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Olympia-Historie: Friesingers bittersüßer Zielspagat

Anni Friesinger-Postma überquert die Ziellinie - auf dem Bauch
Anni Friesinger-Postma überquert die Ziellinie - auf dem Bauch
Foto: © imago sportfotodienst
22. Februar 2018, 00:08
sport.de
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Anlässlich der Winterspiele in Pyeongchang erinnert sport.de an prägende Momente der Olympia-Geschichte. Heute: Wie Anni Friesinger-Postma ein Olympia-Rennen auf dem Bauch beendete - und gewann.

Ende Februar 2010, die Olympischen Winterspiele in Vancouver befinden sich auf der Zielgeraden. Auf einer doppelten Zielgeraden befand sich auch Anni Friesinger-Postma. Es war die letzte Olympia-Teilnahme des deutschen Eisschnelllauf-Stars.

Dreimal bot sich der damals 33-Jährigen die Möglichkeit aufs Podium zu steigen. In ihren beiden Einzelstarts über 1000 Meter und 1500 Meter blieb Friesinger-Postma allerdings blass. Auf der Kurzdistanz musste sie sich mit dem 14. Platz abfinden, über die anderthalbfache Distanz wurde die Routinierin Neunte - indiskutable Ergebnisse für den Kufencrack.

2008 war Friesinger-Postma in der Vorbereitung mit dem Rad gestürzt. Der Unfall machte sich auch zwei Jahre später noch bemerkbar. Das Knie verklebe nach wie vor und tue hin und wieder "ein bissel weh", gestand sie dem "Tagesspiegel" im Vorfeld der Spiele.

Warum also nicht einfach die olympische Atmosphäre ein letztes Mal genießen? Denn Druck hatte Friesinger-Postma keinen mehr. 2002 bei den Winterspielen in Salt Lake City stieg die damals 25-Jährige zum Star auf, gewann Gold über 1500m.

Vier Jahre später standen die Spiele in Turin auf dem Programm. Erstmals musste Friesinger-Postma mit dem Erfolgsdruck klarkommen. Sie hielt stand, holte im Teamwettbewerb ihr zweites Olympia-Gold.

Dramatik im Halbfinale

"Ich habe alles gewonnen", sagte sie selbst vor dem Start der Spiele in Kanada. Und doch gab es ja noch mehr zu gewinnen: "Wenn ich morgens im olympischen Dorf aufwache, dann habe ich einen herrlichen Blick über das Wasser zur Medals Plaza. Dann denke ich immer: Da willst du hin."

Nach den beiden Patzern zum Auftakt blieb schließlich nur der Teamwettbewerb. An der Seite von Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert ging es ins Halbfinale gegen die USA. Ein ausgeglichenes Rennen in dessen Verlauf sich die Deutschen einen kleinen Vorsprung erkämpften.

In der vorletzten Kurve allerdings strauchelte Friesinger-Postma: "Da habe ich den Anschluss an die Mädels verloren, habe gebrüllt. Doch in dem Lärm haben sie mich nicht gehört", erklärte sie der "FAZ". Sie fing sich, fuhr die letzten Meter alleine Richtung Ziellinie und strauchelte erneut.

"Dachte alles ist aus"

Die Deutsche stürzte zehn Meter vor dem Ziel endgültig, versuchte sich im Schwimmstil über die Ziellinie zu retten, ehe sie das rechte Bein nach vorne warf um die Zeitnahme auszulösen. "Ich dachte nur: Alles ist aus. Jetzt habe ich den Mädels alles kaputt gemacht."

Ein Irrtum: Mit einem hauchdünnen Vorsprung von zwei Zehntelsekunden kam sie vor der letzten Amerikanerin über die Ziellinie "geschwommen". Die Finalteilnahme der deutschen Eisschnellaufdelegation war gerettet.

Für Friesinger-Postma selbst ist es allerdings ein bittersüßer Sieg. Im - erfolgreichen - Rennen um die Goldmedaille wurde sie, wie zuvor geplant, durch Katrin Mattscherodt ersetzt. Zudem beendet der Knorpelschaden im Knie ihre Karriere unmittelbar nach den Spielen. 

Eines allerdings kann ihr niemand nehmen: Keiner anderen Eisschnellläuferin gelang es ein Rennen bei Olympischen Winterspielen auf dem Bauch zu beenden - und zu gewinnen.

Simon Lürwer

Teamverfolgung 2010

1DeutschlandDeutschland3:02.820m
2JapanJapan+0.020s

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