Die Pfeile fliegen wieder Richtung Triple-20, die Stimmbänder der Caller leisten Schwerstarbeit und der Londoner Ally Pally kocht. Die Darts-WM steht vor der Tür! Die besten Pfeilartisten der Welt haben sich zum Highlight des Darts-Jahres versammelt. Wer wird an Neujahr die begehrte Sid-Waddell-Trophy in den Händen halten? Sport.de macht den Favoritencheck.
Der große Dominator: Michael van Gerwen (Niederlande)
Da kann es keine zwei Meinungen geben. Der Titelverteidiger ist auch in diesem Jahr der absolute Topfavorit. Der 28-Jährige feierte gleich zu Jahresbeginn seinen dritten Masters-Triumph in Serie, gewann erneut die Premier League sowie den Grand Slam of Darts.
Insgesamt heimste "MvG" auch 2017 schon satte 18 Titel ein. Der Holländer gewann seine letzten 29 Matches auf der Tour und schien dabei nahezu unbesiegbar. Das sieht van Gerwen genauso: "Alles außer dem Titel wäre eine Enttäuschung", formulierte "Mighty Mike" sein WM-Ziel zuletzt im Interview bei "Spox" unmissverständlich.
Möglicher Stolperstein: Die WM-Spiele werden in mehreren kurzen Sätzen bis drei entschieden. Die Anzahl der benötigten Sätze steigt von Runde zu Runde. So kann der Holländer seine Gegner nicht wie in längeren Matches mit starken Phasen überrollen. Wenn "Mighty Mike" die ersten zwei Runden übersteht, dürfte er aber auch diesmal nur ganz schwer aufzuhalten sein.
Der WM-Experte: Gary Anderson (Schottland)
Es war bisher nicht das erfolgreichste Jahr des "Flying Scotsman". Doch wenn es in den Ally Pally geht, ist bei Gary Anderson alles andere vergessen. Dreimal in Folge stand der Schotte zuletzt im WM-Finale und musste dabei nur im Vorjahr Michael van Gerwen den Vortritt lassen.
Beim 46-Jährigen standen dieses Jahr andere Dinge im Vordergrund. Durch die Geburt seiner ersten Tochter (neben drei Söhnen) verpasste der Schotte unter anderem den World Grand Prix.
Erfolge konnte Gary Anderson 2017 bei den Darts-Masters in Perth und Dubai feiern. Wenn der Schotte zu seinem gefürchteten Highscoring-Game findet, dann ist ein weiteres Endspiel im Ally Pally durchaus drin.
Paradiesvogel mit Ambitionen: Peter Wright (Schottland)
Nach Jahren in der Weltspitze konnte Peter Wright 2017 endlich seinen ersten großen Titel bei einem TV-Event feiern und die UK Open gewinnen. Wenig später folgte beim German Darts Masters auch gleich der zweite. Beim European Darts Grand Prix besiegte er Michael van Gerwen im Finale mit 6:0 und stellte klar: "Ich will die Nummer eins werden."
Der Schotte mit den extravaganten bunten Outfits hat sich bis auf Rang zwei der Order of Merit hochgearbeitet. "Snakebite" bewies schon letztes Jahr, dass ihm die große Bühne liegt. Erst im Halbfinale scheiterte er an Gary Anderson.
Bei den Vorbereitungen auf die diesjährige WM hatte der Schotte allerdings mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt musste er alle geplanten Exhibitions absagen. Noch hat Wright etwas Zeit, sich zu erholen. Er greift erst am 21. Dezember ins Geschehen ein.
Letzter Auftritt der Legende: Phil Taylor (England)
Der größte Darts-Spieler der Geschichte wird seine Karriere nach dieser WM beenden. Doch der 57-Jährige würde nicht mehr antreten, wenn er nicht selbst fest davon überzeugt wäre, dass er auch gewinnen kann. "Ich kann die großen Turniere noch immer gewinnen, auch die WM", gab sich der 16-fache Weltmeister selbstbewusst.
Tatsächlich ist Taylor in seinem letzten Jahr auf der Tour bisher überaus erfolgreich. "The Power" gewann neben dem Melbourne Darts Masters vor allem seinen 16. Titel beim World Matchplay und besiegte dabei die gesamte Weltelite.
Es wäre das Darts-Märchen überhaupt, wenn der Mann, der die Szene wie kein anderer geprägt hat, seine Karriere mit einem 17. WM-Titel beenden könnte. Die Fähigkeiten und den Willen dazu hat "The Power" zweifelsfrei noch immer. Die Frage ist, ob er seine Leistung konstant abrufen kann.
Shooting-Star mit Potential: Rob Cross (England)
Rob Cross hat in seinem Debütjahr in den PDC gleich vier Pro-Events gewonnen und sich schon einige spannende Schlachten mit Michael van Gerwen geliefert. "Beim nächsten Mal kriege ich ihn" versprach "Voltage" nach einer knappen Niederlage gegen "MvG" beim Grand Slam of Darts.
Der 27-Jährige spielt seine erste WM und wird mit Nervosität zu kämpfen haben. Zudem wird er aufgrund seiner noch niedrigen Weltranglistenposition eine schwere Auslosung haben. Wenn Cross die erste Runde übersteht und sich an die Atmosphäre im Ally Pally gewöhnt, ist ihm aber auch hier einiges zuzutrauen.
"Barney" und "Jackpot" schwächeln, "SuperChin" lauert
Natürlich werden auch Raymond van Barneveld und Adrian Lewis zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Beide wissen, wie man Weltmeister wird. Beide hatten allerdings bisher kein gutes Jahr.
Für Furore hat unterdessen zuletzt Daryl Gurney gesorgt. "SuperChin" gewann beim World Grand Prix den ersten TV-Titel seiner Karriere und hat sich auf Rang vier der Welt katapultiert. Gleich dahinter lauert der Österreicher Mensur Suljovic, der mit der Champions League of Darts 2017 ebenfalls seinen ersten großen Titel feierte.
Lennart Wegner