie ist 23 Jahre alt, Weltmeisterin und zweimal in Folge Gesamtweltcupsiegerin. Und selten waren die Aussichten auf deutsches Edelmetall so gut wie in diesem Winter. Das liegt nicht nur an Lölling.
Auch Hermann hat Titelambitionen
Neben der Winterbergerin hat sich in den vergangenen Jahren auch Tina Hermann in der Weltspitze etabliert. Die 25-Jährige war schon 2016 Weltmeisterin und wurde zuletzt von Lölling überflügelt. Dritte deutsche Starterin ist die noch jüngere Anna Fernstädt, mindestens eine Kandidatin für die Top Acht.
Lölling und Hermann haben schon als Kinder gemeinsam trainiert, nun kämpfen sie gegeneinander um olympische Medaillen. Solche hat das deutsche Skeleton überhaupt erst einmal gewonnen, 2010 in Vancouver holten Kerstin Szymkowiak und Anja Huber Silber und Bronze. Ein solches Ergebnis oder sogar der Olympiasieg ist in Pyeongchang nun überhaupt nicht unrealistisch, aber auch kaum vorhersagbar.
Die Weltspitze ist breit in diesem Sport, zudem wird das Tableau von Lauf zu Lauf oft stark durcheinandergewirbelt. Eher als die Rodler oder Bobfahrer verlieren die Skeletonis schnell mal eine halbe Sekunde in nur einem Durchgang. In vier Läufen kann da viel passieren.
Keine Angst vor Spezialanzügen der Briten
Zu allem Überfluss kamen zuletzt beunruhigende Nachrichten aus Großbritannien. Das Team um die zuletzt schwächelnde Olympiasiegerin Lizzy Yarnold wird mit neuen Spezialanzügen ausgestattet, die in ähnlicher Form schon den britischen Bahnradfahrern zu zahlreichen Olympiasiegen verhalfen.
Einen Zeitgewinn von einer Sekunde pro Lauf, so schrieb der "Guardian", könne dieser Anzug bringen. "Jaaa", sagt Lölling zu dieser Rechnung und rollt mit den Augen: "Ich denke, das ist übertrieben. Jedes Team hat sein Geheimnis oder seine Tüftelei. Darüber sollte man sich keine großen Gedanken machen."
