Kein Mobbing, keine Manipulation, aber Defizite im Führungsstil: Die schweren Vorwürfe gegen die früheren Schiedsrichter-Bosse Hellmut Krug und Herbert Fandel haben sich nicht erhärtet.
Zu diesem Schluss kommt der vom Deutschen Fußball-Bund beauftragte Rechtsanwalt Carsten Thiel von Herff in seinem Abschlussbericht. Der Bericht hält aber auch fest, "dass es deutliche Defizite im Führungsstil und der Personalführung der beiden Führungskräfte des Schiedsrichterwesens gegeben habe". Das gab der DFB am Dienstagabend bekannt.
"Mobbing und Manipulation sind für einen Sportverband schwerwiegende Vorwürfe, die vollumfänglich und vor allem unabhängig untersucht werden müssen. Mit Dr. Thiel von Herff haben wir damit einen ausgewiesenen Experten beauftragt, der zu klaren und differenzierten Ergebnissen gekommen ist", sagte der für das Schiedsrichterwesen zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann: "Dass die Anschuldigungen gegen Hellmut Krug und Herbert Fandel durch die Untersuchung widerlegt wurden, ist eine wichtige Erkenntnis. Allerdings weist der Bericht auch auf erhebliche Probleme in der Personalführung hin und zeigt Verbesserungspotenziale im Schiedsrichterwesen auf."
Vorwürfe "nicht zutreffend"
Der DFB kündigte nun Gespräche mit den Betroffenen an. Im Anschluss wird in den zuständigen Gremien des Weltmeisterverbandes als Konsequenz aus den Untersuchungsergebnissen das weitere Vorgehen festgelegt.
Der "Schiedsrichter-Streit" hatte den Verband über Monate beschäftigt. Der Unparteiische Manuel Gräfe hatte Fandel und Krug öffentlich systematisches Mobbing, Vetternwirtschaft und einen schlechten Führungsstil vorgeworfen.
Laut Untersuchungsbericht gebe es aber auch "keinen Nachweis dafür, dass Herr Krug und Herr Fandel unmittelbar Einfluss auf Schiedsrichter-Bewertungen von Beobachtern genommen haben, um Schiedsrichter bewusst zu benachteiligen oder zu bevorzugen". Laut Abschlussbericht seien die erhobenen Vorwürfe des systematischen Mobbings einzelner Elite-Schiedsrichter sowie die Krug vorgeworfene Spielmanipulation durch unbefugte Einflussnahme auf Video-Assistenten "nicht zutreffend".
Maulkorb für Gräfe
Im Zuge der Diskussion musste die DFB-Ethikkommission eingeschaltet werden. Krug verlor seinen Posten als Leiter des Videobeweis-Projektes, Fandel besucht seitdem keine Lehrgänge der Elite-Schiedsrichter mehr. Gräfe darf sich öffentlich nicht mehr äußern.
Im Trainingslager der Referees im Januar auf Mallorca haben zwei Sportpsychologen in einem mehrtägigen Workshop mit den Schiedsrichtern "die ganzen Geschichten der Hinrunde aufgearbeitet", berichtete Zimmermann. Parallel lief die Untersuchung des Rechtsanwalts.