Pyeongchang lädt zur olympischen Ü40-Party, und die Gästeliste ist beeindruckend: Der 45-jährige Noriaki Kasai ist dabei, Japans Flugsaurier, der noch bis Olympia 2026 springen will. Claudia Pechstein kommt, die ewige Eisschnellläuferin, die während der Spiele 46 wird und schon an 2022 denkt. Und auch Finnlands Skisprung-Ikone Janne Ahonen (40) darf nicht fehlen - Wintersport hält offenbar jung.
"Ich lasse mir von keinem Außenstehenden reinquatschen, was mein Karriereende anbelangt", sagt Pechstein: "Wenn Heynckes mit 72 auf der Bank sitzen will, ist das doch toll. Und wenn ich mit 45 noch laufe, ist das auch gut." Nun polarisiert "Pechi" etwas stärker als "Don Jupp", sportlich hat sie aber auch im reifen Alter ihre "Daseinsberechtigung" - sie kämpft immer noch um Medaillen.
"Ich bin stolz, dass ich zum siebten Mal bei Olympia bin", sagt Pechstein, "und vielleicht strebe ich danach meine achten Spiele an." Ihre Biographie mit Höhen (mit fünfmal Gold ist Pechstein Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin) und Tiefen (die Affäre um vermeintliches Blutdoping kostete sie den Olympiastart 2010) gäbe Stoff für einen Spitzenroman ab. Pechsteins Geheimnis für die ewige Sport-Jugend? "Wenn es weh tut, mache ich weiter."
Kasai: "Ich sehe das als Ehre an"
Weh tut es auch Kasai: Der Rücken zwickt, die Knie schmerzen - 30 Jahre Skisprung-Weltcup fordern Tribut. Dennoch ist Aufhören für den allseits beliebten "Nori" keine Option: "Ich werde noch in acht Jahren bei Olympia springen. Ich sehe das als Ehre an."
Die Winterspiele 2026 - es wären seine zehnten - könnten in seiner Heimatstadt Sapporo stattfinden, ein krönender Abschluss mit dann 54 Jahren für den Dauerbrenner, der seit seinem Silber von Sotschi winterolympischer Alters-Medaillenrekordler ist.
"Ich kann einfach schlecht verlieren", sagt Kasai, jüngst Fünfter beim Fliegen am Kulm, auf die Frage nach seinem Rezept für die Karriere ohne Ende. Sein Ex-Coach Vasja Bajc gibt mehr preis: "Noriaki ist extrem gesundheitsbewusst. Er hat nie geraucht, rührt keinen Alkohol kann, bastelt viel an der Ernährung."
Springen bis ans Rentenalter? "Hört sich gut an", sagt Ahonen, auch ein Schanzenfossil: "Ich selbst aber schaue von Jahr zu Jahr." Im Gegensatz zu Kasai ist der Finne schon zweimal zurückgetreten. Zweimal kam er wieder, eine Mischung aus Langeweile und Geldproblemen soll sein Treibstoff sein.
Ahonen sportlich nicht mehr auf der Höhe
Ebenfalls im Gegensatz zu Kasai, der an guten Tagen noch weltklasse ist, tut sich Ahonen schwer. Er ist ein Schatten alter Tage und landete seit 2013 nicht mehr unter den Top 10. Irgendwann erwischt das Alter jeden.
Und so sind zwei Wintersport-Institutionen nicht am Türsteher der Pyeongchanger Ü40-Party vorbeigekommen. Norwegens achtmaliger Biathlon-Olympiasieger Ole Einar Björndalen (43) verpasste das Olympia-Ticket und steht vor dem Karriereende. Jaromir Jagr (45), berühmtester Vokuhila der Eishockey-Geschichte, sucht nach dem NHL-Aus in Calgary in Tschechiens zweiter Liga nach Fitness, Form und Perspektive.
Jagr hatte allerdings verkündet: "Ich fühle mich so gut, dass ich bis 55 spielen möchte." Vielleicht ist Kasai 2026 nicht der einzige Olympia-Saurier.