Wann immer ein Spieler der Los Angeles Lakers etwas erreicht, was vor ihm lediglich Magic Johnson und Jerry West geschafft haben, weiß man, dass es etwas ganz Besonderes sein muss. Schließlich gehören die beiden nicht nur zu den besten Spielern, die je das lila-goldene Trikot überstreiften, sondern auch zu den größten Namen in der NBA-Geschichte. Bis dahin ist es für Lonzo Ball aber noch ein weiter Weg.
Sein enormes Talent unterstrich der Rookie Sonntagnacht im Heimspiel seiner Lakers gegen die Denver Nuggets. Beim 127:109-Sieg zauberte Ball elf Punkte, 16 Rebounds und elf Assists auf das Parkett des Staples Center und ist damit erst der dritte Laker, der in seiner Rookie-Saison mehr als ein Triple-Double verbuchen konnte. Acht Tage zuvor gelang ihm diese besondere Leistung zum ersten Mal - als bis dato jüngstem Spieler der Liga-Geschichte.
Der Jubel hält sich allerdings wundersamerweise in Grenzen. Nicht zuletzt beim ohnehin wortkargen Rookie selber. "Es war natürlich ein tolles Spiel, aber wir hatten zuvor auch fünf der letzten sechs Spiele verloren", lenkte der 20-Jährige die Aufmerksamkeit schnell auf die Team-Leistung. "Als Point Guard bin ich für den Erfolg der Mannschaft verantwortlich und ich hoffe wir können aus diesem Spiel Energie für die nächsten Partien ziehen."
Der Tritt auf die Euphoriebremse hat einfache Gründe. Nicht nur das junge Lakers-Team kämpft mit einer durchwachsenen Saison, auch der hochgelobte Lonzo Ball hat sich seine bisherige Rookie-Spielzeit anders vorgestellt.
Historisch schlechte Quote dämpft den Jubel
Seine 8,9 Punkte, 7,1 Rebounds und 7,1 Assists pro Spiel sind gute Werte, doch Ball trifft lediglich 31,3 Prozent seiner Würfe aus dem Feld. Gepaart mit 22,8 Prozent von der Dreierlinie sind dies historisch schwache Wurfquoten – kein Rookie traf seit der NBA-Vereinigung mit der ABA 1976 schlechter aus dem Feld. Bei vielen Lakers-Fans läuten daher bereits die Alarmglocken, schließlich soll der zweite Pick des vergangenen NBA-Draft die Franchise in eine neue Blütezeit führen. Hat er wirklich das Zeug dazu?
Fragt man die Verantwortlichen in Hollywood, dann allemal. "Lonzo Ball hat ein ganz besonderes Talent, das konnte man schon früh sehen", stärkt Magic Johnson, heute Präsident der Lakers, seinem Schützling den Rücken. "Er macht Dinge auf dem Court, die man einem Spieler nicht beibringen kann. Wir wissen, was wir an ihm haben."
Das Gesicht der Franchise
Welche Hoffnungen das Mitglied der Hall Of Fame in seinen Rookie steckt, machte er bereits vor der Saison klar. "Er ist das neue Gesicht dieser Franchise und ich hoffe, dass wir eines Tages sein Trikot neben meines unter die Hallendecke hängen können", erklärte Magic bei der offiziellen Saisonvorstellung. "Ich habe ihn nur gebeten, dass er nicht alle meine Rekorde brechen soll."
Es sind Worte, die einen enormen Druck auf einen jungen Spieler ausüben. Nicht zuletzt weil Ball durch seinen extrovertierten Vater LaVar bereits vor der Saison als "bester Guard aller Zeiten" angepriesen wurde. Ein Frevel, nach welchem seine oft schwachen Leistungen natürlich ein gefundenes Fressen für die Kritiker sind. "Lonzo hat es verdammt schwer, das steht außer Frage", weiß auch Lakers-Coach Luke Walton um die besondere Situation seines Spielmachers. "Er schafft in einem Spiel ein Triple-Double, doch die Presse ist voll von der Diskussion um seinen Wurf."
Unorthodox und langsam
Das liegt daran, weil genau dieser der entscheidende Faktor dafür ist, ob Lonzo Ball die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen kann oder nicht. Balls Wurfbewegung – er hebt den Ball vor seinem Körper von rechts nach links - ist unorthodox und langsam, bisher leicht zu verteidigen für seine Gegenspieler. Schafft er es nicht, zumindest respektabel aus dem Feld zu treffen, wird sein Team trotz anderer Beiträge zur Partie immer unter ihm leiden.
"Im Moment ist Ball nur ein halber Spieler, denn er kann nur werfen, wenn er nach links zieht", analysiert Charles Barkley, Ex-NBA-Star und heutiger TV-Experte. "Er muss seinen Wurf grundlegend ändern." Laut Magic Johnson wollen die Lakers damit aber erst einmal warten und frühestens nach der Saison mit ihrem Rohdiamanten an seinem Jumper feilen. Eine solche Maßnahme mitten in der Saison wäre wohl auch nur noch mehr Last auf Balls Schultern.
Davon kann der 20-Jährige in diesen Tagen wirklich nicht mehr gebrauchen. Denn der Weg in den NBA-Olymp ist auch so noch weit genug für Lonzo Ball. Auch mit besonderen Leistungen wie Sonntagnacht...
Moritz Wollert