Trotz einer bislang durchwachsenen Saison hat Eric Frenzel in Pyeongchang erneut den Olymp erklommen und seine Goldmedaille aus Sotschi verteidigt. Nach seinem Triumph stellte sich das DSV-Ass zum Interview.
Eric Frenzel, wie haben Sie die letzten 500 Meter erlebt?
Eric Frenzel: Das war unbeschreiblich. Ronny Ackermann (Co-Trainer, d.Red.) hat mir mitgegeben, dass ich heute der Boss sein und alles in die Waagschale werfen soll. Das habe ich getan. Ich habe am letzten Berg alles gegeben.
Wann haben Sie an den Sieg geglaubt?
Als ich oben auf dem letzten Berg keine Ski oder Stöcke mehr hinter mir gespürt habe, wusste ich, dass ich weit genug weg bin. Dann habe ich versucht, mit einem guten Schwung durch die Abfahrt zu kommen. Als ich dann auf der Leinwand gesehen habe, dass das Loch ziemlich groß ist, habe ich die letzten Meter genießen können. Aber ich habe es auch nicht fassen können, dass es heute so für mich aufgeht.
Welchen Stellenwert hat der Sieg im Vergleich zu dem in Sotschi?
Schon einen sehr besonderen. Es ist irgendwie ein tolles Gefühl zu wissen, dass man den Erfolg von vor vier Jahren wiederholt hat. Ich habe versucht, über die ganzen Jahre daran zu glauben, dass ich das wieder schaffen kann. Dass es jetzt so aufgegangen ist, ist einfach grandios und unbeschreiblich.
Welchen Anteil am Erfolg hat Ihre Familie?
Das größte Dankeschön geht an die Familie, Frau, zwei Kinder, die mir den Rücken gestärkt haben, als es nicht so optimal für mich lief. Ihnen gehört ein ganz großer Teil der Medaille.
Hat auch die Rolle als Fahnenträger Sie beflügelt?
Ob es die Fahne alleine war, weiß ich nicht. Aber es war auf jeden Fall ein Punkt, den ich sehr genossen habe. Ich wollte diese Euphorie einfach mitnehmen und diese Spiele genießen, es nicht zu verbissen sehen. Das ist mir gelungen.
Als Johannes Rydzek bis auf acht Sekunden an Ihnen dran war, sind Sie angetreten. Wollen Sie ihn nicht herankommen lassen?
So war das nicht zu sehen. Ich wusste, dass ich in der letzten Runde Gas geben muss, weil mit Akito Watabe und Lukas Klapfer zwei sehr starke Läufer mit dabei waren. Gerade Lukas ist im Endspurt sehr stark. Ich wusste, dass ich ihn aus der Reserve locken muss, um am Ende mehr Chancen zu haben. Das hat gut funktioniert. Mein Ziel war es, das Tempo hoch zu halten.
Hätten Sie diesen Erfolg noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten?
Es war in den letzten Monaten oder Wochen nicht ganz einfach. Mein großes Ziel war es, hier erfolgreich zu sein und alles dafür hintenan stehen zu lassen. Deswegen bin ich dankbar, dass es heute so aufgegangen ist.
Das Trainingslager in Oberstdorf hat offenbar die Wende gebracht. Was ist da passiert?
Wir hatten einfach die Zeit, gut zu trainieren und gewisse Dinge zu analysieren. So intensiv ist das während der normalen Saison einfach nicht möglich. Wir konnten dort in Ruhe auf Details achten, das hat sehr gut funktioniert.
Haben Sie auch mal gezweifelt?
"Zweifel hat man immer, die hatte ich sicher diese Saison auch. Die Olympischen Spiele waren das Ziel, und das hat mich stark gemacht. Ich habe weiter an mich geglaubt und an mir gearbeitet. Unsere Trainer haben uns auf den Punkt wieder fit gemacht.

