Wegen einer Verletzung musste Björn Werner den Profi-Football aufgeben, doch mittlerweile hat er sich ein anderes Feld gesucht: Der Berliner sucht die NFL-Stars von morgen - in Europa.
Der Jagdinstinkt lag Björn Werner schon immer im Blut. Früher scharrte er als Footballer in der NFL mit den Hufen und war immer bereit, den gegnerischen Quarterback gnadenlos zu Boden zu werfen. Dann setzte eine Knieverletzung seiner Profi-Laufbahn im vergangenen Jahr ein jähes Ende. Doch auch bei der Karriere nach der Karriere jagt er wieder. Nach den NFL-Talenten von morgen - und das in Europa.
Gridiron Imports, so heißt Werners Firma, die er im September letzten Jahres auf den Weg gebracht hat. "Wir haben gerade Jungs rübergebracht, viele gehen jetzt an die Colleges", berichtete Werner vor wenigen Tagen. Kurz bevor Gridiron Imports gelauncht wurde, hatten die Jacksonville Jaguars Werner entlassen - der Anfang vom Ende seiner aktiven Laufbahn. Nach anhaltenden Knieproblemen machte er im Januar 2017 offiziell Schluss.
Doch das Unternehmen des heute 27-Jährigen wuchs und gab ihm eine Perspektive für die Zukunft. Die bietet er über seine Plattform nun auch europäischen Nachwuchsspielern. "Ich arbeite mit meiner Firma mit vielen Europäern. Nicht nur mit Deutschen, auch mit Österreichern, Dänen. Im Vergleich zu den Amerikanern ist es schon wirklich hart, da hinein zu kommen", sagte Werner.
"College-Football ist wie eine Profiliga"
Um den Talenten den schwierigen Sprung über den großen Teich zu ermöglichen, evaluiert Werner mit seinem Team die Chancen, stellt Kontakte zu ausgewählten Highschools her und berät im Bewerbungsprozess. Im Alter von 15 bis 17 Jahren sollen sich die Jungen für einen Platz an einem College empfehlen. Von dort rekrutieren später die NFL-Teams im jährlichen Draft ihre neuen Spieler.
Die Zeit am College hält Werner für eine Profikarriere für unabdingbar. Das beweise auch das Beispiel Moritz Böhringer. Der Wide Receiver war 2016 ohne College-Erfahrung von den Minnesota Vikings verpflichtet worden, schaffte es aber nicht in den Kader. "Die Situation hat gezeigt, dass dir, wenn du nicht direkt durch den College-Level kommst, diese jahrelange Erfahrung einfach fehlt. College-Football ist wie eine Profiliga, das ist die zweitbeste Liga der Welt", sagte Werner.
Zwei Deutsche in der NFL
In diesem Jahr brachte Werner auch zwei Deutsche dort unter. Gerrik Vollmer aus Hamburg (University of Virgina) und der Stuttgarter Simon Krizak (Bucknell University) sind beide 20 Jahre alt und spielen in der höchsten Universitäts-Liga Division 1. Vielleicht schaffen die Offensive Linemen gar den Sprung nach ganz oben. Aktuell sind in Kasim Edebali (Denver Broncos) und Mark Nzeocha (San Francisco 49ers) nur zwei Deutsche in der NFL vertreten.
Für das Interesse an der Liga hierzulande wären mehr deutsche Akteure in der Topliga nur förderlich. Das Interesse ist da, die Einschaltquoten sind gut. Auf Björn Werner und seine Jungs kommt bis zum erhofften Sprung in die NFL aber noch einiges an Arbeit zu.