Sportdirektor Hasan Salihamidžić hat sich auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz zu den jüngsten Geschehnissen beim FC Bayern München geäußert.
Nach der frühesten Trainerentlassung der Bundesliga-Geschichte der Bayern am Donnerstag erläuterte der 40-Jährige die Entscheidung der Klubführung, den italienischen Star-Coach Carlo Ancelotti samt Betreuerteam freizustellen: "Für Carlo Ancelotti war es keine einfache Situation. Ich habe wirklich ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer gehabt. Wir bedauern diesen Schritt auch, aber wir haben im Klub gemerkt, dass sich die Mannschaft nicht so entwickelt hat, wie wir beim FC Bayern das wollten."
Wie am Donnerstag bereits bestätigt, galt vor allem das schlechte Spiel in der Champions League bei Paris Saint-Germain als ausschlaggebend für das Ancelotti-Ende: "Carlo hat natürlich auch gesehen, dass wir Probleme hatten und nicht so gut gespielt haben, wie wir es erwarten hatten. Wir haben gehofft, dass es besser wird. Aber das Spiel in Paris war alles andere als gut. Das war der Tropfen, der alles zum Überlaufen gebracht hat", bestätigte Salihamidžić am Freitagnachmittag.
Salihamidžić: "Diskutieren alles intern"
Ähnlich wie Klub-Präsident Uli Hoeneß kritisierte Salihamidžić den geschassten Trainer für dessen Personalentscheidungen in Paris, als er mit Robben, Ribéry, Hummels und Boateng gleich vier gestandene Akteure der Bayern auf die Ersatzbank oder sogar nur auf die Tribüne verbannt hatte.
Zum Anforderungsprofil an eine langfristige Lösung auf dem Trainerstuhl bei den Bayern wollte sich der Bayern-Sportdirektor nicht konkreter äußern: "Wir sind gerade dabei, alles intern zu diskutieren. Wir werden uns aber dazu jetzt nicht äußern. Ich kann keine Namen nennen."
Keine Äußerungen zur Nachfolger-Diskussion
Fest steht bisher nur, dass am Sonntag mit Willy Sagnol der bisherige Co-Trainer als verantwortlicher Coach das Sagen bei den Bayern haben wird. Was danach in der Länderspielpause entschieden wird, ist nach Aussage Salihamidžić noch vollkommen offen. "Wenn wir zu einem Entschluss kommen, werden wir einen Trainer einstellen. Ziel ist es, mit Willy zunächst am Sonntag zu gewinnen. Das Spiel in Berlin ist sehr wichtig für uns. Danach muss man sehen."
Mit dem nötigen Selbstvertrauen wolle der deutsche Rekordmeister die Auswärtshürde am Sonntag in der Hauptstadt meistern: "Unser Ziel ist es nach wie vor, Deutscher Meister zu werden. Wir werden stark aus der Situation herauskommen. Wir haben eine Top-Truppe, eine super Mannschaft und werden das am Sonntag zeigen", stellte Salihamidžić klar.
Zu den am Freitag heiß diskutierten Nachfolger-Gerüchten äußerte sich der 40-Jährige nicht.
Zuletzt wurden vermehrt die Namen Thomas Tuchel und Jupp Heynckes gehandelt. Sogar die Personalie Louis van Gaal, der 2011 einen unrühmlichen Abgang in München hatte, ist bereits in Münchner Medien diskutiert worden.
Nagelsmann-Verpflichtung scheint unwahrscheinlich
Als langfristige Lösung fällt immer wieder der Name Julian Nagelsmann. Der Trainer-Senkrechtstarter, der gerade in München ein Haus baut, wäre dem FC Bayern wohl am liebsten. Nach wie vor ist es ein offenes Geheimnis, dass er am Ende der laufenden Saison hätte kommen sollen, trotz eines Vertrages bei 1899 Hoffenheim bis 2021 - und trotz einer Vereinbarung mit Ancelotti bis 2019. Aber nun? Kaum vorstellbar, dass er sofort wechselt oder die Bayern bis nach der Saison warten wollen.
Also Tuchel? Spricht Deutsch, ist zu haben, wohnt in München, wäre eine Light-Version von Pep Guardiola, nach dem sie sich beim FC Bayern plötzlich wieder sehnen. Allerdings: Tuchel gilt auch als schwieriger Charakter mit Problemen im direkten Umgang mit Spielern. Mats Hummels, so ist zu hören, ist im Sommer 2016 nicht ausschließlich zum FC Bayern gewechselt, sondern auch vor Tuchel aus Dortmund geflüchtet.
Salihamidžić: "Wir sind Vollprofis!"
Und eine Übergangslösung mit Sagnol bis Saisonende? Mit oder ohne einen erfahrenen Partner, etwa Jupp Heynckes, der über das Saisonende hinaus keine Ambitionen mehr hegt. Sagnol hat bereits die französische U20 und U21 trainiert, außerdem von 2014 bis 2016 Girondins Bordeaux. Er spricht Französisch, Italienisch und Deutsch, außerdem Bairisch. Er ist Publikumsliebling. Und einer wie geschaffen für ein "Mia san mia".
Aber, noch mal Salihamidžić: "Wir werden jetzt alle Informationen sammeln und genau analysieren." Und dann? "Werden Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und ich in einen Raum gehen und erst wieder rauskommen, wenn wir uns einig sind." Und vor allem: "Wir sind keine Amateure, wir sind Vollprofis, wir werden die beste Lösung für den FC Bayern finden."


























