Jens Todt hat sich zur bedrohlichen Lage beim Hamburger SV, Kritik an seinen Transfers und möglichen Winter-Neuzugängen geäußert. Im Fall von Defensivmann Walace, der eigenmächtig seinen Urlaub verlängert hat, um einen Vereinswechsel zu erzwingen, will der Sportdirektor hart bleiben.
"Er hat uns persönliche Gründe genannt. Wir haben das nicht akzeptiert", erklärte Todt dem "kicker" und führte aus: "Er beschäftigt sich mit einem Wechsel, aber wir haben kein Interesse daran und erwarten ihn am 3. Januar in Spanien."
Walace, der mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet ist, kam erst vor einem Jahr für 9,2 Mio Euro von Gremio Porto Alegre zum HSV. In der aktuellen Spielzeit kommt der Brasilianer auf elf Einsätze und 711 Spielminuten - zu wenig für den ambitionierten defensiven Mittelfeldmann.
Todt jedenfalls kann die Unzufriedenheit des 22-Jährigen nicht verstehen und wünscht sich mehr Durchhaltevermögen und Kampfgeist vom Olympiagewinner. "Fakt ist, dass wir an ihn glauben. Ich habe mehrfach mit ihm gesprochen, ihm auch vor Augen geführt, wie sich sein Landsmann entwickelt hat: Douglas Santos hat auch ein Jahr gebraucht und spielt jetzt eine richtig gute Rolle bei uns", betonte der 47-Jährige.
"Ich merke, dass es in ihm grummelt, aber generell gilt: Einzelschicksale sind in unserer Situation nicht relevant", stellte Todt klar und fügte an: "Jeder muss sich jetzt den übergeordneten Interessen des Vereins unterordnen." Laut "Bild" muss Walace mit einer saftigen Geldstrafe von 50.000 Euro rechnen, sobald er zurückkehrt.
Todt über Kritik an seinen Transfers
Seit fast einem Jahr ist Todt nun Sportdirektor beim HSV. Neben der Causa Walace nahm der 47-Jährige auch zu Kritik an seiner Transferpolitik Stellung. Den Verlust von René Adler habe er nicht unterschätzt, betonte der ehemalige Mittelfeldspieler. "Christian Mathenia hat in der Endphase der Vorsaison hervorragende Spiele gemacht. Die Hinrunde war sicherlich nicht seine beste, aber wir glauben an ihn und haben ja auch noch einen jungen Herausforderer, der sich zuletzt gut entwickelt hat", erklärte Todt.
Auch die Vertragsverlängerung mit Bobby Wood zu deutlich erhöhten Bezügen und die Verpflichtung von André Hahn seien richtig gewesen. "Beide haben keine gute Hinrunde gespielt, das steht außer Frage. Bei beiden gehe ich aber davon aus, dass sie sich in der Rückrunde steigern werden", setzte der Sportdirektor auf die Zukunft und fügte hinzu: "Wir gestehen jedem eine schwächere Phase zu, solange er alles dafür tut, aus dem Tief herauszukommen."
Dass der Hamburger SV zeitweise gar von den Leistungen zweier Youngster, namentlich Fiete Arp und Tatsuya Ito, abhängig war, sieht Todt kritisch. "Das darf nicht sein. Wir dürfen unsere Jüngsten nicht mit Erwartungen überfrachten, die Last müssen andere tragen", sagte der 47-Jährige.
Vertragsverlängerungen statt Wintertransfers?
Stattdessen plant der gebürtige Hamelner Vertragsverlängerungen mit Dennis Diekmeier und Kapitän Gotoku Sakai. "Dennis und Go haben Angebote von uns erhalten, und wir haben mit ihnen und ihren Beratern besprochen, dass wir die Gespräche schon in Jerez fortsetzen werden." Aber auch Arp darf sich über ein Angebot freuen: "Auch bei ihm werden wir noch im Januar Gespräche beginnen."
Auf Winterverstärkungen dürfen sich die HSV-Fans auf der anderen Seite kaum Hoffnungen machen. "Wir werden nicht viel machen und werden uns nicht zu wilden Dingen treiben lassen. Es herrscht Einigkeit darüber, dass keine Notwendigkeit für gravierende Veränderungen besteht", stellte Todt klar: "Es geht um punktuelle Dinge, um vielleicht eine oder zwei Positionen." Außerdem müssten immer die "begrenzten finanziellen Möglichkeiten" im Blick behalten werden.


























