Zu lange war Dario Cologna in der Versenkung verschwunden, doch plötzlich winkt dem Schweizer der Sieg bei der Tour de Ski. Der dreimalige Olympiasieger ist wieder da.
Dario Cologna hatte schon aufgegeben. Nein, die Tour de Ski werde er nie wieder gewinnen, hatte er vor knapp zwei Jahren gesagt. Sein Asthma peinigte den dreimaligen Langlauf-Olympiasieger damals bereits seit geraumer Zeit, die Karriere war gefährdet. Doch Cologna trotzte nicht nur den Hustenanfällen - auch die lädierte Wade und die schmerzende Achillessehne hielten ihn nicht auf. Und diesem Winter kam der 31-Jährige zurück. Bei der Tour de Ski.
"Ich bin stolz, dass ich auf das Niveau von einst zurückkehren konnte. Es könnte nicht besser laufen", sagte Cologna der "Neuen Zürcher Zeitung". Da hatte er gerade am Neujahrstag das Verfolgungsrennen in Lenzerheide gewonnen und sich die Tour-Gesamtführung gesichert. Auch beim Klassik-Einzel einen Tag zuvor hatte er triumphiert, zum ersten Mal in der eigenen Heimat.
Cologna schrieb die Tour bereits ab
Und nicht nur das. Zum ersten Mal überhaupt seit dem 23. Januar 2015 und nach 1073 Tagen gewann er wieder ein Weltcup-Rennen. "Man erinnert sich gleich an die Zeiten zurück, als es immer so gelaufen ist", sagte Colognas Freundin Laura Bucher der Schweizer Zeitung "Blick". Doch es war ein langer Weg. Hatte Cologna 2009, 2011 und 2012 noch die Tour de Ski gewonnen und bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi zweimal Gold geholt, ging es im Anschluss bergab.
Nach WM-Silber im Skiathlon im schwedischen Falun 2015 kam nicht mehr viel. Das hatte seine Gründe. Das Asthma, natürlich. "Der ständige Husten ermüdet mich mehr als die Rennen selber", hatte Cologna einmal gesagt. Mehr noch. Im Januar 2016 zerstreute er alle Erwartungen an ihn, jemals wieder bei einer Tour zu jubeln. "Eine Tour zu gewinnen, wird in Zukunft sicher nicht einfacher. Ich muss mich auf die Groß-Anlässe konzentrieren", hatte er damals gesagt.
Ustiugov jagt Cologna
Neben der Asthma-Anfälle taten auch Fehlentscheidungen seitens der Betreuer ihr Übriges. Stichwort: Fehlbelastungen. Darunter litt vor allem die länger schon malade Wade. Ein Umdenken war unumgänglich. Die Verantwortlichen griffen tief in die Tasche für ihren Superstar. Für schlappe 140.000 Franken (knapp 120.000 Euro) installierten sie ein hochmodernes Laufband im nationalen Leistungszentrum in Davos. Darauf feilte Cologna an verletzungsbedingten Technik-Defiziten, aber auch an seiner Endschnelligkeit. Die Früchte erntet er jetzt.
Auf der vierten Tour-Etappe am Donnerstag in Oberstdorf war Cologna im Massenstart ganz vorne im engen Feld dabei und wurde Vierter. 24 Plätze vor dem eigentlich so sprintstarken Vorjahres-Gesamtsieger Sergey Ustiugov aus Russland, der als Zweiter in der Tour-Wertung sein Hauptkonkurrent ist.
Beim Zwischensprint im Massenstart nahm Cologna seinem Kontrahenten gar weitere Sekunden ab. Insgesamt hat er vor dem Final-Wochenende im italienischen Val di Fiemme (6. und 7. Januar) schon 53 Sekunden Vorsprung vor Ustiugov. Der nicht für möglich gehaltene Tour-Sieg ist in Reichweite. Vielleicht hat sich Cologna damals ja doch geirrt.