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Freitag will dem Engelberg-Fluch trotzen

Richard Freitag fliegt am Wochenende in Engelberg
Richard Freitag fliegt am Wochenende in Engelberg
Foto: © getty, Matthias Hangst
14. Dezember 2017, 13:43

Richard Freitag reist als Nummer eins im Gesamtweltcup zur Vierschanzentournee-Generalprobe nach Engelberg. Der Sachse liebt die Schanze in der Schweiz - doch oft genug folgte danach der Formknick.

Es ist die Ruhe vor dem Vier-Schanzen-Sturm: Im beschaulichen Schweizer Engelberg proben die deutschen Skispringer um die zuletzt beängstigend starken Richard Freitag und Andreas Wellinger den Ernstfall. Die Favoritenrolle im Kampf um den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 16 Jahren ist der derzeitigen Nummer eins und zwei im Weltcup-Ranking schon vor der Generalprobe eigentlich nicht mehr zu nehmen - wäre da nicht der Engelberg-Fluch.

"Ich bin schon einmal mit einem Sieg in Engelberg zur Tournee gefahren, und dann... Das ist einfach was anderes. Es kann ganz anders laufen als jetzt", sagt Freitag vor den beiden Einzelspringen am Samstag und Sonntag. Die Geschichte der altehrwürdigen Gross-Titlis-Schanze lehrt: Wer dort glänzt, den erwischt oftmals die gefürchtete Weihnachts-Delle - und er enttäuscht beim ersten Saisonhöhepunkt.

Schuster warnt: Nicht nur Doppelsiege bis Mitte März

So war es 2014 bei Freitag, der in Engelberg triumphierte und zum Sieganwärter für die Vierschanzentournee aufstieg. Die ging dann zwar mit Gesamtplatz sechs - dem besten seiner Karriere - und Tageserfolg in Innsbruck nicht völlig in die Hose, wie so oft in seiner Laufbahn blieb Freitag aber hinter denn Erwartungen zurück.

Das aber soll der alte Freitag gewesen sein, der neue ist nicht nur dank mittlerweile doch zünftigen Schnurrbarts und Gelben Trikots kaum wiederzuerkennen: Sieg und Platz zwei hinter Wellinger in Nischni Tagil, Sieg vor Wellinger in Titisee-Neustadt.

Aber auch wenn Freitag derzeit so stabil wirkt wie nie in seiner Karriere, warnt Bundestrainer Werner Schuster davor, den Rausch des Augenblicks zur dauerhaften Erwartung zu machen. "Es wird nicht Doppelsiege bis Mitte März geben", sagt der Österreicher. Ein Rückschlag schon in Engelberg liegt im Bereich des Möglichen, wäre aber nicht einmal tragisch. Denn als Omen taugt das Abschneiden in der Schweiz nicht.

Der Engelberg-Fluch

Seit 2006 gab es 14 verschiedene Sieger am Titlis - nur drei gewannen danach auch die Tournee, zuletzt 2015/16 Peter Prevc. Im Vorjahr setzten sich Domen Prevc und Michael Hayböck durch. Ersterer wurde anschließend Tournee-Neunter und verlor danach bis heute völlig die Form - erst in Engelberg feiert Sloweniens Wunderkind nun seinen Saisoneinstand im Weltcup.

Hayböck beendet die Tournee als 19. und gewann seitdem nichts mehr. Doch auch umgekehrt funktioniert die Engelbergsche (Un-)Konstante: Sven Hannawald verabschiedete sich im Dezember 2001 mit Platz 15 in Richtung Tournee - und feierte dort seinen legendären Grand Slam.

Somit ist es für Freitag nur in zweiter Linie wichtig, wie er seine Form von Titisee auf seine Lieblingsschanze bringt, auf der er auch in schwachen Karrierejahren überzeugte (nie schlechter als Platz acht seit 2012). Vielmehr - Stichwort Weihnachts-Delle - kommt es darauf an, wie der Sachse die Zeit zwischen Engelberg und Tournee überbrückt. "Das sind ja immerhin noch zwei Wochen", sagt Schuster: "Und wer weiß, wer von den anderen da noch kommt." Engelberg gibt ja bekanntlich nur ungern Aufschluss.

Engelberg 2017/2018

1NorwegenAnders Fannemel253.60
2DeutschlandRichard Freitag253.50
3PolenKamil Stoch250.80
4NorwegenDaniel-Andre Tande245.40
5NorwegenHalvor Egner Granerud243.30

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