Laura Dahlmeier ist bereit - bereit für Olympia, bereit für sportliche Großtaten. Bei der Generalprobe in Antholz tankte die siebenmalige Weltmeisterin viel Selbstvertrauen.
Im Überschwang der Glücksgefühle nahm Laura Dahlmeier die ultimativen Ziele ins Visier. Nach dem Weltcup in Antholz, flachste die Königin der Biathleten, werde sie "zwei bis drei Alpenüberquerungen angehen und danach den Mount Everest erklimmen". Was freilich nur als Spaß gemeint und mit einem schelmischen Lächeln versehen war, besaß allerdings einen wahren Kern. In doppelter Hinsicht.
Denn tatsächlich wird die passionierte Hobby-Bergsteigerin in den kommenden Tagen im geliebten Hochgebirge Kraft tanken für die Olympischen Spiele (9. bis 25. Februar). Und sportlich ist sie mittlerweile auch wieder bereit für die allergrößten Taten - das bewiesen bei der Olympia-Generalprobe in Südtirol der Sieg in der Verfolgung und ein zweiter Platz im Sprint.
Dahlmeier ist, wenn man so möchte, wieder wer in der Szene der Skijäger. Nach den beiden überstandenen Infekten, die zu Startverzichten geführt hatten oder mitverantwortlich waren für verhältnismäßig enttäuschende Rennen, gilt die Aufmerksamkeit nun ausschließlich dem Saisonhöhepunkt in Südkorea. "Es passt derzeit alles ganz gut", sagte Dahlmeier diesbezüglich, "es war für mich in Antholz ein sehr gelungenes Wochenende."
"Es passt derzeit alles ganz gut"
Gleichzeitig aber dämpfte sie die Hoffnungen, Pyeongchang könne ein zweites Hochfilzen werden - nur eine Nummer größer eben. Dass sie nach den fünf WM-Erfolgen und einmal Silber bei den Titelkämpfen im Vorjahr in Österreich auch in knapp drei Wochen zu den Top-Favoritinnen zählt, das weiß Dahlmeier selbst zwar auch: "Aber um ganz vorne zu landen, muss einem das perfekte Rennen gelingen."
Dies besteht für die 24-Jährige aus mehreren Teilchen. Die Form muss passen, das Material sowieso, und die Tagesform, die ist auch nicht zu unterschätzen. "Der Frauenbereich", sagte die 24-Jährige, "der ist mittlerweile so eng zusammengerückt. Wenn da eine Sache nicht passt, dann hat man keine Chance."
In Antholz griffen bei Dahlmeier wieder alle Rädchen nahezu perfekt ineinander. Sie hätte im Verfolger zwar gerne 20 Schüsse ins Ziel gebracht, aber ein Erfolg trotz einer Strafrunde unter anderem gegen die weißrussische Dreifach-Olympiasiegerin Darja Domratschewa "gibt schon wahnsinnig Selbstvertrauen für alles, was noch kommt".
Neuner optimistisch: "Laura räumt bei Olympia ab"
Und das ist - zumindest, wenn man den Worten von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner Glauben schenken möchte - noch einiges. "Ich bin optimistisch, dass Laura auch bei Olympia abräumen wird", sagte Neuner dem "SID": "Sie ist jemand, der neben dem Biathlon noch andere Leidenschaften hat. Das kann helfen und die Lockerheit fördern." Genau die könnte für Dahlmeier der gewinnbringende Faktor bei den Winterspielen sein. Und natürlich der Abstecher in die Berge.
Solch malerische Bergkulissen wie in Europa gibt es in Pyeongchang zwar nicht, aber genau deshalb sammelt die Bayerin ja auch vor der Abreise noch einmal atemberaubende Eindrücke. "Wenn ich in der Früh aus dem Bett steige und die Berge im Glanz der Sonne strahlen", sagte sie, "dann gibt mir das unheimlich viel Kraft."