Der einstige Dominator hat das Siegen verlernt. Und dafür gibt sich Francesco Friedrich selbst die Schuld. "Manchmal ist man einfach zu doof", sagte der Doppelweltmeister nach der erneuten Enttäuschung beim Zweierbob-Weltcup im kanadischen Whistler in der "ARD". Friedrich hatte seinen Erfolgsschlitten nach dem überragenden Vorjahr abgegeben - und fährt mit seinem neuen Bob nun hinterher.
"Darüber haben wir im Sommer vielleicht nicht nachgedacht", sagte Friedrich weiter, und machte die Diskussionen um das Material wieder zum Thema. Der 27-Jährige aus Oberbärenburg belegte mit seinem Schlitten des österreichischen Herstellers Wallner auf der Olympiabahn von 2010 nur Platz 13. Der Stuttgarter Johannes Lochner, ebenfalls mit Wallner unterwegs, schied beim Sieg des Lokalmatadors Chris Spring sogar nach dem ersten Durchgang aus.
"Das war für uns ein sehr schlechter Tag", bilanzierte Bundestrainer Rene Spies. "Wir hatten gedacht, dass wir den Schaden begrenzen können, das ist uns nicht gelungen. Aber auch damit müssen wir umgehen, wir dürfen jetzt nicht komplett durchdrehen."
Einzig Friedrichs Vereinskollege Nico Walther, der das erste Saisonrennen in Lake Placid gewonnen hatte, fuhr als Siebter in die Top 10. Aber der vertraut auf ein Gefährt des deutschen Stammausrüsters FES. "Was die anderen mit ihrem Schlitten machen, ist nicht meine Baustelle", sagte Walther nach dem Rennen. Aber auch er weiß, dass bis zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang (9. bis 25. Februar) noch viel zu tun ist: "Bei Olympia können zehn Leute um die Medaillen fahren, das habe ich noch nie erlebt."
Walther hält die deutschen Farben hoch
Die knappen Abstände und dürftigen Resultate der deutschen Fahrer in dieser Saison - Friedrich war zuvor zweimal auf Rang neun gefahren - spiegeln sich auch im Gesamtweltcup wider: Einzig Walther hat als Vierter (545 Punkte) Kontakt zum führenden Justin Kripps aus Kanada (612). Der zehntplatzierte Friedrich (424) und Lochner auf Rang 14 (366) sind von der Weltspitze im kleinen Schlitten weit entfernt.
Die Erwartungen an das junge Frauenteam sind deutlich geringer, und bislang schlägt es sich gut. Europameisterin Mariama Jamanka aus Oberhof fuhr auf der wohl schnellsten Bahn der Welt als Vierte nur knapp am Podest vorbei. Anna Köhler (Winterberg) und Stephanie Schneider (Oberbärenburg) hatten auf den Plätzen 14 und 20 allerdings nichts mit der Entscheidung um den Sieg zu tun. Der ging an die zweimalige Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada, die auch den Gesamtweltcup anführt.
"Spätestens in Europa haben wir sie im Sack"
Vor dem ersten Heim-Weltcup der Saison in Winterberg in zwei Wochen haben Friedrich und Lochner mit ihren Schlitten "gut zu tun". Friedrich kündigte an, zunächst mit den Viererbobs zu trainieren und sich erst danach in den kleinen Schlitten zu setzen.
Ganz anders läuft es bislang im Vierer, zumindest für Lochner und Walther. Beide entschieden jeweils eines der beiden Rennen in Park City für sich. Friedrich, gemeinsam mit dem zeitgleichen Lochner amtierender Weltmeister im großen Schlitten, will seinen ersten Podestplatz am Samstagabend (23:00 Uhr) einfahren. Im Hinblick auf Winterberg sendete er trotz der dürftigen Resultate eine Warnung an die Konkurrenz: "Spätestens in Europa haben wir sie im Sack".